Am 20. Januar wird das CFO Forum Schweiz den «CFO of the Year Award» verleihen. Jurymitglied Christoph Lengwiler zu den Qualitäten des CFO nach der Krise.

Ausgezeichnet werden am CFO Day je ein Finanzchef einer SMI- und einer SPI-Gesellschaft sowie ein Mitglied des CFO Forums Schweiz, einer Vereinigung von rund 330 Finanzchefs. Finews.ch wollte von Finanzprofessor Christoph Lengwiler erfahren, ob sich das Verhalten der Finanzchefs durch die Finanzkrise verändert hat und wie sich die Leistung eines Finanzchefs überhaupt beurteilen lässt.


Einstelllung zum Risiko verändert

Die Finanzkrise hat bei den Finanzchefs nicht eine grundlegende Verhaltensveränderung bewirkt, sagt Christoph Lengwiler: «Viele Finanzchefs haben bereits bisher eine umsichtige Finanzpolitik verfolgt, was ihren Unternehmungen in der Finanzkrise zugute gekommen ist. Sie haben es auch verstanden, die Finanzkrise erfolgreich zu meistern und die Unternehmen zu refinanzieren». Christoph Lengwiler hat allerdings den Eindruck, dass viele Finanzchefs unter dem Eindruck der Geschehnisse ihre Einstellung zum Risiko verändert haben:

Liquidität im Zentrum

Die Liquiditätssicherung ist zu einem noch zentraleren Thema geworden als früher. Die Schweizer Unternehmen weisen teils beeindruckende Liquiditätspolster auf, stellt Lengwiler fest. Die Liquidität soll gewährleisten, dass Umsatzeinbrüche, wie sie in den Jahren 2007 und 2008 erlebt wurden, abgefedert werden können.

Vorsichtige Bewertung von Akquisitionsobjekten


Akquisitionsobjekte werden heute einiges nüchterner beurteilt als noch vor wenigen Jahren, sagt Lengwiler. Fantasiepreise sind out, im Zweifel wird auf Akquisitionen verzichtet. Anderseits haben einige Schweizer Konzerne den Mut gehabt, trotz den wirtschaftlichen Turbulenzen zuzugreifen und teils recht günstige Akquisitionen durchzuführen.

Einfache nachhaltige Finanzierungskonzepte


«Komplexe Strukturen, Financial Engeneering und hoher Leverage sind heute nicht mehr gefragt», sagt Christoph Lengwiler. Die Finanzchefs strebten eine solide Eigenkapitaldecke und nachhaltige Fremdfinanzierungen an. Bei den Fremdfinanzierungen wird eine sinnvoller Mix zwischen Bankfinanzierungen und Finanzierungen über Anleihen angestrebt. Es wird auch vermehrt darauf geachtet, dass die Financial Covenants «krisenresistent» formuliert werden.

Bei der Beurteilung der Kandidaten für den «CFO of the Year Award» hat sich die Jury auch dieses Jahr von den Kriterien Persönlichkeit, Fachkompetenz, Besondere Leistungen, Vertrautheit mit dem Business der Unternehmung und Reputation bei Analysten/Investoren leiten lassen. Bei der Einschätzung der Kandidaten spielte unter anderem eine Rolle, wie die Herausforderungen aus der Finanzkrise bewältigt wurden. Zudem hat die Jury nur CFO auf den Schild gehoben, deren Unternehmungen heute nachweislich gut dastehen beziehungsweise den Turnaround geschafft haben.

Schwierige Aufgabe für die Jury


Die Jury ist sich durchaus bewusst, dass sich die Qualität und Leistung eines Finanzchefs nicht genau messen lässt. Es lässt sich selten eruieren, welchen Anteil am finanziellen Erfolg einer Unternehmung jeweils der Finanzchef hat. Ebenso legen viele der potenziellen Kandidaten Wert auf die Leistung ihres Teams, denn nur die wenigsten von ihnen sehen sich als Einzelkämpfer. Schliesslich spielen bei der Einschätzung von Finanzchefs durch Aussenstehende wohl auch die Bekanntheit der Unternehmung und des CFO eine Rolle.


Weil sich die Leistungen und Fähigkeiten eines Finanzchefs durch Aussenstehende nur schwer beurteilen lassen, ist die Jury des CFO of the Year Awards mit hochkarätigen Persönlichkeiten zusammengesetzt, die direkt oder indirekt über ihre Mitarbeitenden mit Finanzchefs im Kontakt sind und dadurch die Community der Finanzchefs weitgehend abdecken. So wirken die Leiter Wirtschaftsprüfung von PwC, Ernst & Young, KPMG und BDO in der Jury mit, ebenso hochrangige Vertreter der Credit Suisse, UBS und ZKB sowie ein Finanzanalyst, der Chefredaktor der «Finanz und Wirtschaft», der Präsident des CFO Forums Schweiz und der Finanzprofessor Christoph Lengwiler.

Mehrstufiger Prozess


Wie Christoph Lengwiler erläutert, hat die Jury die Preisträger des CFO of the Year Awards in einem mehrstufigen Prozess erkoren. Als erstes wurden alle in Frage kommenden Finanzchefs sowie die Mitglieder des CFO Forums Schweiz angeschrieben und aufgefordert, sich – mit Begründung – um den Award zu bewerben oder eine Drittperson vorzuschlagen. Ebenso hat jedes Jurymitglied in jeder Kategorie fünf Kandidaten mit ausführlicher Begründung gemeldet.

Die 72 gemeldeten Kandidatinnen und Kandidaten wurden informiert und um die Einreichung ihrer CV gebeten. Danach hat jedes Jury-Mitglied seine fünf Favoriten pro Kategorie angegeben. Schliesslich hat die Jury die Shortlist diskutiert und eine Rangliste der Nominierten erstellt. Mit den im ersten Rang Nominierten der Kategorien SMI und SPI wurden Gespräche geführt und sie wurden danach definitiv als Preisträger gekürt.

Nominiert sind. . .


In der Kategorie CFO Mitglieder wurde dieses Jahr erstmals fünf Kandidaten durch die Jury nominiert und den Mitgliedern des CFO Forums Schweiz zur Wahl vorgeschlagen. Es handelte sich um Reto Conrad (Emmi), Thomas Dressendörfer (Uster Technologies), Stephan Naef (Aebi Schmidt),  Patrick Vogler (Grand Resort Bad Ragaz) und Stefan Zehnder (Bossard). Man kann gespannt sein, wen die Mitglieder des CFO Forums Schweiz schlussendlich gewählt haben.

Weitere Informationen unter www.swisscfoday.ch


Prof. Dr. Christoph Lengwiler ist Leiter des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug IFZ an der Hochschule Luzern.

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