Experten der Schweizer Grossbank UBS sind für den Weltwirtschaft-Motor USA gleichzeitig pessimistisch und hoffnungsvoll gestimmt. Wie das zusammengeht.

Die USA sind gemessen an den verwalteten Vermögen und den Stellenprozenten  weiterhin der wichtigsten Private-Banking-Markt der UBS. Darum müsste der Schweizer Grossbank daran gelegen sein, die amerikanische Kundschaft durch «konstruktive» Analysen zum Anlegen zu bewegen.

Vor diesem Hintergrund fällt ein Marktreport auf, den die Investmentbank-Sparte dieser Tage publizierte und der wegen seines überraschend pessimistischen Grundtons vom US-Magazin «Fortune» aufgenommen wurde.

So stehen laut den Ökonomen des Geldhauses die Chancen bei 40 Prozent, dass die weltweit wichtigste Volkswirtschaft nächstes Jahr in eine Rezession verfällt. Die UBS-Experten bedienten sich dabei einer Metapher aus der Fliegerei: «Die US-Wirtschaft fliegt nahe am Boden und ist anfällig für Turbulenzen», schrieben sie. Doch wo dieser Flug hingeht, wissen natürlich auch sie nicht – der Report behilft sich deshalb mit Szenarien.

1. Ansteckung aus dem Alten Kontinent

Wird davon ausgegangen, dass Russland vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs den EU-Mitgliedstaaten den «Gashahn» zudreht, würde der Energiemangel in der Union einen Rückgang des BIP von 4 Prozentpunkten auslösen, rechnen die Ökonomen der Grossbank vor. Die US-Konjunktur würde diese russische Retourkutsche zwar nur mit 20 Basispunkten (0,2 Prozent) belasten, geht das Szenario weiter. Weil aber Europa ein wichtiger Exportmarkt für  «Corporate America» darstellt, könnten die Erträge der dortigen Firmen um bis zu 15 Prozent einbrechen – was wiederum deren Börsenwert belasten würde.

Der amerikanische Leitindex S&P 500, der den Takt für die restlichen Börsen der Welt angibt, könnte so Ende Jahr von aktuell 3'830 auf 3’500 Punkte fallen.

2. Europäische Ansteckung, aber milder

Während der Lieferungsstopp das Extremszenario darstellt, ist die «freiwillige» Rationierung von russischem Erdgas in Europa dem gegenwärtigen Geschehen viel näher. Für die EU (und die an deren Energienetz angeschlossene Schweiz) ist dies ebenfalls kein erquicklicher Ausblick, droht der Region doch laut den UBS-Experten damit gleichzeitig Inflation und Rezession. Das BIP der USA würde aber nur um 10 Basispunkte geschmälert, und der S&P 500 Index stünde Ende 2023 bei 4’350 Punkten.

3. Vom Fed auf Talfahrt geschickt

Weitaus schlimmer wäre es für die US-Konjunktur, bekäme die amerikanische Notenbank Fed die Inflation nicht in den Griff (wonach es derzeit aussieht). Die amerikanischen Zentralbanker sähen sich in der Folge zu weiteren Zinserhöhungen gezwungen. Der Interbanken-Zinssatz könnte so zum Jahresende auf 4,5 Prozent steigen – und die Hypothekarzinsen gar auf 7 Prozent, glauben die Experten. Ein giftiger Cocktail aus schwindendem Konsum, Rezession, tieferen Firmeneträgen und höherer Arbeitslosigkeit würde dann den US-Leitindex bis Anfang 2023 auf 3’100 Punkte drücken.

In dieser Notlage, erwarten wenigstens die UBS-Experten, müsste die Fed die Zinsen rasch wieder auf Null senken, um der grassierenden Arbeitslosigkeit zu begegnen.

4. Und doch noch ein Lichtblick

Eine andere Unwägbarkeit in Übersee ist der sinkende Konsum. Inflationsbereinigt haben die Amerikaner vergangenen Juni 0,3 Prozent weniger eingekauft; der Trend könnten nun laut UBS weiter abwärts zeigen und für sich genommen eine Rezession auslösen. Dies, indem das US-BIP in der zweiten Jahreshälfte um 0,7 Prozent schmelzen dürfte und die Arbeitslosigkeit bei 5,6 Prozent liegen könnte. Aus Anlegersicht wäre dies aber nicht nur schlecht, folgern die Ökonomen weiter.

Die Fed sähe sich abermals zu deutlichen Zinssenkungen gezwungen, was an der Börsen eine Erholung auslösen könnte: In dem Fall rechnet der Report mit Zugewinnen von 16 Prozent am S&P 500 – was vermutlich auch Wasser auf die Mühlen der UBS-Vermögensverwaltung wäre.

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