Nächste Woche entscheidet der Rat der Europäischen Zentralbank über die Leitzinsen. Ende Juli tagt der Offenmarktausschuss des Fed. Während in den USA eine stärker als bisher erwartete Zinsanhebung anstehen könnte, dürfte die EZB trotz der immer lauter werdenden Kritik weiter ihren zögerlichen Kurs fortsetzen.

Die Bürger in den USA und in der Europäischen Union ächzen unter der galoppierenden Inflation. Steigende Preise für Energie und Lebensmittel schlagen insbesondere auf die Haushaltskassen der tieferen Einkommensschichten durch.

Wollen Notenbanken glaubhaft machen, dass sie die Inflationsbekämpfung ernst nehmen, dann müssen sie klare Zeichen setzten, dass sie bereit sind, auch die konjunkturellen Folgen ihrer Zinspolitik zu akzeptieren.

Die vergangenen beiden Wochen haben gezeigt, dass die Notenbanken reihum ihre Zinsschritte beschleunigen. So hat die Zentralbank Kanadas am Mittwoch die Zinsen um 100 Basispunkte auf 2,5 Prozent angehoben. Die kräftige Zinserhöhung folgte auf eine Inflationsrate von zuletzt fast 8 Prozent. Es war der grösste Zinsschritt beim nördlichen Nachbarn der USA seit 1998 – und grösser als von den Experten erwartet. Zuvor stiegen die Zinsen bereits um je 50 Basispunkte im April und Juni.

Euroland in Verzug

Auch in Europa haben die Notenbanken von Schweden und Ungarn weiter an der Zinsschraube gedreht. Selbst in der Schweiz war die SNB bereits im Juni mit einer überraschenden Anhebung vorgeprescht. In Grossbritannien ist die Bank of England auf einem stetigen Pfad zu höheren Zinsen.

Nur die wichtigste Zentralbank des Kontinents, die über die Zinssätze in den 19 Euro-Ländern bestimmt, hat unter der Präsidentschaft von Christine Lagarde (Bild unten) bisher nur mit dem Ende der Anleihekäufe reagiert. Die für die Sitzung am kommenden Donnerstag in Aussicht gestellte Anhebung um 25 Basispunkte wäre angesichts der hohen Inflation ein weiterer allzu zögerlicher Schritt, heisst es inzwischen von den Kritikern.

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(Bild: Keystone)

«Die Inflation ist nur ein vorübergehendes Phänomen», hatte Lagarde noch bis in den Januar hinein mantraartig und fast trotzig wiederholt, als andere Notenbanken bereits auf Erhöhungs-Pfad waren. Das änderte sich erst, als klar wurde, welche Folgen der Ukrainekrieg und die anhaltenden Lieferkettenprobleme im Welthandel und bei den Preisen haben. Eins ist nun klar: Die Teuerung war kräftiger als erwartet und wird auch länger anhalten. Auch die Zweitrundeneffekte über höhere Löhne werden sich nicht vermeiden lassen.

Schwacher Euro wird Problem

Und nun kommt ein weiteres Problem hinzu. Der Eurokurs lag vor einem Jahr bei noch rund 1.09 Dollar. Nun liegt er unter der Parität. Das verteuert die sowieso hohen Energie- und Rohstoffpreise weiter und belastet Konsumenten und Wirtschaft.

Der tiefe Eurokurs ist dabei nicht nur der Sorge vor einem Wirtschaftseinbruch in Europa – insbesondere in Deutschland – durch einen russischen Gas-Lieferstopp geschuldet. Die sinkende Euro-Notierung kann auch dahingehend interpretiert werden, dass man der EZB nicht zutraut, entschieden zu handeln.

Flucht in Dollar

Der Euro-Schwäche steht eine Dollar Stärke gegenüber. Das liegt einerseits an den geringeren Konjunktursorgen in den USA, andererseits aber vor allem an der Aussicht auf weiter steigende Zinsen und damit der Qualität des Greenback als «sicherer Hafen».

In den USA wurde zuletzt eine Teuerung von 9,1 Prozent gemessen, der höchste Wert seit mehr als 40 Jahren. Der Rekordwert hatte die Experten überrascht: Sie hatten nur mit rund 8,6 Prozent Preisauftrieb gerechnet.

Die Marktreaktion auf diese Makro-Daten mit einem steigenden Dollar und Kapitalmarktzinsen waren eindeutig. Von der FOMC-Sitzung (Fed Open Market Council) am 26. und 27. Juli wird erneut ein grösserer Zinsschritt erwartet. Im Protokoll der Juni-Sitzung wurde noch eine Steigerung um 50 oder 75 Basispunkte avisiert.

Harte Landung riskieren

Erste Volkswirte halten nun auch hier einen Zinsschritt um einen ganzen Prozentpunkt für möglich. «Alles steht zur Debatte», sagte etwa Raphael Bostic, vom Fed-Ableger in Atlanta.

Mit einem steileren Zinsanstieg würde Notenbankchef Jerome Powell eine härtere konjunkturelle Landung riskieren als beabsichtigt. Das würde an den Finanzmärkten weitere kräftige Turbulenzen erwarten lassen.

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