Beim Tauziehen um GAM stehen sich Liontrust und die Aktionärsgruppe NewGAMe weiter unversöhnlich gegenüber. Kann es da noch einen Gewinner geben?

Die am (gestrigen) Donnerstag publizierten Halbjahreszahlen von GAM haben die Misere offengelegt. Die verwalteten Vermögen (AuM) sind im Verlauf der ersten sechs Monate 2023 vor allem durch Mittelabflüsse um 9,3 Prozent auf 68,0 Milliarden Franken zurückgegangen. Wertminderungen und ein operatives Minus sorgten für einen Nettoverlust von insgesamt 71,2 Millionen Franken.

«Die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2023 zeigen die Herausforderungen, vor denen GAM steht», sagte Verwaltungsratspräsident David Jacob angesichts der Zahlen. Das sei einer der Gründe, weshalb der Verwaltungsrat den GAM-Aktionären weiterhin die Annahme des Liontrust Angebots mit Nachdruck empfiehlt.

Buhlen um Vertrauen

Wie wichtig Vertrauen in den Beziehungen zwischen einem Finanzinstitut und seinen Kunden ist, hat spätestens der Fall der Credit Suisse eindrücklich demonstriert. Aber auch das Vertrauen der Aktionäre ist nicht zu unterschätzen.

Und das wird nun schon seit geraumer Zeit durch das Tauziehen zwischen der britischen Liontrust und der Aktionärsgruppe NewGAMe um den französischen Milliardär Xavier Niel stark belastet. Und ein Ende, oder wer letztlich als Gewinner vom Platz gehen wird, ist nicht abzusehen.

Welche Trophäe bleibt am Ende übrig?

Und vor allem lautet die Frage, was wird am Ende noch als Trophäe übrigbleiben. Eines ist klar, je länger der Streit anhält, desto grösser wird die Belastung für das Geschäft. Die Tatsache, dass Liontrust, die Angebotsfrist nun bereits mehrfach nach hinten verschonen hat, steigert nicht gerade das Vertrauen. Die Briten bieten 0,0589 eigene Aktien für jede GAM-Aktie. Damit wurde das Fondshaus mit gerade einmal 107 Millionen Franken bewertet.

Die unter NewGAMe versammelten Aktionäre kommen auf einen Anteil vom 9,6 Prozent der GAM-Aktien. Das würde laut dem Liontrust-Angebot einem Wert von rechnerisch rund 10,4 Millionen Franken entsprechen.

An der Börse werden die Titel aktuell mit 0.53 Franken bewertet. Vor einem Jahr lag der Kurs noch rund doppelt so hoch. Als NewGAMe und der Westschweizer Vermögensverwalter Bruellan Ende April 2023 ihren Einstieg bei GAM bekanntgaben, hatte das für ein kurzfristiges Kurs-Strohfeuer von rund 50 auf dann rund 90 Rappen gesorgt.

Grosse Ziele

Doch die Turnaround-Pläne der Neu-Investoren wurden schon wenige Tage später durch das Liontrust-Angebot Anfang Mai durchkreuzt. Seitdem hat die Auseinandersetzung zwischen den Lagern an Schärfe kontinuierlich zugelegt.

Auch die Reform-Pläne von NewGAMe scheinen die Aktionäre nicht wirklich zu begeistern. Hier soll die Finanzierung über eine Wandelanleihe im Volumen von 25 Millionen Franken sichergestellt werden. Von Liontrust hatte sich das Fondshaus bereits 20 Millionen Franken mit einem Überbrückungskredit geliehen.

Auch die Tatsache, dass die Investoren nicht «all in» gehen wollen wird kritisch beäugt. Das Gegenangebot zum Londoner Vermögensverwalter sieht nur den Kauf von rund 17,5 Prozent der Aktien für 0.55 Franken pro Stück vor. Das wäre ein Volumen von 15,4 Millionen Franken. Es spräche für wirkliche Überzeugung in das eigene Konzept, wenn man ein Gebot für das ganze Unternehmen auf den Tisch legt.

Showdown an der Generalversammlung

NewGAMe hat am 18. August 2023 an der ausserordentlichen Generalversammlung (aoGV) die Gelegenheit ihre Pläne dem Aktionariat vorzulegen. Dazu zählt auch die Absetzung das derzeitigen und die Wahl eines neuen Verwaltungsrates.

Wie sich die Aktionäre an der aoGV und bis zum Ende der (derzeit gültigen) Angebotsfrist für das Liontrust-Tauschangebot am 23. August 2023 auch entscheiden, die Querelen und der Zeitverlust haben die Position von GAM eher noch weiter geschwächt.

Wenn so Gewinnen aussieht, möchte man nicht wissen, was Verlieren bedeuten würde.

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