Die Schweiz gibt viel auf ihre Beliebtheit unter Expats. Eine Umfrage unter Tech-Experten zeigt jedoch, dass Länder-Rankings in Zukunft nur noch begrenzt aussagekräftig sein werden.

Das dicke B an der Spree beweist erneut seine Anziehungskraft: In einem Ranking der weltweit beliebtesten Umzugs-Destinationen für Expats aus der Technologie-Branche schwingt Deutschland mit seiner Hauptstadt Berlin obenaus.

Dies ist einer Erhebung der Vermittlungs-Plattform Relocate zu entnehmen, die unter anderem vom Branchen-Portal «Sifted» aufgenommen wurde. Berlin punktet insbesondere mit seiner lebendigen Startup-Szene, die auch Jungfirmen wie das «Einhorn» mit Schweizer Wurzeln Getyourguide angezogen hat.

Magnetischer als das Silicon Valley

Die Schweiz bringt es in diesem Ranking immerhin auf den sechsten Platz – nach Schweden, aber erstaunlicherweise noch vor den USA mit ihrem Tech-Mekka im kalifornischen Silicon Valley. Was Deutschland ebenfalls an die Spitze auf der Suchplattform verholfen hat, ist dabei die erleichterte Arbeitsbewilligung für hochqualifizierte Arbeitskräfte.

Standortattraktivität hat also weiterhin viel mit Standortpolitik zu tun, wie man auch in der Schweiz mit ihren je nach Kanton sehr entgegenkommenden Steuerregimes weiss.

In dieser Hinsicht haben Indien, Russland und Nigeria als Länder mit den meisten ausreisewilligen Technologie-Profis noch einige Hausaufgaben zu machen, wollen sie den «brain-drain» in der eigenen Heimat unterbinden.

Pandemie facht Wirtschaftsflucht an

Interessanter als das Ranking ist indessen die Trendverschiebung, die in der Erhebung ebenfalls augenscheinlich wird: Auf der Relocate-Plattform sind die Anfragen von Tech-Experten, die im Ausland nach einer Stelle suchten, während der weit verbreiteten Corona-Lockdowns vom vergangenen Frühling regelrecht eingebrochen – nur um dann im Oktober den höchsten, je auf der Plattform gemessenen Stand zu erreichen.

Die Krise hat also die Suche nach einer Stelle im Ausland und damit die Wirtschaftsflucht angefacht, einerseits. Anderseits hat sich fast der gesamte Bewerbungsprozess in der Krise auf den Online-Kanal verlagert.

Arbeit vor Bewilligung

Mehr noch: Firmen stellen laut Relocate ausländische Talente ein, bevor die Arbeitsbewilligung vor Ort vorliegt. Ein klares Zeichen dafür, dass es in Zeiten des Remote-Working weniger wichtig ist, wo jemand gerade sitzt – solange sie oder er über einen Internet-Anschluss verfügen.

Wie auch finews.ch berichtete, könnte der Trend zur Fernarbeit ohne Ortswechsel in Zukunft deutlich an Fahrt gewinnen und auch die Outsourcing-Praxis von Finanzfirmen auf den Kopf stellen.

Teures Schweizer Personal

Hierzulande hat die Branche in der Pandemie rasch und umfassend auf Fernarbeit umgestellt. Der Erfolg mit dem Homeoffice könnte Banken und Versicherer nun dazu bringen, sich grundsätzliche Gedanken übers teure Schweizer Personal zu machen.