Um junge Investmentbanker während der Corona-Krise bei der Stange zu halten, griffen auch Schweizer Grossbanken tief in die Taschen. Jetzt zeichnet sich ein Kurswechsel ab.

Für die «Analysts», die jungen Wasserträger im Räderwerk grosser Investmentbanken, hat mit dem Sommer die Bonus-Saison begonnen. In Kontrast zu den Temperaturen ausserhalb ihrer Büros droht vielen von ihnen nun eine kalte Dusche: Die Branchenführerin J.P. Morgan hat die Boni auf dieser Stufe praktisch halbiert – von bis zu 100 Prozent des Fixlohns auf noch maximal 60 Prozent.

Wie das britische Portal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, hat auch die Konkurrentin Bank of America die Sondervergütungen nach unten korrigiert. Weitere grosse Häuser wie Goldman Sachs, Deutsche Bank und auch die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) könnten dem Trend folgen.

Problematik mit Geld begegnet

Mit den Kürzungen reagiert die Branche auf das deutlich schlechtere Umfeld im klassischen Firmenkunden-Geschäft bei Fusionen und Übernahmen (M&A) sowie teils im Wertpapierhandel. Die Zinswende und die Reaktion der Märkte auf den Krieg in der Ukraine haben auch in den Semesterabschlüssen der Investmentbanken von UBS und CS tiefe Spuren hinterlassen, wie auch finews.ch berichtete.

Allerdings hatte die Branche bis vor kurzem noch einiges unternommen, um die Jungbanker bei der Stange zu halten. Dies, nachdem es angesichts der extremen Arbeitsbedingungen während den Corona-Jahren 2020 und 2021 vereinzelt zu regelrechten Revolten gekommen war.

Nach Vorlagen der amerikanischen Konkurrenz ging die CS im Frühling letzten Jahres gar so weit, den tiefen Rängen im Investmentbanking einen einmaligen «Lifestyle-Bonus» von 20’000 Dollar zu zahlen. Auch die UBS versprach damals Spezialzahlungen und eine bessere Work-life-balance. Zumindest vordergründig zeichnete sich ein neuer Kuschelkurs gegenüber dem Nachwuchs ab.

Nach drei Monaten bereits wieder weg

Im Wesentlichen haben sich die für Jungbanker beinharten Arbeitsbedingungen im Investmentbanking aber nicht grundlegend verändert; die führenden Häuser begegneten der Überlastung vor allem mit Geld anstatt mit Reformen. Dafür zahlen sie nun nochmals einen Zoll: «Die letzten paar Jahre waren extrem hart für die Jungbanker», sagte der New Yorker Headhunter Gary Goldstein unlängst zu finews.ch. Bereits drei Monate nach Arbeitseintritt hätten viele Anfänger das Handtuch geworfen und gekündigt.

«Es gab einen richtigen Rush hinaus aus den Investmentbanken, Hedgefonds und Private-Equity-Firmen», wusste er weiter zu berichten. Die «Kids» seien dabei schwieriger zu ersetzen, als anzunehmen sei. Gerade habe man begonnen, sie auszubilden, und musste dann schon wieder auf die Suche gehen – das sei nicht nachhaltig, urteilte der Wall-Street-Kenner.