finews.ch wählte zehn Personen, die den Finanzplatz Schweiz nicht nur bewegten, sondern auch als Vorbilder wirkten – auf welche Art auch immer. 


Philipp Hildebrand

Er hat es innert zwölf Monaten fertig gebracht, vom geschmähten Verlierer zum erneut umworbenen und respektierten Banker zu mutieren. Als Vice-Chairman des amerikanischen Vermögensverwalters BlackRock kann er seine Qualitäten nicht nur aufs Neue in den Dienst der Finanzwelt stellen, sondern auch beweisen, dass sein CV nicht nur eine Aneinanderreihung von Top-Jobs ist, die er in der Vergangenheit zumeist schon nach wenigen Jahren wieder aufgab.

Mit seiner beruflichen Berg-und-Tal-Fahrt in diesem Jahr gehört der frühere Nationalbank-Präsident Hildebrand zweifelsohne in die Banker-Top-Ten von 2012. — Rang 10.


Thomas Jordan

Bis der Bundesrat ihn endlich in seinem Job als Nationalbank-Präsident bestätigte, musste der Bieler lange Monate Geduld üben. Inzwischen ist er fest im Sattel und hat mit seiner nüchternen und unprätentiösen Art dem Posten etwas Glamour weggenommen, was gar nicht schlecht ist, um in einer nicht einfachen Zeit umso wichtigere Entscheide zu fällen.

Bis jetzt hat sich Jordan gut gehalten und die der Nationalbank seit jeher nachgesagte Eigenständigkeit mehr als einmal unterstrichen. Die grösste Aufgabe steht Jordan allerdings noch bevor: Wie bringt er – möglicherweise schon 2013 – die Anbindung des Schweizer Franken an die Euro-Untergrenze wieder weg? — Rang 9.


Sergio Ermotti

Als Hoffnungsträger trat er an und entpuppte sich zunächst mal als Ankündigungsminister, der viel von einer risikoärmeren Strategie der UBS sprach, aber wenig folgen liess. Dann, in der zweiten Jahreshälfte 2012, beschleunigte sich die Entwicklung, und die UBS setzte mit einen Radikalumbau und der Streichung von 10'000 Arbeitsplätzen zu einer ihrer grössten Reorganisationen an.

Mit dieser Aktion überzeugte Ermotti sogar heftige Kritiker. Auch die Börse honorierte die Massnahmen. Doch mit der Zeit stellte sich heraus, dass vielleicht gar nicht Ermotti, sondern eher der neue UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber die eigentlich treibende Kraft in dem epochalen Umbau der grössten Schweizer Bank sein könnte. Darum «nur»: Rang 8.


Alfred Gantner

Er ist sicher nicht der Banker, der für Schlagzeilen sorgt. Doch mit seinem ausgewogenen Wirken als Verwaltungsratspräsident der Zuger Partners Group hat Alfred Gantner – stellvertretend für die übrigen Gründungspartner – eine seltene Erfolgsgeschichte hingekriegt, die gerade in diesem Jahr, das für viele andere Finanzinstitute eher ein schwieriges war, von der Börse honoriert wurde.

Das Erfolgsrezept? Die Partners Group hat sich von Anfang an auf ein bestimmtes Kundensegment (institutionelle Anleger) in einer Nische (Private Equity) spezialisiert; gleichzeitig sind die Mitarbeiter am Unternehmen beteiligt, und über die Börsenkotierung besteht ein gewisser Leistungsdruck. Die Partners Group verstand es 2012 in nahezu monatlicher Kadenz mit kleineren und grösseren Erfolgsmeldungen aufzuwarten. Alfred Gantner ist sozusagen der «Vater» dieser seltenen Erfolgsgeschichte auf dem Schweizer Finanzplatz. — Rang 7.

 

Boris Collardi

Der Westschweizer bewies auch 2012 an der operativen Spitze der Julius-Bär-Gruppe zwei Qualitäten: Erstens, mit Beharrlichkeit und Konsequenz alles auf die Karte Wealth Management zu setzen; und zweitens sich aktiv an der viel zitierten Konsolidierung in der Finanzbranche zu beteiligen, indem er die Übernahme des nicht-amerikanischen Geschäfts von Merrill Lynch orchestrierte.

Damit übernahm Collardi definitiv eine Vorreiter-Funktion in einer Branche, die in den letzten Jahren eher mit einem endlosen Lamento von sich hören machte.

Natürlich hat Collardis Aktivismus einen Preis, über den man streiten kann. Doch dem jungen CEO ist zugute zu halten, dass er die Bank Julius Bär so in Stellung gebracht hat, dass sie in der Paradedisziplin des Schweizer Bankwesens, nämlich in der Vermögensverwaltung, schon in wenigen Jahren eine ganz grosse Rolle spielen dürfte. Während manch ein Konkurrent bis dann die Segel gestrichen haben dürfte. — Rang 6.


Jan Schoch

Der Appenzeller wurde eher unterschätzt, bevor «sein» Unternehmen im Spätherbst ans Tableau der Schweizer Börse führte. Der CEO des Derivate-Spezialisten EFG Financial Products zählt zu einer neuen Generation von Schweizer Bankern, die sich wenig um die Aussenwirkung ihres Tuns kümmern, weil sie mit ihrer Mission beschäftigt sind.

Diese Bescheidenheit droht zwischen den Exzessen und Skandalen vieler (Gross-)Banker unterzugehen. Zu unrecht, denn wenn die Schweizer Finanzbranche auch in zehn Jahren noch weltweit wichtig sein will, braucht sie Leute wie Schoch und die übrigen Gründungspartner von EFG Financial Products, Leute, die Eigenes wagen und neue Akzente setzen. Allerdings müssen Schoch & Co. noch beweisen, dass das vor gut fünf Jahren gegründete Unternehmen nicht bloss eine Eintagsfliege ist. — Rang 5.

 

Hans-Ulrich Meister

Als grosser operativer Gestalter der Credit-Suisse-Erneuerung in diesem Jahr entpuppte sich zweifelsohne Hans-Ulrich Meister. Mit der definitiven Integration der CS-Privatbankentochter Clariden Leu, dem Umbau des Schweiz-Geschäfts, der Restrukturierung der Private-Banking-Division (mitsamt Asset Management) lag tatsächlich einiges in seiner Hand – was ihm auch jede Menge Kritiker und Feinde eingehandelt hat, die mit zum Teil luftigen Internas und Indiskretionen in der Branche und bei Medien hausieren gingen.

Doch Meister ist Profi genug, um sich davon nicht aus der Bahn bringen zu lassen. Seine Mission ist klar, und es gibt sicherlich nicht viele andere Schweizer Banker, die mit der erforderlichen Dickhäutigkeit in der Lage sind, eine solche Aufgabe zu «meistern». — Rang 4.

 

Pierin Vincenz

Er ist sicherlich der umtriebigste Banker hierzulande: Der Raiffeisen-Chef ist denn auch immer wieder für eine Überraschung oder für ein provozierendes Statement gut, egal, ob es die Übernahme des nicht-amerikanischen Geschäfts der Bank Wegelin geht, um das Steuerabkommen mit Deutschland, den automatischen Informationsaustausch oder die Konsolidierung auf dem hiesigen Finanzplatz.

Natürlich kann man dem Bündner Selbstverliebtheit unterstellen, doch ohne ihn wäre die Branche um ein Unikum ärmer. Denn nur wenige Banker besitzen auch die Chuzpe, die Dinge beim Namen zu nennen und dabei erst noch auf Konfrontation zu gehen. Das macht ihn zu einem jener Schweizer Banker, die Politik machen – ob gewollt oder ungewollt.

Damit dürfte der Raiffeisen-Chef auch 2013 öffentlich sehr präsent sein, zumal auch wegen der zunehmend grotesken Auseinandersetzung um die Ausgestaltung der Kooperation mit der Bank Vontobel. — Rang 3.

 

Axel Weber

Im Hintergrund war er bereits seit seiner Ernennung umtriebig, doch erst mit seiner definitiven Wahl zum Verwaltungsrat und seiner Ernennung zum Präsidenten der UBS im Mai 2012 legte er so richtig los. Der eloquente, hoch gebildete und international parkettsichere Deutsche entpuppte sich für die UBS als Glücksfall. Der Grund: Weber ist einer der wenigen Finanzspezialisten überhaupt, welche die grösste Schweizer Bank wieder salonfähig machen können.

Dass er mit seinem Beziehungsnetz, seiner Bildung und Erfahrung dem amtierenden CEO Sergio Ermotti haushoch überlegen ist, hat inzwischen die ganze Branche bemerkt. Und dass es dabei auch zu potenziellen Interessens- und Führungskonflikten kommen könnte, ist das Risiko, das die UBS mit dem besten Präsidenten in ihrer jüngeren Geschichte, nun halt handhaben muss. — Rang 2.


Konrad Hummler

Selbst wenn sein öffentliches Wirken 2012 nur  kurz war und enttäuschend endete, ist der Ostschweizer 2012 die herausragende Persönlichkeit. Er ist der einzige Banker, der den Amerikanern Paroli bot und so einen Akzent in einer Finanzwelt setzte, die sich längst dem Diktat der USA unterworfen hat – und das Bankgeheimnis predigt, aber im Notfall auf den Knien Datentransfers erbittet.

Zugegeben, Hummler bewies zu wenig Weitsicht, als er auf Konfrontationskurs mit den USA ging, weil er dabei die Tatsache unterschätzte, dass die Amerikaner sein Lebenswerk zerstören könnten. Aber selbst in den Stunden der Niederlage bewies Hummler Stil und Unnachgiebigkeit. Es gelang ihm, die nicht-amerikanischen Wegelin-Kunden in eine andere Bank zu überführen, die durchaus eine valable Alternative sein kann, selbst wenn man hinter den nachhaltigen Erfolg der heutigen Notenstein Privatbank einige Fragezeichen setzen kann.

Wenn Konrad Hummler für sein langjähriges Wirken als Bankier und als Verfechter des Finanzplatzes gewürdigt werden muss, dann im Jahr seiner grössten Niederlage.

Weil er die Versprechen, welche die Schweizer Banken ihren Kunden jahrelang gaben, durch alle Böden hielt. Und weil er dafür den Preis bezahlte. — Rang 1.

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