Speziell Family Offices würden in letzter Zeit vermehrt auf ETFs setzen, stellt Roland Fischer, Leiter von Lyxor ETF in der Schweiz und Liechtenstein, fest.


Herr Fischer, seit Jahresbeginn haben viele Anleger wieder mächtig Gefallen an Aktien gefunden. Ist die Boomphase der Exchange Trade Funds (ETF) damit vorüber?

ETFs haben sich in der Vermögensverwaltung, speziell im Private Banking, als Anlageinstrument etabliert. Zudem sind sie liquid und kostengünstig. Das erleichtert ihren taktischen Einsatz. Zudem lässt sich mit ETFs praktisch jede Anlageklasse einfach abbilden.

All diese Vorteile sprechen für ein weiteres Wachstum der ETFs. Auf Grund des erreichten Volumens geht dieses Wachstum von einer höheren Basis aus, was die Wachstumsraten etwas dämpft.

Können Sie das noch etwas genauer quantifizieren?

Im vergangenen Jahr ist das Volumen des ETF-Markts unter vorwiegend schwierigen Rahmenbedingungen auf 250 Milliarden Euro gestiegen. 2012 war klar das Jahr der Anleihen-ETFs.


«ETFs sind transparente Bausteine»


Die Diskussion, ob ein Index physisch oder synthetisch abgebildet werden soll, ist deutlich sachlicher geworden. Zumal die führenden ETF-Anbieter heute sowohl voll replizierende wie auch synthetische ETFs anbieten. Immer mehr institutionelle und private Anleger erkennen: ETFs sind transparente Bausteine, mit denen sich ein Portfolio risikoorientiert und kostengünstig aufbauen lässt.

Wie hoch war der Neugeldzufluss in der Schweiz?

Hierzulande konnten wir 2012 rund 500 Millionen Euro an Neugeldern einsammeln. Dabei verzeichneten die Aktien-ETFs die höchsten Zuflüsse. Ein wichtiger Grund für dieses Ergebnis ist sicher die stetige Verbesserung von Liquidität und Transparenz.

In welche Richtung lässt sich die ETF-Angebotspalette noch weiter ausbauen?

Die Grundkonstruktion der ETFs eignet sich hervorragend, um innovative Strategien rasch umzusetzen. So gibt es im Bereich nachhaltiger Dividendenstrategien eine bedeutende Nachfrage. Die Anleger wollen dabei nicht nur eine hohe Dividendenrendite, sondern achten auch auf das Risiko und die Ertragsstabilität. Deshalb könnten künftig im Bereich der «smarten» Dividendenstrategien neue Produkte entwickelt werden.


«Absicherungsstrategien treten in den Vordergrund»


Ein weiteres Thema ist die namentlich von institutionellen Anlegern nachgefragte Risikosteuerung über ETFs. Auf Grund der langen Hausse an den Aktienmärkte treten Absicherungsstrategien in den Vordergrund. Auch in diesem Bereich sind neue Angebote zu erwarten.

Wo können Anlegerinnen und Anleger im ETF-Bereich noch echte Innovationen erwarten?

Die Grundkonstruktion der ETFs eignet sich hervorragend, innovative Strategien rasch umzusetzen. Im vergangenen Jahr haben sich zum Beispiel die Volatilitäts-ETFs durchgesetzt. Für die Anlegerinnen und Anleger entstand damit eine neue Anlageklasse.


«Wir wollen unseren Kundenstamm verbreitern»


In Zukunft sind bei der Abkehr von den traditionellen marktkapitalisierten Indizes hin zu den so genannten «Smart-Beta-Ansätzen» noch mehr Innovationen zu erwarten. Dabei werden gewisse Risikoparameter direkt in den Index aufgenommen, zum Beispiel die Volatilität oder die Korrelation zwischen Indexbestandteilen.

Was strebt Lyxor in diesem Jahr in der Schweiz an?

Wir wollen unseren Service weiter verbessern und unseren Kundenstamm verbreitern. In allen Marktphasen, namentlich in den von Unsicherheit geprägten, bieten wir Ideen und Lösungen. Dazu nutzen wir vermehrt die Infrastruktur und das Research unseres Mutterhauses.

Welche Zielkundschaft wollen Sie in der Schweiz noch verstärkt ansprechen?

In der Schweiz sind die Privatbankenfür viele Finanzdienstleister das grösste Kundensegment. Sie zählen auch bei uns zu den Kerngeschäftspartnern. Im Hinblick auf die weitere Diversifikation unseres Kundenkreises sprechen wir verstärkt mittlere Pensionskassen, Family Offices und Vermögensverwalter an.


«Das Geschäft wächst bei grösseren Familienvermögen»


Speziell die Family Offices setzen in letzter Zeit vermehrt auf ETFs. Dank unserer massgeschneiderten Produkte und Lösungen treffen wir deren Bedürfnisse besonders gut. Deshalb wächst unser Geschäft mit diesen Verwaltern von grösseren Familienvermögen erfreulich.

Welchen Stellenwert haben institutionelle Kunden für Lyxor in der Schweiz?

Das Geschäft von Lyxor in der Schweiz ist überwiegend institutioneller Natur. Derzeit entfallen 85 Prozent unseres Tagesgeschäfts auf Institutionelle wie Privatbanken, Versicherungen, Fonds und Hedgefonds, Vermögensverwalter, Family Offices, Pensionskassen.


«Immer mehr Privatkunden handeln aktiv mit ETFs»


Gleichzeitig stellen wir fest: Immer mehr Privatkunden setzen sich mit den ETFs auseinander und handeln aktiv mit ihnen. Unterstützt wird dieser Trend durch die innovativen ETF-Lösungen von Privatbanken und Vermögensverwaltern. Beispielsweise gibt es vermehrt ETF-Sparpläne im Bereich der Steuern sparenden Vorsorgesäule 3a.

Bei den Banken wird mit erhöhtem Tempo konsolidiert. Gilt das auch für die ETF-Anbieter?

Konsolidierungen wird es auch in der ETF-Branche weitere geben. Zumal wegen der gestiegenen Zahl der Anbieter die Margen unter Druck sind. Das bedroht namentlich die kleineren und die Nischenanbieter. Derzeit verfüge ich allerdings über keine Informationen, dass ein ETF-Anbieter wegen seiner Profitabilität unter Druck ist.

Viele Bankleute verlieren ihre Stelle, weil gespart werden muss. Wie steht es bei Ihnen?

Im Hinblick auf die höheren Anforderungen hat unser Mutterhaus schon 2011 das Kapital gestärkt. Davon profitiert nun auch Lyxor. Es gibt keine Personalentlassungen, im Gegenteil: Europaweit wurden im Verkaufsbereich Leute angestellt.


Roland_Fischer_6Roland Fischer ist Head of Lyxor ETF Switzerland & Liechtenstein bei Société Générale Corporate and Investmentbanking in Zürich. Er leitet seit Oktober 2011 das Schweizer ETF-Geschäft von Lyxor Asset Management.

Vorher war er bei db x-trackers, der ETF-Plattform der Deutschen Bank, in Frankfurt und Hongkong tätig. Fischer studierte an der Goizueta Business School und der Frankfurt School of Finance and Management mit einem Schwerpunkt auf Quantitative Finance.

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