Französische Beamte haben kürzlich den Eingang der Genfer Bank Pictet während mehr als einer Stunde beobachtet, bis sie von der Polizei kontrolliert wurden. Inzwischen ist ein Mitarbeiter der Bank von den französischen Zollbehörden verhört worden.

In der Zeit zwischen Ende April und Anfang Mai dieses Jahres war mindestens einmal ein Auto mit französischen Nummernschildern über längere Zeit vor dem Eingang der Bank Pictet parkiert, wie die «Tribune de Genève» am Wochenende berichtete. Darin sassen zwei Personen.

Einem Genfer Polizisten fiel der Wagen mit den beiden Insassen auf, worauf er die Nummernschilder kontrollierte. Dabei stellte er fest, dass sie den «französischen Behörden», konkreter noch, den «französischen Zollbehörden» gehörten, wie die Genfer Polizei gegenüber der Westschweizer Zeitung erklärte.

Touristen vor der Bank

Als der Polizist die beiden Automobilisten fragte, was sie hier tun würden, erklärten sie, Touristen zu sein. Der Polizisten liess von der Sache ab.

Inzwischen hat die Angelegenheit neue Brisanz erhalten, da offenbar Ende Juni ein Mitarbeiter von Pictet von den französischen Behörden in Annecy in der Nähe von Genf verhört worden ist, wie die «Tribune de Genève» an diesem Wochenende weiter berichtete.

Verhör durch Spezialeinheit

Das Verhör sei durch eine Sondereinheit durchgeführt worden, die auf schwere Fälle von Steuerbetrug spezialisiert sei, heisst es in der Zeitung weiter.

In Paris haben die französischen Zollbehörden diesen Vorgang bestätigt, stellten jedoch in Abrede, dass man gewusst habe, dass der Mann bei Pictet arbeite. Allerdings widerspricht diese Aussage dem Ablauf des Verhörs, bei dem man von dem Bankangestellten offenbar explizit wissen wollte, wie er von Pictet rekrutiert worden sei, wie die «Tribune de Genève» schreibt.

Verbindung zu Pierre Condamin-Gerbier?

Einen Zusammenhang zwischen diesem Verhör und dem zuvor beobachteten Auto vor der Bank Pictet streiten die französischen Zollbehörden ab. Es ist indessen interessant, dass das Verhör in Annecy in denselben Räumlichkeiten stattfand, in denen bereits früher der französische Bankier Pierre Condamin-Gerbier verhört worden war.

Er gilt für die französischen Behörden als Kronzeuge in der Steuerhinterziehungs-Affäre rund um den französischen Ex-Minister Jérôme Cahuzac – ein Fall, in dem auch die Genfer Bank Reyl mehrmals genannt wurde.

Keinen Kundenkontakt

Bei Pictet will man keinen Zusammenhang zwischen dem Verhör des Mitarbeiters und seiner Tätigkeit bei der Bank sehen. Der Mann sei weder Mitglied des Kaders, noch habe er Kundenkontakt, erklärte ein Sprecher des Instituts gegenüber der Zeitung. Der Mitarbeiter sei vorschriftskonform in Frankreich domiziliert.

Die jüngsten Vorkommnisse in Genf erinnern in gewisser Weise an die Zeit vor mehr als achtzig Jahren. Damals versuchten zahlreiche Agenten aus benachbarten Ländern die Vermögensverhältnisse von einzelnen Personen auszuspionieren, die ein Konto in der Schweiz besassen.

Grund für Bankgeheimnis

Diese Aktivitäten hatten in der Folge auch dazu geführt, dass die Schweiz 1935 ein Bankengesetz respektive das Bankgeheimnis auf Gesetzesebene einführte.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.32%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.78%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.86%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.43%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.61%
pixel