Das Bankgeheimnis ist kein zentrales Element mehr im Angebot der UBS. Der Konzern setzt jetzt auf Transparenz, Investmentideen und Rendite. Das birgt Interessenskonflikte.

Die Stossrichtung ist nicht ganz neu. Bereits seit Anfang 2011 setzt die UBS auf einen neuen Investment-Ansatz für ihre Privatkunden. Initiant dafür ist der Amerikaner Alexander Friedman, der zuvor als Finanzchef für die Bill & Melinda Gates Foundation arbeitete. Er hat der UBS sozusagen eine «Hausmeinung» verordnet, die darauf abzielt, der Klientel ganz gezielte Anlageideen vorzuschlagen.

Neu ist dabei vor allem, dass die UBS-Kundenberater die wirklich besten Finanzprodukte und -anlagen anbieten sollen, ungeachtet, ob diese aus dem eigenen Haus stammen, wie Jürg Zeltner, Chef der UBS-Vermögensverwaltung ausserhalb der USA, gegenüber der «Financial Times» (Artikel nur für Abonnenten online) unlängst erklärte. In Fachkreisen spricht man in diesem Zusammenhang von «open architecture».

Ausgeklügelte Investmentideen

Laut Chief Investment Officer Friedman fuhr die UBS mit diesem Investmentansatz in den vergangenen zwölf Monaten ausgesprochen gut. So empfahl sie ihren Kunden beispielsweise, Aktien japanischer Exportfirmen und erzielte so eine Rendite von 55 Prozent.

Mit sechsmonatigen Staatsobligationen Kataloniens wiederum liess sich annualisiert eine Rendite von 11 Prozent verbuchen, vor allem nachdem Befürchtungen einer politischen Abspaltung dieser spanischen Region entstanden waren.

Hohe Erwartungen

So gut dieser Ansatz auch sein mag, er führt mindestens zu zwei Feststellungen: Erstens, und das muss nicht unbedingt schlecht sein, wendet sich die UBS so von der bisherigen Strategie ab, als wichtigstes Differenzierungsmerkmal das Schweizer Bankgeheimnis in den Vordergrund zu stellen – so, wie das in der Vergangenheit lange genug praktiziert worden war. Insofern ist der viel zitierte Paradigmenwechsel auf dem Schweizer Finanzplatz definitiv vollzogen.

Um sich mit anderen Vermögensverwaltungsgiganten wie Blackrock oder Pimco messen zu können, muss die UBS – sozusagen als wichtigste Schweizer Vorreiterin – tatsächlich mehr Wert auf Rendite statt auf Geheimniskrämerei setzen. Denn nur so kann sie den Erwartungen ihrer inzwischen vorwiegend internationalen Klientel vollumfänglich entsprechen.

Fragwürdige Praxis

Zweitens ist dies allerdings leichter gesagt als getan. Denn der Vorsatz, den Kunden im Sinne einer «open architecture» stets die besten Finanzprodukte und -anlagen anzubieten, führt zwangsläufig zu einem Konflikt mit einer in der Vergangenheit sehr beliebten und höchst lukrativen Praxis: Man hat einfach die hauseigenen Produkte, mit denen sich am meisten verdienen liess, den Kunden ins Portefeuille gelegt.

Eine Praxis, die zwar offiziell die meisten Finanzinstitute bestreiten, aber Realität ist, wie unabhängige Vermögensberater immer wieder bestätigen.

Amerikaner unter Verdacht

So kam beispielsweise die amerikanische Bank J.P. Morgan in den vergangenen Jahren mehrmals in Verruf, jene Mitarbeiter besonders zu belohnen, die am meisten hauseigene Produkte den Kunden verkauften – ein Verdacht, den das Institut energisch bestreitet.

Tatsache bleibt, dass die UBS mit ihrem neuen Investmentansatz unter der Ägide von Alexander Friedman ihre Kundenberater in einen Interessenskonflikt bringt. Denn zum einen sollen sie ihrer Klientel die bestmöglichen Investmentmöglichkeiten anbieten, und zum andern aber auch bestrebt sein, die gesetzten Ertragsziele zu erreichen.

Neue Anforderungen an Kundenberater

Den Ansprüchen dieser beiden Interessensgruppen gerecht zu werden, ist sicherlich nicht einfach. Aber vielleicht gehört genau das zum veränderten Anforderungsprofil der Kundenberater von heute und morgen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.88%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.33%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.66%
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