Schweizer Geldhäuser, welche die Herausforderungen in der Branche nicht angehen, stagnieren auf sehr tiefem Niveau oder fallen sogar weiter ab. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie von KPMG.

Beinahe jede vierte Schweizer Privatbank mache Verlust, heisst es in der am Donnerstag zum zweiten Mal veröffentlichten Studie des Beratungs- und Revisionsunternehmens KPMG sowie des Instituts für Betriebswirtschaftslehre der Universität St. Gallen.

Damit liege der Median der Eigenkapitalrendite der 103 analysierten Finanzinstitute bei «mageren» 4 Prozent – also weit unterhalb einer risikogerechten Rendite.

Regulatorische Unsicherheit

Daraus folgern die Autoren der Studie: «Banken, welche die Herausforderungen nicht proaktiv angehen, werden auf dem sehr tiefem Niveau von 2011 stagnieren oder sogar weiter abfallen.»
Im Rahmen der neuen Analyse werden die jüngsten Entwicklungen des abgelaufenen Geschäftsjahrs 2012 aufbereitet und kritisch diskutiert.

Die Ergebnisse der Privatbanken im Jahr 2012 waren stark beeinflusst durch die anhaltende wirtschaftliche und regulatorische Unsicherheit. Positiv wirkten sich die temporär entschärfte Verschuldungskrise sowie die insgesamt positive Aktienmarktentwicklung aus. Doch diese Entwicklung konnte nicht über die bestehenden Herausforderungen hinwegtäuschen.

Keine strukturelle Trendwende

«Die finanziellen Auswirkungen einer allfälligen Einigung mit den USA oder auch des Entscheids des Bundesgerichts zum Thema Retrozessionen sind noch nicht klar genug abschätzbar», warnen die Autoren.

Der Druck auf die Schweizer Privatbanken werde daher auch in den kommenden Monaten hoch bleiben. Die Schweizer Privatbanken seien gut beraten, die 2012 verzeichnete Stabilisierung nicht als strukturelle Trendwende zu interpretieren.

Bessere Beratungsprozesse nötig

Stattdessen sollten die noch zu lösenden Probleme mit unverminderter Intensität angegangen und die notwendigen Anpassungen der Geschäftsmodelle zeitnah vorgenommen werden.

«Insgesamt müssen die Banken ihre Dienstleistungen noch konsequenter auf die Kundenbedürfnisse ausrichten und Anpassungen am Beratungsprozess, bei den Gebührenmodellen sowie den Produktinformationen vornehmen», sagt KPMG-Bankenexperte Christian Hintermann.

Zunahme der Liquidationen

Die strukturellen Probleme der Branche führten in den letzten Monaten zu einer gestiegenen Anzahl an M&A-Prozessen. «Vor allem ausländische Bankgruppen scheinen sich vermehrt die Frage zu stellen, inwieweit sich eine Präsenz im Schweizer Private Banking Markt nicht nur aus Prestige, sondern auch aus ökonomischer Sicht rechnet», sagt der KPMG-Revisionsfachmann Philipp Rickert.

Die Zunahme der Liquidation von Privatbanken zeige, dass gewisse Institute den richtigen Zeitpunkt für einen Verkauf schon verpasst hätten und den Weg in die Liquidation wählen müssten.

Spreu trennt sich vom Weizen

Erfreulicherweise gebe es aber auch eine Gruppe von vor allem grösseren Banken, die getrieben durch eine konsequente Anpassung der Strategie und des Geschäftsmodells in 2012 deutliche Fortschritte erzielen konnten. «Die Spreu beginnt sich vom Weizen zu trennen», sagt Hintermann.

Im ersten Halbjahr 2013 hat diese Entwicklung bislang angehalten. Auf Grund der positiven Aktienmärkte sind die verwalteten Kundenvermögen bei allen analysierten Banken über das Niveau von 2006 gestiegen.

Lichtblick reicht nicht aus

Erstmals seit dem Ausbruch der Finanzkrise erhöhten sich dadurch auch die Nettoerträge und die Gewinne stabilisierten sich auf tiefem Niveau. Doch Rickert stellt klar: «Dieser Lichtblick ist nicht ausreichend, um die immer noch schwierige Situation der Branche deutlich aufzuhellen.»

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