Banken mit weniger als zehn Milliarden Franken Kundenvermögen und kleine Vermögensverwalter hätten geringe Überlebenschancen, ausser sie besetzten eine Nische, sagt UBS-Experte Beat Bachmann.

Beat Bachmann 1«Der grosse Transformationsprozess in der Schweizer Finanzbranche hat erst begonnen», erklärt Beat Bachmann (Bild), Leiter Marktentwicklung Europa bei der UBS, im Gespräch mit finews.ch. Darum habe man von der viel zitierten Konsolidierung bisher auch erst wenig gesehen.

Doch das dürfte sich nun ändern, angesichts der zahlreichen Gesetzeswerke, die in den nächsten Jahren auf die Branche zukommen werden, so Bachmann weiter. Er analysiert im UBS-Bereich Wealth Management Europe die grossen Veränderungen in der Finanzbranche und versucht daraus die wichtigsten Trends in diesem epochalen Prozess abzuleiten.

Anhaltende Margenerosion

Bachmann arbeitet seit 2006 in verschiedenen leitenden Front-Funktionen für On- und Offshore Märkte der UBS. Zuvor war der promovierte Chemiker Unternehmensberater bei McKinsey.

Beat Bachmann rechnet damit, dass die geplanten Richtlinien und Regulierungsvorhaben wie MiFID2, das Schweizer Finanzdienstleistungsgesetz (Fidleg) oder das amerikanische Regelwerk Fatca die Branche regelrecht umkrempeln und gleichzeitig für eine anhaltende Margenerosion respektive für hohe Kosten sorgen werden.

Nicht zielführend

Noch würden manche Akteure diese Entwicklungen kaum wahrhaben wollen – aus Unkenntnis der Fakten oder auch aus emotionalen Gründen. Das sei teilweise nachvollziehbar, aber nicht zielführend, betont Bachmann.

Vom Wandel besonders betroffen seien die unabhängigen Vermögensverwalter sowie kleinere, Banken, die in der Vergangenheit mit relativ geringen Kundendepots aus vielen verschiedenen Offshore-Märkten eine sehr gute Wirtschaftlichkeit erzielen konnten.

Maximal zwei bis drei Märkte

Doch künftig hätten Banken mit weniger als zehn Milliarden Franken an Kundenvermögen und kleinere Vermögensverwalter eher geringe Überlebenschancen, sofern sie nicht in einer eigentlichen Nische tätig seien, erklärt Bachmann.

Viele der Banken und Vermögensverwalter, deren Anzahl sich in den letzten zwanzig Jahren stark erhöht habe, und die auch künftig ihrem Metier nachgehen wollten, könnten sich in Zukunft bloss noch auf maximal zwei bis drei Märkte konzentrieren – alles andere sei auf Grund der veränderten juristischen Auflagen undenkbar geworden.

Nur wenige Käufer

Wie angespannt die aktuelle Situation sei, zeige sich daran, dass viele Vermögensverwalter ihr Geschäft einstellten, zahlreiche Banken zum Verkauf stünden, jedoch nur sehr wenige Institute auf der Gegenseite ein konkretes Interesse an diesen Objekten bekundeten, sagt Bachmann.

Der Knackpunkt in dieser Angelegenheit seien die Offshore-Depots, bei denen es in zahlreichen Fällen noch immer unklar sei, wie viel nach den Selbstdeklarationen der Kunden noch übrig respektive bei der angestammten Bank (in der Schweiz) bleiben werde.

Onshore-Präsenz ist teuer

Die Kunden in ihrem Domizilland zu betreuen, also eine Onshore-Präsenz aufzubauen, rechnet sich nach wie vor für die allerwenigsten Akteure auf dem Schweizer Finanzplatz, weiss Bachmann. Er geht auch nicht davon aus, dass sich in absehbarer Zeit an der komplexen juristischen Situation – Stichwort MiFID 2 – für Schweizer Institute im europäischen Ausland etwas ändern werde.

Daher seien die meisten Akteure regelrecht gezwungen, auch künftig auf Cross-Border-Geschäfte zu setzen – mit versteuertem Geld allerdings. Aber die zusätzlichen Investitionen, welche ein auf deklarierten Vermögen basierendes Offshore-Angebot erfordert, stehen für die meisten Institute in einem Missverhältnis zu den mit den jeweiligen Offshore-Kunden in Zukunft noch erzielbaren Erträgen.

Offshore hat weiterhin Potenzial

Aber selbst wenn manche Marktbeobachter das so genannte Offshore-Geschäft nun pauschal schlecht reden, hat es nach Ansicht Bachmanns vor allem für grosse Banken, die finanziell in der Lage und bereit sind, gezielt in das «neue» Offshore-Geschäft zu investieren, doch noch ein erhebliches Potenzial.

«Denn der Service, der hierzulande geboten wird, die Zuverlässigkeit und das Know-how in der Strukturierung ganzer Vermögen, verbunden mit einer effizienten Abwicklung und Administration, zählen nach wie vor zum Besten, was es weltweit gibt», sagt Bachmann.

Bemerkenswerter Neugeldzufluss

«Die anhaltende Popularität der führenden Schweizer Bankhäuser in Asien und im Nahen Osten ist das beste Beispiel dafür», ergänzt der UBS-Bankenexperte. Er verweist zudem auf den Umstand, dass die meisten Schweizer Finanzinstitute auch in diesem Jahr einen bemerkenswerten Neugeldzufluss verzeichnen konnten.

Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund sei es in der Schweizer Finanzbranche an der Zeit, dass die diversen Banken und Vermögensverwalter ihr Können auch ohne Bankgeheimnis nach alter Definition unter Beweis stellten, so Bachmann. Das sei sozusagen der Lackmus-Test für die künftige Prosperität des Schweizer Finanzplatzes.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.28%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
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  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
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  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
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