Veit de Maddalena, Chef der Rothschild Bank in Zürich, setzt verstärkt auf das Onshore-Geschäft, wo er viel Neugeld verbuchen kann. Darum sucht er weiteres Personal und expandiert nach Mailand.


Herr de Maddalena, Sie expandieren nun nach Mailand. Geschieht das opportunistisch, weil Sie dort ein Team von Morgan Stanley engagieren konnten, oder gibt es eine Strategie?

Die Rothschild Bank verfolgt eine klare Wachstumsstrategie und setzt dabei seit 2007 auf ausgewählte Onshore-Märkte. Wir arbeiten derzeit in Grossbritannien, Deutschland und in der Schweiz profitabel und erzielen ein erfreuliches Wachstum. Deshalb war der richtige Moment gekommen, uns einen weiteren Markt näher anzuschauen, den wir seit längerem auf dem Radar hatten.

Ein wichtiges Kriterium bei einem solchen Entscheid ist für uns jeweils, wie stark die Rothschild-Gruppe bereits vor Ort ist. In Italien ist insbesondere unser Global Financial Advisory sehr gut verankert (M&A). Zudem haben wir nun dir richtigen Personen gefunden, die zu unserem Unternehmen passen.


«Im Schweizer Markt orten wir viel Potenzial»


Warum ist (Nord-)Italien ein Wachstumsmarkt für Rothschild?

Ein wichtiges Kundensegment für Rothschild sind Unternehmer und Unternehmerfamilien. Norditalien ist diesbezüglich sehr interessant. In Italien kommt zudem eine unserer grossen Stärken sehr gut zum Tragen: die optimale Strukturierung von grösseren Vermögen. Schliesslich ist unsere Marke dort äusserst gut etabliert.

Rothschild Wealth Management war onshore bislang in drei Ländern präsent: Grossbritannien, Deutschland und die Schweiz. Wie haben sich diese Märkte zahlenmässig entwickelt?

Wir ziehen in allen Märkten viel Neugeld an. In Deutschland stehen wir derzeit bei rund 2 Milliarden Euro, in Grossbritannien bei über 5 Milliarden Pfund und im Schweizer Onshore-Geschäft bei rund 3 Milliarden Franken. Über unsere Schwestergesellschaft in Paris sind wir zudem in Frankreich und Belgien stark positioniert.

Können Sie zur Situation in der Schweiz noch etwas ins Detail gehen?

Wir betreiben erst seit wenigen Jahren ein Onshore-Geschäft in der Schweiz. Angesichts dieser Tatsache ist die Entwicklung sehr positiv und das Schweiz-Team leistet ausgezeichnete Aufbauarbeit. Da wir im Schweizer Markt noch viel Potenzial orten, werden wir dieses Team im laufenden Jahr weiter ausbauen.


«Wir suchen gezielt nach Kundenberatern»


Die vergangenen drei Jahre waren in der Schweiz aber auch von grossen Investitionen in diversen Bereichen geprägt. So haben wir beispielsweise eine neue globale IT-Plattform eingeführt und unser Investment-Team verstärkt.

Welche Ziele haben Sie für die Schweiz?

Unsere Wachstumsziele haben sich nicht verändert: Wir peilen ein hohes einstelliges Wachstum pro Jahr bei den Neugeldern an. Dies bedeutet auch, dass wir gezielt nach zusätzlichen Kundenberatern Ausschau halten.

Im Bereich der Anlageberatung und des Investment Research bauen wir unsere Kapazitäten ebenfalls weiter aus. Dabei geht es unter anderem auch darum, unsere Positionierung weiter zu schärfen. Rothschild steht für unabhängige Beratung und eine primär mandatsbasierte Verwaltung von grossen bis sehr grossen Vermögen.

Interessanterweise ist bei Ihrem «wording» jetzt klar von Onshore-Märkten die Rede. Ist Offshore-Banking kein Thema mehr?

Im Gegenteil. Das internationale Geschäft ist weiterhin wichtig. Es hat sich allerdings stark verändert und nimmt immer mehr Eigenschaften des Onshore-Geschäfts an. Dazu gehören die Betreuungsintensität und die Performance-Erwartungen nach Steuern.


«Wir haben die Anzahl Märkte reduziert»


Auch hat die Komplexität im grenzüberschreitenden Geschäft auf Grund der regulatorischen Entwicklung massiv zugenommen. Wir haben deshalb in diesem Bereich die Anzahl Märkte, in denen wir tätig sind, deutlich reduziert und konzentrieren unsere Aktivitäten heute viel stärker.

Wie gehen Sie mit dem Legacy-Geschäft insbesondere in der Schweiz um?

Bereits im Jahr 2009 haben wir alle unsere Kunden über die internationale Entwicklung und die möglichen Folgen für ausländische Kunden informiert und ein umfassendes Projekt gestartet zur Bereinigung des so genannten Legacy-Geschäfts. Alle betroffenen Kunden haben wir ermutigt, ihre Situation zu regularisieren. Die Alternative war, die Kundenbeziehung zu beenden.


«Wir geben uns vier Jahre Zeit»


Welche Ziele muss das neue Team in Mailand bis wann erfüllen?

Wir geben uns vier Jahre Zeit, um in Italien profitabel zu arbeiten. Dafür ist mit unserem Geschäftsmodell rund eine Milliarde Euro an Kundengeldern nötig.

Rothschild ist mit dem Bereich Global Financial Advisory bereits in Mailand präsent. Ergeben sich Synergien mit dem neuen Team?

Rothschild ist im M&A-Geschäft seit mehr als 20 Jahren in Italien tätig und in den aktuellen Rankings jeweils in den Top 3 zu finden. Das Angebot umfasst ebenfalls Beratung bei Unternehmensfinanzierungen- und restrukturierungen und Private Equity.


«Daraus ergeben sich Liquiditätsfälle»


Synergien erwarten wir im Zusammenhang mit der Beratungstätigkeit, da sich daraus meist Liquiditätsfälle ergeben, beispielsweise bei einem Unternehmensverkauf. Die Unternehmer benötigen dann auch Beratung bei der Vermögensstrukturierung und -verwaltung.

Planen Sie, weitere Onshore-Märkte zu erschliessen?

Wir machen einen Schritt nach dem anderen. Zuerst ging es darum, in den bestehenden Onshore-Märkten zu wachsen. Nun haben wir in Italien investiert. Wann und ob weitere Onshore-Märkte dazukommen, ist derzeit noch offen.

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