Der grösste Einzelaktionär der Credit Suisse beteiligt sich signifikant an der Deutschen Bank. Läuft das auf einen Schulterschluss der beiden Institute hinaus?

Die Nachricht kam aus dem Nichts: Am Sonntagabend gab die Deutsche Bank eine massive Kapitalerhöhung bekannt – die zweitgrösste in ihrer Geschichte.

Konkret will sie 8 Milliarden Euro einnehmen. Dabei wird die Herrscherfamilie des Golfstaats Katar Aktien im Umfang von 1,75 Milliarden Euro übernehmen. Damit steigen die Kataris mit einem Anteil von sechs Prozent zum neuen «Ankeraktionär» auf, wie die Deutsche Bank in einem Communiqué vom Sonntagabend schrieb.

Ein vielseitiger Ankerinvestor

Interessant ist in dem Zusammenhang, dass die katarische Herrscherfamilie bereits bei der Credit Suisse (CS) mit 5,2 Prozent beteiligt ist, und via Wandelrecht gar 16,5 Prozent halten könnte. Wie erinnerlich sitzt im Verwaltungsrat der CS auch Jassim Bin Hamad J.J. Al Thani, der die Interessen aus Katar vertritt.

Bei der Deutschen Bank ist es so, dass das Institut nun «rund 60 Millionen Aktien zu einem Preis von 29.20 Euro je Aktie» bei Paramount Services Holdings Ltd. platziert, einer Investmentgesellschaft unter der Kontrolle von Scheich Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani aus Katar. Er beabsichtige, ein Ankerinvestor in der Deutschen Bank zu bleiben, schreibt Deutschlands grösstes Geldinstitut.

Eine gewisse Geistesverwandtschaft

Wichtig ist in dem Zusammenhang festzuhalten, dass es sich bei dem Scheich der Deutschen Bank nicht um den gleichen Scheich handelt, der bei der Credit Suisse engagiert ist und auch im Verwaltungsrat sitzt. Trotzdem ist eine gewisse «Geistesverwandtschaft» nicht von der Hand zu weisen.

Vor diesem Hintergrund ist die Spekulation, wonach die Credit Suisse mit der Deutschen Bank mittelfristig fusionieren könnte, nicht ganz abwegig. Angesichts der geradezu tektonischen Veränderungen, die sich in der globalen Finanzbranche nun ereignen, und vor dem Hintergrund, dass eine Grossbank sehr gut kapitalisiert sein muss, ist ein Schulterschluss der CS mit der Deutschen Bank durchaus denkbar – nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass sich die Credit Suisse nach dem diese Woche zu erwartenden Urteil der US-Justizbehörden sozusagen neu erfinden muss.

Stärken und Schwächen

Eine «kulturelle Nähe» zwischen der Deutschen Bank und der Credit Suisse ist durchaus vorhanden: Beide Institute sind global präsent. Die CS könnte ihre Stärken in der Vermögensverwaltung einbringen, wo die Deutsche Bank eher schwächer ist, während das deutsche Institut im Investmentbanking jene Akzente setzen würde, die der CS momentan fehlen.

Natürlich dürfte ein solcher Schulterschluss zwangsläufig zu einem Hahnenkampf an der Management-Spitze führen. Doch vor dem Hintergrund, dass die Ära von Brady Dougan ohnehin dem Ende zugeht, liessen sich bei einem Merger die Karten neu aufmischen.

Schwarzgeld kein Thema mehr

Dabei wäre es naheliegend, dass die Top-Leute der Deutschen Bank die Verantwortung für das Investmentbanking übernehmen würden, während die Schweizer – historisch begründet – die Leitung der Vermögensverwaltung unter sich aufteilten.

Dass die Deutsche Bank darüber hinaus auch im deutschen Retailbanking marktmächtig tätig ist, wäre insofern ergänzend, da die CS auch schon mit dem Segment geliebäugelt hatte. Ausserdem wäre in einem Verbund die heikle Thematik des Schwarzgelds vom Tisch.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.37%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.85%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.35%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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