Nach all den Skandalen und Bussen sind Banker für ihre Arbeitgeber ein Risikofaktor. Darum prüfen Häuser wie die UBS, Barclays und andere neue Leute auf Herz und Nieren.

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Die Abläufe und Prozesse für Neueinstellungen sind bei Banken massiv verschärft worden. Sie sind so scharf, dass schon mancher Stellenbewerber für einen verantwortungsvollen Posten in einer Investmentbank wieder ausgeladen wurde, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» berichtet. In anderen Fällen sei der Beschäftigungsbeginn neu eingestellter Mitarbeiter hinausgezögert worden.

Den Grund für die verschärften Mitarbeiterchecks macht eine Zahl deutlich: 119 Milliarden Dollar. Das ist laut «Bloomberg» die Summe, welche die Banken von 2008 bis dato für Bussen, Vergleiche oder Zahlungen für Kundenbeschwerden aufgewendet oder dafür Rückstellungen gebildet haben.

Leitende Mitarbeiter abgelehnt

Vor diesem Hintergrund sind die Banken dazu übergegangen, ihr Personal und Stellenbewerber auf Herz und Nieren zu prüfen. So habe die UBS in diesem Jahr ein Stellenangebot für eine leitende Person in London zurückgezogen, heisst es in dem Bericht.

Die UBS habe Nachforschungen angestellt und in der Vorgeschichte des Bewerbers sei ein Fehlverhalten aufgetaucht. Er sei zuvor bei den britischen Niederlassungen zweier anderer Banken beschäftigt gewesen.

Banken zogen 264 Kandidaten zurück

Barclays habe ebenfalls in London die Einstellung eines leitenden Mitarbeiters im Bereich Festverzinsliche herausgeschoben, heisst es weiter. Bei der Abklärung seiner Vorgeschichte seien Fragen aufgetaucht. Und Barclays wollte in dieser Situation nicht riskieren, die Zulassung bei der britischen Finanzaufsicht FCA zu verspielen. Dabei war der betroffene Banker bereits mehrere Jahre für Barclays in New York tätig gewesen.

Weder UBS noch Barclays haben die Vorfälle bestätigt. Aus einem Bericht der FCA geht aber hervor, wie vorsichtig die Banken bei Neueinstellungen mittlerweile vorgehen. So hätten die Banken im Zeitraum von April 2013 bis März 2014 264 Kandidaten für ein Zulassung wieder zurückgezogen – «nach gründlicher Prüfung», wie es heisst.

Aufsichtsbehörden verlangen Prüfungen

Die zunehmende Regulierung hat den Banken auch bei Personalrochaden deutlich mehr Administration aufgeladen: In den USA sind beispielsweise sechsstündige Prüfungen bei der Financial Industry Regulatory Authority (Finra) erforderlich, wollen Banken jemanden an einem anderen Standort einsetzen. Leitende Angestellte werden noch genauer geprüft.

Von 9'000 ihrer Mitarbeitern verlangt die UBS inzwischen Auszüge aus dem Betreibungs- und dem Strafregister. «Wie immer bei gut gemeinter Regulierung gilt auch hier das Gesetz der nicht beabsichtigten Folgen», sagt John Purcell, Chef einer Personalvermittlung für Führungskräfte in London zu «Bloomberg».

Es möge zwar richtig sein, Mitarbeitern punkto Berufserfahrung und Qualifikationen auf den Zahn zu fühlen. «Aber wenn die Regeln dermassen überzogen sind, dass sie die Einstellung geeigneter Bewerber verhindert beziehungsweise ungebührlich in die Länge zieht, dann ist das eindeutig kontraproduktiv.»

 

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