Der Goldpreis sei verwundbar, weil die Notenbanken weg vom billigen Geld wollten. Das sagt Russ Koesterich, der Anlagechef beim weltgrössten Vermögenverwalter Blackrock.

Wenn Russ Koesterich (Bild) spricht, dann hören die Börsianer gut zu. Denn als Chefstratege des weltgrössten Vermögensverwalters, der amerikanischen BlackRock, steuert Koesterich ein astronomisch grosses Vermögen – rund 6'000 Milliarden Franken.

Doch es ist fraglich, wie viel davon künftig noch dem Goldmarkt zufliessen wird. Denn Koesterich sieht derzeit schwarz für das gelbe Metall. «Anders als viele glauben wir, dass Rohstoffe wie Gold verwundbar sind», sagte der BlackRock-Stratege gegenüber dem deutschen Magazin «Euro am Sonntag» (verlinkt via «finanzen.net»).

«Die Panik fehlt»

Koesterich ist der Meinung, dass sowohl die amerikanische wie auch die britische Notenbank im ersten Halbjahr 2015 beginnen werden, ihre Geldpolitik zu normalisieren. «Gold hat in den vergangenen Jahren immens von der Erosion der Zinsen profitiert. Wenn die Realzinsen steigen, wird das gelbe Edelmetall Gegenwind bekommen, weil Anleger zunehmend auf Erträge bei Gold verzichten – sie bringen ja keine Rendite», erklärt der BlackRock-Mann.

Wenn zudem die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) im kommenden Herbst wie erwartet ihre Anleihekäufe drossele, dürfte der Dollar gegenüber anderen Währungen weiter steigen. Auch gegenüber Gold, so Koesterich weiter.

Ebensowenig erwartet Koesterich, dass die Krise in der Ukraine und im Nahen Osten den Goldpreis in die Höhe schiessen lassen. «Die Panik, wie wir sie in der Finanzkrise erlebt haben, fehlt», sagt der Anlagestratege. Das reduziere die Nachfrage nach Gold.

Nicht an sicheren Häfen interessiert

Trotzdem sieht Koesterich die Anziehungskraft des Goldes als sicherer Hafen für Inverstoren weiterhin gegeben. «Gold bleibt ebenso wie der Schweizer Franken oder deutsche Bundesanleihen eine Krisenwährung», betont er. Nur: «Zurzeit sind die Investoren einfach nicht an sicheren Häfen interessiert.»