Die Credit Suisse muss allerhand Kritik für ihre vermeintliche Strategielosigkeit einstecken. Im Asset Management hingegen verfolgt sie seit Jahren einen konsequenten Ansatz – mit Erfolg, wie sich zeigt.

Die Credit Suisse unterteilt sich in das Private Banking und in die Investmentbank – und in beiden Einheiten bestimmen ständige Reorganisationen und - ausrichtungen, «Hire and Fire»- Mentalität, Schrumpfungsprozesse, Rechtsfälle und Skandale die öffentliche Wahrnehmung.

In der dritten gewichtigen Disziplin des Bankings, im Asset Management, welches bei der Credit Suisse als Einheit im Private Banking und Wealth Management geführt wird, herrscht hingegen Ruhe. Weitgehend unter dem Radar blieb 2013 die Ernennung von Bob Jain zum CEO der Einheit. Die Anpassungen im Management, die durch den Abgang von Gerhard Fusenig, vorgenommen wurden, ebenfalls.

Unabhängig, aber gelenkt

Jain, unter ihm der Chef für Core Investments Timothy Blackwell sowie sein Team von Bereichsleitern mit Michel Degen, Maurizio Pedrini, Filippo Rima und Valerio Schmitz-Esser können dem Vernehmen nach unberührt von all den Reorganisationen arbeiten und das Asset Management in der Credit Suisse zum Ertragsgaranten aufbauen. Denn das ist das übergeordnete Ziel in der Grossbank: Wiederkehrende Erträge zu erwirtschaften, unabhängig von Marktschwankungen und -verwerfungen in einem Bereich, der global pro Jahr rund 6 Prozent wächst.

Und die Strategie lautet: Der Aufbau einzelner spezialisierter Investmenteinheiten, die weitgehend unabhängig agieren und Ideen entwickeln können, Produkte mit Mehrwert anbieten, von der globalen Präsenz der Credit Suisse, ihrer Plattform und ihrem internen Know-how profitieren können, die aber unter der institutionellen Kontrolle des Konzerns stehen und sich an der Performance messen lassen müssen.

Nicht der Supermarkt für Finanzprodukte

Damit unterscheide sich die Credit Suisse von ihren Mitbewerbern unter den Banken deutlich, erklärte Timothy Blackwell am Dienstag vor den Medien. Grossbanken wie die UBS tendieren eher dazu, das Asset Management als Supermarkt für Finanzprodukte zu positionieren: Ein Shop, der für jeden Kunden und jede Kundengruppe die passende Anlage hat.

Eine Bank wie Vontobel verfolgt auch seit Jahren die Boutiquen-Strategie im Asset Management, kann sich aber als Distributionsplattform und mit der Reichweite einer Credit Suisse nicht messen.

Reaktion auf Trend zu passiven Anlagen

Der Verkauf des Fondsmanagementgeschäfts an Aberdeen Ende 2008 war der Auftakt dieser Fokussierungsstrategie – auch wenn die Credit Suisse damit in erster Linie ihr Kapital stärken wollte. Ein zweiter Schritt war der Verkauf des ETF-Geschäfts an iShares vor rund 18 Monaten, womit die strategische Ausrichtung auf spezialisierte, aktive Anlagelösungen eindeutig wurde.

Wie Blackwell sowie seine Kollegen Michel Degen (Head Specialized Fixed Income) und Filippo Rima (Head Equities) am Dienstag in einigen Beispielen darlegen konnten, mehren sich die Anzeichen, dass die Credit Suisse mit dem Asset Management ein zunehmend stärkeres Zugpferd im Konzern hat.

  • Die Assets under Management der Einheit sind per Ende Juni 2014 auf 377 Milliarden Franken angewachsen, womit die Kundengelder innerhalb eines Jahres um 9 Prozent zugenommen haben.
  • Davon werden in der Schweiz 257 Milliarden Franken verwaltet, mehrheitlich für hiesige Kunden. Bereits 14 Prozent macht bereits die ausländische Kundschaft aus. Laut Blackwell lag dieser Anteil noch vor kurzem unter 10 Prozent. Für ihn ist dieses Wachstum eine Bestätigung der Fokussierung auf den Hub in der Schweiz.
  • Die steigenden verwalteten Vermögen sind Zeichen der Zufriedenheit der Kunden mit den erwirtschafteten Renditen. Das eherne Gesetz im Asset Management: Nur die nachhaltige Erwirtschaftung von Renditen bringt wachsende Anlagevolumen.
  • Das Boutique-Modell floriert: Inzwischen umfasst die Boutiquen-Familie bereits über 20 Einheiten, wobei die Entwicklung sehr dynamisch sei, sagte Blackwell. Denn aus der Investmentbank werden laufend neue Teams ins Asset Management verlagert. Zuletzt kam ein Aktien-Team mit rund 3,7 Milliarden Franken aus der Investmentbank. Im Bereich Fixed Income führt die Credit Suisse neun Investmentboutiquen.
  • Die Personalfluktuation ist im Asset Management sehr gering. Portfoliomanager und Teamleiter sind je nach Bereich im Schnitt bereits seit 15 bis 17 Jahre bei der Credit Suisse tätig.
  • Laut Filippo Rima haben 85 Prozent aller Aktien-Fonds ihre Benchmark seit Auflegung übertroffen. Das ist im Vergleich zur gesamten Fondsbranche, in der acht von zehn Fondsmanagern unter ihrer Benchmark bleiben, ein sehr guter Wert. Rima erklärt den Erfolg damit, dass sich die Credit Suisse auf Bereiche konzentriert, in den relativ einfach eine Outperformance zu erzielen ist.
  • Die Entwicklung der Margen im Asset Management ist relativ stabil; im Bereich Aktien liegt sie seit 2012 bei 65 Basispunkten. Das liege auch daran, dass die Wachstumsanstrengungen auf jene Bereiche gelegt würden, die interessante Margen aufwiesen, so Rima.
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.28%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.68%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.3%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.45%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.3%
pixel