Der Druck auf die Schweizer Grossbank Credit Suisse steigt. Nun scheint auch die Geduld der angelsächsischen Investoren am Ende zu sein. Sie sparen nicht mit Kritik.

Hierzulande hat man sich allmähhlich an die schwache Verfassung der Credit Suisse (CS) gewöhnt. Seit bald drei Jahren schafft es die Bank nicht, eine Strategie zu entwickeln, die nachvollziehbar ist und so auch die Investoren überzeugen würde.

Was das heisst, lässt sich gut an der Entwicklung der CS-Aktie im Vergleich zu den Dividendenpapieren der UBS ablesen. Während die CS-Titel seit Ende 2011 gerade einmal 14,55 Prozent zulegten, stiegen die Aktien der UBS um 65,10 Prozent.

Ungewohnt scharfe Kritik aus London

Das ist nicht überraschend, wenn man sich vor Augen hält, dass die grösste Bank der Schweiz (UBS) tatsächlich eine Strategie verfolgt, bei welcher der Schwerpunkt auf der internationalen Vermögensverwaltung liegt, während das Investmentbanking eine Art Zulieferfunktion hat.

Im Gegensatz dazu laboriert die CS an einem Geschäftsmodell, das die Investoren offensichtlich nicht zu überzeugen vermag. Zu diesem Befund kommt nun auch die britische Wirtschaftszeitung «Financial Times». In einem längeren Artikel (kostenpflichtig) vom vergangenen Wochenende geht das führende Finanzblatt Europas ungemein hart ins Gericht mit der Schweizer Grossbank.

Bruchstückhafte Strategie

Nach drei Restrukturierungen der Investmentbank innert zweier Jahre würden die Investoren allmählich ungeduldig werden, berichtet die Zeitung und schreibt von einer bruchstückhaften Strategie sowie von einer Aneinanderreihung überoptimistischer Prognosen.

Was besonders irritiere sei die Tatsache, dass die Bank ihre Ziele anhaltend verpasse und dafür ständig neue Ausreden finde, zitiert die «Financial Times» einen angeblich bedeutenden Anleger. Als wichtigste Kritikpunkte gelten in dem Artikel die ungenügenden Werte bei der Eigenkapitalrendite (Return on Equity) sowie beim Kosten-Ertrags-Verhältnis (Cost-/Income-Ratio).

Ziele verpasst

Erstere liege nach neun Monaten im laufenden Jahr mit 3,7 Prozent massiv unter dem angepeilten Wert von 15 Prozent, wie die Zeitung schreibt, und das Ziel einer Cost-/Income-Ratio von 70 Prozent haben man ebenfalls verpasst. Angesichts der laufend verschärften Bankenregulierung sei das Ziel bei der Eigenkapitalrendite ohnehin illusorisch.

Für interessierte Schweizer Leserinnen und Leser sind die Kritikpunkte in dem Artikel kaum neu. Bemerkenswert ist jedoch, dass nun ein angelsächsisches und den Finanzmärkten sehr nahestehendes Medium das Thema aufgreift und mit der Bank äusserst hart ins Gericht geht.

Unmissverständliche Botschaft

Das ist ungewöhnlich, muss aber so gedeutet werden, dass einer ernst zu nehmende Anzahl an internatonalen Investoren allmählich der Geduldsfaden reisst. Die CS-Verantwortliche sind also gefordert.

Der jüngste Weckruf in der «Financial Times» dürfte auch bei CEO Brady Dougan ankommen – schliesslich ist der Artikel auf Englisch. Sprachliche Missverständnisse sind also ausgeschlossen.

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