Für Griechenland spitzt sich die Lage zu. Das gibt der Idee einer einmaligen Vermögenssteuer Auftrieb, die schon in Zypern zum Einsatz kam. Beim Gedanken an die Langzeitfolgen wird hiesigen Bankern Angst und Bange.

Griechenland taumelt dem Staatsbankrott entgegen. Die Eurozone steht erneut vor einer Zerreissprobe. Verständlich deshalb, dass auch die Schweizer Privatbanker sorgenvoll Richtung Athen und Brüssel blicken. Schliesslich sind Europas Reiche mit Abstand ihre wichtigste Klientel.

Die Frage, die man sich in Genf und Zürich allenthalben stellt: Wer soll den Schaden bezahlen, wenn er angerichtet ist?

Einige Befürchtungen weckt diesbezüglich ein Schreiben, dass derzeit unter Private Bankern herumgereicht wird. Hinter dem im letzten Jahr veröffentlichten «Diskussionspapier» steht dabei niemand Geringeres als die Deutsche Bundesbank und der Internationale Währungsfonds (IWF). Der Titel: «Eine einmalige Vermögenssteuer? Eine Untersuchung über die Vor- und Nachteile.»

Testfall Zypern

Das lässt aufhorchen. Denn bekanntlich kennt Europa keine Vermögenssteuern, mit der Ausnahme von Norwegen, Frankreich (dort allerdings mit zahlreichen Schlupflöchern). Und natürlich der Schweiz. Doch das könnte sich ändern. Zum Leidwesen nicht zuletzt auch des Swiss Banking.

Dabei ist die Idee einer einmaligen Vermögenssteuer nicht neu. Sie wurde sogar schon erprobt: In Zypern. 2013 verordneten die internationalen Gläubiger den Bewohnern der bankrotten Mittelmeerinsel eine einmalige Zwangsabgabe von 10 Prozent auf ihren Sparguthaben. Weil die Lage daraufhin einigermassen ins Lot kam, wurde die Massnahme als Erfolg gewertet.

«Vorteilhafte Massnahme»

Nicht zuletzt vom IWF. Dieser kam zur Erkenntnis, dass während der Schuldenkrise vielerorts eine hohe Staatsverschuldung erheblichen Vermögensbeständen im privaten Sektor gegenüberstanden. Was sei also naheliegender, als grundsätzlich den Nutzen einer einmaligen Abgabe auf Privatvermögen zur Reduktion der Staatsverschuldung in ganz Europa zu erwägen?

Die Antwort auf diese Erwägung lieferten die Experten der Deutschen Bundesbank nach. «Unsere Resultate zeigen», schrieben sie, «dass die einmalige Vermögensabgabe eine relativ vorteilhafte Politikmassnahme sein kann». Allerdings müsse die Regierung glaubhaft machen können, dass diese tatsächlich nur einmalig erhoben wird.

Genau daran zweifeln die im Steuerstreit mit dem Ausland misstrauisch gewordenen Schweizer Private Banker. Für sie ist die Einführung von Vermögenssteuern in Europa – und die damit verbundenen Folgen für ihr Geschäft – nur eine Frage der Zeit. Zu Recht?

Erneute Notmassnahme

«Die Idee einer einmaligen Vermögenssteuer steht seit dem Einsatz jenes Mittels in Zypern im Raum», sagt Marcel Widrig, Steuerspezialist und Partner beim Wirtschaftsprüfer Price Waterhouse Coopers (PWC) in der Schweiz. Und: «Mit den Turbulenzen in Griechenland ist es durchaus denkbar, dass eine solche Steuer als Notmassnahme wieder diskutiert werden könnte.»

Wenig Chancen gibt er jedoch der Einführung einer wiederkehrenden Steuer auf Vermögen. Eine solche hätte wohl in Europa einen schweren Stand, ist der Experte überzeugt.

Doch das Beispiel Deutschland zeigt, dass die Ansätze dazu vorhanden sind. 2013 wurde dort die Vermögenssteuer im Wahlkampf von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) aufgegriffen. «Es ist denkbar, dass das Thema in Deutschland wieder aufs Tapet kommt», räumt auch Widrig ein.

Denn: «Generell ist ein Trend erkennbar, dass sich die europäischen Staaten immer stärker für die Vermögenssituation ihrer Bürger zu interessieren beginnen.»

Der Druck nimmt zu

Das trifft das Geschäft der hiesigen Privatbanken im Kern. Denn die Schweiz ist auf den Automatischen Austausch von Bankkundendaten (AIA) mit dem Ausland eingeschwenkt. Fremde Behörden können und werden deshalb genau in Erfahrung bringen, welches Steuerpotenzial in der Schweiz noch schlummert.

Forderungen an die Banken sei damit Tor und Tür geöffnet, so Widrig von PWC. «Für die Schweizer Banken bedeutet der Trend, dass der Druck, Staaten Auskunft über Kunden zu erteilen, noch deutlich zunimmt.»

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.81%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.83%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.37%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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