Sie sind jung, erfolgreich und verdienen mehr als genug bei der Bank. Doch immer mehr von ihnen wollen jetzt etwas ganz anderes.

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Was würden Investmentbanker für ein siebenstelliges Gehalt alles tun? Ihre Grossmutter verkaufen und deren Katze dazu, dürften Kritiker jener Profession wohl behaupten. Der UBS-Trader Stu Taylor machte etwas ganz anders. 2012 verliess der Amerikaner die Schweizer Grossbank. Und verzichtete auf sein Millionensalär.

Der damals 39-Jährige riskierte damals einen «Null-Verdienst-Moment», wie er gegenüber der Agentur «Bloomberg» berichtete. Heute betreibt er mit drei Partnern eine Bondshandel-Plattform. Seine Kunden sind die Kollegen von einst.

Taylor ist dabei nicht der einzige, der sich Knall auf Fall gegen Banking und Boni entschied. Die Agentur sprach auch mit dem 34-jährigen Ex-Deutschbanker Mark Whitcroft und Alan Schmoll, der mit 36 Jahren einen Top-Job in der Investmentbank der Bank of America hinter sich liess.

Exodus Richtung Fintech

Taylor, Whitcroft und Schmoll haben einiges gemeinsam. Sie alle waren jünger als 40, hatten bereits attraktive Positionen erreicht und verdienten bestens – liessen das Banking aber dennoch hinter sich. Weshalb? Taylor brachte es gegenüber «Bloomberg» so auf den Punkt: «Wir schaffen etwas, dass einen echten Mehrwert bringt. Und es gehört uns.»

Mit der überraschenden Sinnkrise junger Investmentbanker sehen sich inzwischen auch Headhunter konfrontiert. «Sieben von zehn Interviewten bitten mich darum, nach Jobs im Technologie-Bereich Ausschau zu halten», gab ein Talentjäger des Stellenvermittlers Egon Zehnder der Agentur zu Protokoll.

Denn das ist eine weitere Gemeinsamkeit von Taylor, Whitcroft und Schmoll: Sie alle wechselten vom Bankfach in die Technologiebranche.

Unangenehme Wahrheiten

Dort vermuten junge Investmentbanker offenbar bessere Perspektiven. Dafür sprechen einerseits die nackten Zahlen: In den USA etwa gingen seit der Finanzkrise von 2008 mehr als 200'000 Jobs im Bondhandel verloren. Derweil wurden in der Software-Entwicklung 500'000 neue Stellen geschaffen. Doch es geht um mehr – um eine neue Berufung. «Ich kann in einer aufstrebenden Industrie mehr bewegen als mit einer Karriere in einem etablierten Umfeld», glaubt Ex-Banker Whitcroft.

Für ihre ehemaligen Chefs bei der Investmentbank sind dies unangenehme Aussagen. Denn sie müssten demnach damit rechnen, viel härter um junge Talente zu ringen.

Ganz zu schweigen davon, dass die verlorenen hellen Köpfe noch zur echten Bedrohung fürs angestammte Banking werden können: Nämlich, wenn sie diesem mit neuen Fintech-Diensten das Wasser abgraben.

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