In diesem Jahr eröffnet die erste chinesische Bank eine Filiale in Zürich. Das ist erst der Anfang: Die Schweiz könnte zum ersten Offshore-Standort für chinesische Vermögen ausserhalb Asiens aufsteigen.

Nach langwierigen Verhandlungen um einen Schweizer «Hub» für den Handel mit der chinesischen Währung Renminbi geht es nun Schlag auf Schlag: Am Dienstag gelang es offenbar einer Zürcher Delegation, der auch der LGT-Banker und FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann angehört, von den Chefs der vier grossen chinesischen Banken Zusagen für ein Engagement in der Schweiz zu erhalten. Das berichtete die «NZZ» am Mittwoch.

Laut Portmann will die China Construction Bank (CCB) (Bild) noch in diesem Jahr in der Limmatstadt eine Filiale eröffnen. Sobald das Institut hier die Clearing-Dienste für den Renminbi-Handel eingerichtet hat, kann sich der Schweizer Finanzplatz mit dem begehrten «Hub»-Status schmücken.

Vier Zuzüger in zwei Jahren

In den nächsten zwei Jahren würden dann die anderen drei chinesischen Bankgiganten folgen – die Bank of China (BoC), die Agricultural Bank of China (ABC) sowie die Commercial Bank of China (ICBC) folgen. Und wie Portmann gegenüber der «NZZ» durchblicken liess: Zumindest zwei der Institute zeigen Interesse, hierzulande Private-Banking-Dienste anzubieten.

Das lässt aufhorchen. Denn das letzte solche Experiment endete in einem Flop, der die Beziehungen zwischen China und der Schweiz nachhaltig belasten sollte.

Nicht auf Touren gekommen

2008 war die Bank of China (Suisse) in Genf mit viel Brimborium gestartet. Doch die Vorschusslorbeeren für die junge Privatbank waren rasch aufgebraucht. Das Geschäft kam nicht auf Touren, die anfänglich 2 Milliarden Franken Vermögen halbierten sich. Derweil wurden Bemühungen der Schweizer BoC-Tochter, in andere Sparten zu diversifizieren, von der Schweizerischen Finanzmarktaufsicht (Finma) geblockt, wie seinerzeit die «Handelszeitung» (Artikel online nicht verfügbar) berichtete.

Im Juli 2012 zogen die Chinesen dann die Reissleine und verkauften die Reste des Schweiz-Geschäfts an Julius Bär.

Wer das Rennen macht

Das soll nun offenbar alles vergeben und vergessen sein. Noch ist unklar, welche der vier grossen chinesischen Banken sich erneut im hiesigen Private Banking versuchen will. Den schlechten Erfahrungen zum Trotz wird in der Branche der BoC weiter Interesse nachgesagt – zumal diese weiterhin eine Partnerschaft mit dem Zürcher Traditionshaus Julius Bär unterhält.

Die CCB wiederum wäre als erste Bank in  Zürich in einer «Pole Position» für den Einstieg in dieses Geschäft. Und der Bank-Gigant ICBC macht ebenfalls keinen Hehl daraus, dass er sein Private Banking auf Europa ausdehnen will.

Beide Seiten sind indes Willens, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. In die Verhandlungen mit den chinesischen Banken wurden dem Vernehmen nach auch ehemalige Mitarbeiter der Schweizer Privatbank der BoC zu Rate gezogen, die aus erster Hand von ihren Erfahrungen berichten können. Insbesondere ging es dabei darum, die höchst unterschiedlichen Vorstellungen von Schweizern und Chinesen vom Banking in Einklang zu bringen.

Finma als Gütesiegel

So gehe es etwa darum, den chinesischen Banken die hiesige Regulierung als Gütesiegel schmackhaft zu machen, wie es heisst. Derweil müsse sich die Schweizer Seite damit abfinden, dass Chinas Staatsbanken von Beamten geführt würden und die Entscheidungswege manchmal verschlungen seien.

Der Preis eines Erfolg würde allerdings die Anstrengung lohnen: Bisher war es nämlich Chinesen verwehrt, ihr Geld ausser Landes anzulegen. Ausnahmen von der Regel bildeten lediglich Singapur, Hongkong und Taiwan. Nun hat Chinas Führung die Regeln aber erstmals gelockert. Das böte der Schweiz die einmalige Chance, ausserhalb Asiens zum ersten Offshore-Platz für chinesische Vermögen aufzusteigen.

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