Das schnelle Wachstum der Schattenbanken versetzt nicht nur die Behörden in Aufregung. Jetzt werden auch die Banker nervös.

Es ist eine der grossen Ungereimtheiten der «neuen Finanzordnung». Während das traditionelle Banking nach der Finanzkrise von 2008 strengen Vorschriften unterworfen wurde und immer mehr Geschäft abgeben muss, wächst das Geschäft mit unregulierten Finanzdienstleistungen hemmungslos.

Mittlerweile ist das so genannte Schattenbanking dermassen angeschwollen, dass die dort verwalteten Gelder die weltweite Wirtschaftsleistung übersteigen und mittlerweile mehr als die Hälfte der globalen Bankguthaben ausmachen.

Aufgeschreckte Behörden

Die 75'000 Milliarden Dollar des Schattenbank-Universums fallen vorab in Form von Krediten an – von Verbriefungen über Kapitalhebel zu Trusts und Derivaten. Mit von der Partie in diesem Geschäft sind gewaltige Geldmarktfonds und agile Hedgefonds-Manager, Verbriefungs-Vermittler, Broker, und nicht zuletzt die Banken selber. Dieses Universum breitet sich sogar massiv aus: 7 Prozent allein im Jahr 2013, wie neuste Erhebungen zeigen.

Das hat in den vergangenen Jahren auch die Behörden auf den Plan gerufen. Internationale Aufsichtsgremien wie das Financial Stability Board (FSB) oder das Basler-Komittee versuchen fieberhaft, den im Schattenbank-Systems schlummernden Risiken beizukommen.

Der Brennpunkt ist anderswo

Doch nicht nur die behördlichen Aufpasser sind ob der Ausbreitung der Schattenbanken alarmiert. Wie eine Studie der Standesorganisation CFA Institute weltweit durchgeführte Umfrage zeigt, macht sich auch die Bankbranche zunehmend Sorgen.

Und im Brennpunkt jener Befürchtungen stehen für einmal nicht die Wall Street oder der Schweizer Bankenplatz – sondern China. Mit nur 4 Prozent Anteil an den weltweiten Nicht-Bank-Assets ist die Volksrepublik zwar im Schattenbank-Universum nur ein kleiner Fleck auf der Landkarte (siehe Grafik unten).

Anteil Länder am Schattenbank-Sektor (in %)

Schattenbanken Grafik1 500 kopie

Doch dieser Fleck hat es in sich, glaubt man den befragten Personen. Jeder vierte Banker ist nämlich überzeugt, dass von Chinas Schattenbanken die grössten Gefahren drohen. Jene Finanzprofis, die das Geschäft aus nächster Nähe kennen, sind erst rechts alarmiert: 56 Prozent der Banker aus der Region Asien-Pazifik warnen eindringlich vor einem Zahlungsausfall im unregulierten Kreditwesen Chinas (siehe Grafik unten).

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Ausserhalb der Bilanzen

Im Zentrum dieser Ängste stehen laut der CFA-Studie vor allem Trusts und Vermögensverwaltungs-Vehikel. Sie springend dort ein, wo eine Finanzierung etwa über eine öffentliche Anleihe oder einen Bankkredit nicht zustande kommt – oftmals bei Bauvorhaben, aber auch bei Firmenkrediten und beim Kauf von Wertschriften.

Meistens ist dabei eine chinesische Bank die Mehrheitseignerin solcher Vehikel – führt aber den vergebenen Kredit nicht in ihren Büchern. Das Wachstum der chinesischen Schattenbanken ist enorm: 30 Prozent waren es im Jahr 2013, doppelt so viel wie im regulierten Banking in China.

Zu wenig zu spät?

Zugenommen haben auch die Risiken: Überkapazitäten im chinesischen Immobilienmarkt, intrasparente Konstrukte und die ungeklärte Frage, ob der Staat für Ausfälle bei Schattenbank-Vehikeln haften würden, bereiten den Bankern schlaflose Nächte.

Zwar sind inzwischen auch die chinesischen Behörden auf die intransparente Boom-Branche aufmerksam geworden. Doch laut der CFA-Studie fokussieren Chinas Wachhunde vorab auf vorsorgliche Massnahmen – anstatt auf klare Verhaltensregeln für die Schattenbank-Akteure. Das könnte sich rächen.

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