Michael Benz verfolgt als Private-Banking-Chef von Standard Chartered eine ganz andere Strategie als sein früherer Arbeitgeber Julius Bär. Nun stichelt Benz – und Boris Collardi kontert.

Michael Benz (im Bild links) ist seit bald zwei Jahren Chef im internationalen Private Banking des britisch-chinesischen Finanzinstituts Standard Chartered (StanChart). Seither schwärmt er von den Möglichkeiten und Vorteilen, die eine Universalbank ihren Privatkunden anbieten kann.

Bei seinem früheren Arbeitgeber Julius Bär hatte er diese Möglichkeiten nicht. Denn die Zürcher Privatbank hält sich strikt an ihre Strategie als «Pure Player». Sie bietet einen Standard an Investmentprodukten an.

Das ist keine Glaubensfrage, sondern eher eine des Geschäftsmodells und des strukturellen Aufbaus eines Finanzinstituts. Oder anders formuliert: Sind Privatbanken-Kunden bei einem «Pure Player» wie Julius Bär besser aufgehoben als bei grossen Häusern wie die UBS oder Credit Suisse, die neben der klassischen Vermögensverwaltung auch noch Investmentbanking und ein Firmenkundengeschäft betreiben?

Spitze Kommentare

Für den «Pure Player» sprechen die in der Regel sichere Geschäftsstrategie und die fehlende Gefahr von Interessenskonflikten. Für die Universalbanken stehen Cross-Selling-Möglichkeiten im Vordegrund, und dass auch höchst anspruchsvolleen Kundenwünschen entsprochen werden kann, etwa mit Kreditfinanzierungen oder Kapitalmarktgeschäften.

Nun hat Michael Benz, der von Hongkong aus StanChart in Asien voranbringen soll, die Debatte mit spitzen Kommentaren angeheizt.

Privatbanken sind eindimensional

Der Branchenplattform «asianinvestor.com» sagte der 46-Jährige: «Ich glaube nicht, dass sich Privatbanken heutzutage noch gross voneinander unterscheiden.» Die Produkteplattformen seien im Prinzip alle die gleichen – auch die Preise. «Die meisten Privatbanken können nicht mehr anbieten als Investment Management», so Benz.

Aus Kundensicht komme es indessen vor allem darauf an, ob eine Bank fähig sei, allen möglichen Wünschen zu entsprechen. Benz hat als Private-Banking-Chef von ganz oben die Vorgabe, seinen Privatkunden auch Dienstleistungen aus dem Firmenkundengeschäft anzubieten.

Seine Strategie besteht im Prinzip darin, aus Privatkunden auch Firmenkunden zu machen und umgekehrt. Gerade in Asien, wo sich das Wachstum im Private Banking in erster Linie aus dem Unternehmertum speist, verfolgen etwa auch die Credit Suisse oder die UBS diese Strategie.

Julius Bär auch ohne «göttlichen Eingriff» erfolgreich

Nun hat Julius-Bär-CEO Boris Collardi (im Bild rechts) Benz' Aussagen umgehend registriert und gekontert. «Wenn Investmentbanking- und Firmenkunden-Dienstleistungen für Privatkunden so wichtig wären, würde Julius Bär in Asien nicht existieren», erklärte er.

Julius Bär sei in den vergangenen zehn Jahren der am schnellsten wachsende Wealth Manager in Asien gewesen. «Und dies gelang uns ohne Investment- oder Corporate-Bank, ohne irgendwelches Spezial-Feuerwerk oder göttlichen Eingriff», sagte Collardi. Wirklich anspruchsvolle Privatkunden könnten sehr wohl zwischen einer Privatbank und einem Geldhaus unterscheiden, das Unternehmensfinanzierungen bereitstelle oder M&A-Transaktionen durchführe.

Gefangene einer Investmentbank

Collardi hält Banken, die auf das integrierte Modell im Private Banking setzen, nicht für schlechter, wie er präzisiert. «Aber es ist nicht ausschlaggebend, um erfolgreich zu sein.»

Julius Bär brauche dies jedoch nicht. «Wenn ich für einen unserer Kunden morgen fünf Investmentbanken zur Auswahl brauche, dann rufe ich sie an und sie sind am nächsten Tag da», bringt es der pragmatische Swiss Banker aus der Romandie auf den Punkt.

Er sei sich sicher, so Collardi abschliessend, dass Kunden auf diese Weise eine bessere Dienstleistung erhielten als wenn sie «Gefangene dieser Investmentbank seien, die zu ihrer Privatbank gehöre.

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