Seit der Finanzkrise ist es ausgerechnet die verschärfte Regulierung, die New York vollends zum wichtigsten Finanzzentrum der Welt gemacht hat. Daran könnten sich die Schweizer Banken orientieren.

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Das asiatische Wachstumsmantra wird in der Schweizer Bankensszene umso entschlossener angestimmt, seit die Finanzkrise und das Ende des Schwarzgeld-Geschäftsmodells so manche US-Träume versenkt haben.

Tidjane Thiam, der neue CEO der Credit Suisse, hat seine Strategie zwar noch nicht schwarz auf weiss dargelegt. Aber seine Andeutungen waren unmissverständlich: Die Chancen in Asien hat er mehrfach herausgehoben, den US-Markt höchstens am Rande erwähnt. Das ist angesichts der enormen Bedeutung des US-Marktes und seiner hohen Geldkonzentration erstaunlich.

Regulierung  als Wachstumskatalysator

Um das zweite Lieblingsthema der Schweizer Banken, die überbordende und kostenintensive Regulierung, ist es wieder etwas ruhiger geworden. Die Institute scheinen sich ihrem Schicksal gefügt zu haben und tätigen die massiven Investitionen, die für Compliance und Risikobewirtschaftung notwendig geworden sind.

Das ist gut so. Denn strenge Regulierungsvorschriften und die anschliessende Implementierung können die Initialzündung für einen Wachstumsschub sein. Das zeigt sich an der Stadt New York. Seit der Finanzkrise hat sie ihre Stellung als weltweit führendes Zentrum der Vermögensverwaltung markant ausgebaut.

Eigentlich ein Paradox

Eine entsprechende Studie haben die beiden Wirtschaftsgeografen Dariusz Wojcik and Duncan MacDonald-Korth diese Woche an der «Global Conference on Economic Geography» in Oxford vorgestellt. Die britische Wirtschaftszeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) hat die Studie im Detail gelesen und kann ihre Überraschung darüber nicht verhehlen.

Denn es mutet tatsächlich paradox an: New York war das Epizentrum der globalen Finanzkrise und trug massgeblich dazu bei, dass die Wirtschaftsmacht USA in eine schwere Rezession schlitterte. China und andere Volkswirtschaften Asiens zogen den Karren sozusagen wieder aus dem Dreck. Gleichzeitig lenkten aufstrebenden Wirtschaftsmächte die globalen Geldströme in ihre Richtung – scheinbar weg von New York.

Das Gegenteil geschah

Tatsächlich ist das Gegenteil geschehen, wie die beiden Autoren der Studie erklärten. New York habe nach der Finanzkrise seine Macht als Zentrum des globalen Anlagegeschäfts verdoppelt. Wurden im Jahr 2006 rund 12,6 Prozent der globalen Assets aus dem «Big Apple» heraus kontrolliert, so stieg dieser Anteil bis 2013 auf 20 Prozent, stellen die beiden Fachleute fest und berufen sich dabei auf Daten des Researchunternehmens Towers Watson.

Der Hauptgrund für die neuerliche Machtkonzentration in New York ist laut Wojcik und MacDonald-Korth die Regulierungswelle. Die USA-Regulatoren waren schneller und teilweise auch strenger als ihre Kollegen in anderen Ländern. Zwar haben die Marktteilnehmer den Dodd-Frank-Act stark bekämpft, aber die Massnahmen der Finanzmarktaufsicht haben New York letztlich geholfen wie Autoren argumentieren.

Wie Blackrock riesig wurde

Denn die Reaktion der Finanzunternehmen war: grösser werden. Sie waren gezwungen, ihre Compliance-Abteilungen auszubauen, was die Möglichkeit für Skaleneffekte öffnete. Hat ein Finanzunternehmen einmal die Hausaufgaben erledigt und die Compliance steht, wird der Anteil dieses Fixkostenblocks mit steigenden Vermögen nur noch kleiner, heisst es in dem Papier von Wojcik und MacDonald-Korth.

Das bedeutet: Wachstum lässt sich überproportional in mehr Gewinn umsetzen. Die Firma Blackrock avancierte in dieser Periode zum grössten Vermögensverwalter der Welt. Im Vergleich: 2006 war Blackrock erst der zehntgrösste Asset Manager der Welt gewesen.

Schweizer sind bestrebt

Wo Schweizer Finanzinstitute die Regulierungsbestimmungen bereits umgesetzt haben, sind auch Bestrebungen im Gang, ihr Geschäft rasch und mit Hilfe von Akquisitionen auszuweiten und profitabler zu machen.

Häuser wie Vontobel, Notenstein Asset Management und GAM suchen aktiv nach Kaufgelegenheiten – um nur die prominentesten zu nennen. Im Private Banking sind es die Institute, welche die Offshore-Problematik am effizientesten gelöst haben, die sich nach Zukäufen umsehen.

Aber es sind einmal mehr die Amerikaner und die Wall Street, die am agilsten und opportunistisch auf die Marktgegebenheiten reagiert und zu ihrem Vorteil genutzt haben.

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