Angesichts des hereinbrechenden Flüchtlingsstroms nach Europa handeln nun auch Banken. So ganz selbstlos ist ihr Engagement allerdings nicht.

Flüchtlinge©shutterstock.com

Nach Europa strömen täglich zehntausende Flüchtlinge. Die meisten von ihnen kommen aus dem bürgerkriegsversehrten Syrien.

Die Mehrheit versucht dabei, nach Deutschland einzureisen. Das Land erwartet in diesem Jahr ein Zustrom von gegen 800'000 Flüchtlingen. Diese Einwanderungswelle wirkt sich nun auch auf die lokalen Banken aus. Sie greifen zu Massnahmen, die in der Finanzszene ein Novum darstellen.

So verteilen Mitarbeiter der Sparkasse Fulda selbst verfasste Flyer, die erklären, wie man ein Konto eröffnet und worauf man bei der Kontoführung achten sollte. Der Flyer wurde auf Englisch, Arabisch und in einer Sprache des Süd-Sudans verfasst, wie das «Handelsblatt» am Donnerstag berichtete.

Nicht alles auf einmal abheben

«Den Flyer haben Mitarbeiter aus dem Filialbereich gemeinsam mit einer Kundin entwickelt, die auch bei der Übersetzung geholfen hat», gab Bankchef Alois Früchtl gegenüber dem «Handelsblatt» zu Protokoll.

Der Flyer erklärt unter anderem, dass die PIN niemals zusammen mit der Bankkarte aufbewahrt werden soll. Und es wird empfohlen, nicht das ganze Geld auf einmal zu beziehen. Beigelegt ist auch eine Ausfüllhilfe für Überweisungsscheine.

Verteilt wurde das Informationsmaterial bei Flüchtlingsorganisationen und in den Filialen.

Gesetzliche Regelungen gelockert

Das alles kommt nicht von ungefähr. Die Sparkassen verfügen über das grösste Filial-Netz in Deutschland. Zudem haben sie sich mit ihren «Bürgerkonten» dazu verpflichtet, grundsätzlich jedem Verbraucher, auch Obdachlosen und Flüchtlingen, ein Konto auf Guthabenbasis zu ermöglichen.

In diesem Zusammenhang erleichterte die deutsche Finanzdienstleistungsaufsicht «Bafin» vor kurzem die gesetzlichen Regelungen für Kontoeröffnungen. Anstelle von Identitätsausweisen, die ohne hin in den allermeisten Fällen fehlen, sind für die Kontoeröffnung auch Identitätsnachweise zulässig, die von den Ausländerbehörden ausgestellt werden und ein Foto des Kunden enthalten.

Die Banken müssen die auf diese Weise eröffneten Konten laut dem Bafin-Schreiben aber besonders kontrollieren, damit keine Geldwäsche damit betrieben wird.

In der Schweiz ist eine Lockerung des Identitätsnachweises für Flüchtlinge zurzeit kein Thema, wie die Finanzmarktaufsicht Finma am Mittwoch gegenüber «Radio SRF» ausrichten liess.

Imagekampagne für die Banken

Aus dem Flüchtlings-Engagement der Banken liesse sich laut einem Sprecher der Stadtsparkasse auch Kapital schlagen. Wenn sich in Deutschland herumspreche, dass Sparkassen den neuen Kunden in einer schwierigen Phase geholfen hätten, sei das langfristig für Image und Kundenbindung eine gute Sache, sagte er gegenüber dem «Handelsblatt».

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.54%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.54%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.22%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.1%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.61%
pixel