Die Bank Linth LLB revolutioniert ihre Filialen. Im Interview mit finews.ch spricht Chef David Sarasin erstmals über die Geschäftsstellen der Zukunft. In drei Wochen soll es damit losgehen.


Herr Sarasin, die Bank Linth LLB ist unter ihrer Federführung kräftig gewachsen. Wo gibt es jetzt noch Potenzial?

In unserem angestammten Marktgebiet mit unserem Kunden-Portfolio, aber auch in Regionen, in denen wir noch nicht so lange vertreten sind. So Winterthur und Gebiete, die an das Bank-Linth-Land angrenzen. Im Weiteren sehen wir im Anlagegeschäft gute Ausbaumöglichkeiten. Dabei können wir uns auf unsere Mehrheitsaktionärin stützen – die Liechtensteinischen Landesbank (LLB).

Wie wollen Sie wachsen? Akquisitorisch, organisch – oder gar beides zusammen?

Wir prüfen alle Möglichkeiten. Nach wie vor sind wir an geografischem Wachstum interessiert, aber wir verfolgen dies derzeit nicht aktiv. Ein Grundsatz gilt in jedem Fall für uns: Das Wachstum muss verkraftbar bleiben.

Unlängst haben Sie in Sargans SG eine schalterlose Filiale eröffnet. Wie haben die Kunden dieses neue Konzept aufgenommen? 

Durchwegs positiv. Ein grosser Teil unserer Kunden ist es gewohnt, sich an Automaten zu bedienen. Doch es gibt nach wie vor Kunden, die persönlich bedient werden möchten. Diese erhalten ihr Bargeld immer noch durch unser Personal – das allerdings das Bargeld auch aus den Automaten bezieht.

«Unsere Beratungsgespräche finden oft stehend in der Begegnungszone statt.»

Die dritte Kundengruppe sind Leute, die früher nie Automaten nutzten, heute in die Bank kommen und selber, allenfalls mit Unterstützung, ihre Transaktionen am Automaten ausführen. Sie fühlen sich in der Bank sicherer und schätzen die Nähe zum Bankangestellten.

Was versprechen Sie sich vom neuen Konzept?

Wir geben eine Antwort auf die heutigen Kundenbedürfnisse. Der klassische Bankschalter hat ausgedient. Die Kunden wünschen eine 24-Stunden-Zone sowie einen einfachen Zugang zu einer professionellen Beratung. Unsere Beratungsgespräche in der Filiale finden deshalb nicht in einem abgeschlossenen Raum statt, sondern oft stehend mit Kaffee in der Begegnungszone. So wollen wir Offenheit und Transparenz vermitteln.

Und falls der Kunde doch etwas mehr Diskretion wünscht?

Für einen kurzen vertraulichen Austausch bieten sich unsere schallgeschützten Besprechungsnischen. Wer noch mehr Diskretion oder vielleicht auch Platz braucht, kann in die Besprechungszimmer wechseln. Wir bieten alles an, der Kunde entscheidet nach seiner Präferenz.

«Wir werden alle unsere 19 Standorte umrüsten.»

Wir werden alle unsere 19 Standorte nach dem Muster Sargans schrittweise umrüsten. In rund drei Wochen steht die Eröffnung einer weiteren aussergewöhnlichen Filiale an, und zwar in Mels, St. Gallen.

Was muss man sich darunter vorstellen?

Es handelt sich dabei um eine Filiale mit Automaten, die zugleich für Kundengespräche ausgelegt ist. Beratendes Personal ist vor Ort, wenn der Kunde zuvor einen Termin fixiert hat – es handelt sich dabei um eine Art On-Demand-Beratungsstelle.

Was versprechen Sie sich davon?

Damit können wir unsere Präsenz und unsere Beratungsdienstleistungen auch weiterhin an kleineren Standorten anbieten, ohne dabei die aufwändigen Strukturen für eine «vollwertige» Geschäftsstelle zu unterhalten. Die Kunden entscheiden, wo, wann und in welcher Form sie ihre Services beziehen möchten.

«Wir wollen deutlich über unser derzeitiges Mobile-Banking hinausgehen.»

Wie digital ist die Bank Linth eigentlich unterwegs?

Unsere Strategie ist ganz klar auf jenes Kundensegment ausgerichtet, das auch den persönlichen Kontakt mit uns schätzt. Deshalb modernisieren wir unsere Filialen. Dennoch wollen wir deutlich über unser derzeitiges Mobile-Banking hinausgehen. Ziel ist es, ein Portal zu bauen, das der Kunde nach seinen Wünschen gestalten kann. Das heisst, er entscheidet, ob er Funktionen wie Videochat einbinden will, und welche Dienstleistungen er ins Portal integriert.

Wann geht es damit los?

Voraussichtlich 2018.

Werden Sie auch Dienstleistungen von Drittbanken einbinden?

Wenn Sie mich fragen, wird das auf jeden Fall kommen. Derzeit konzentrieren wir uns aber auf die Portal-Lösung.

Wie «digital» sind Sie persönlich?

Grundsätzlich bin ich ein aktiver Nutzer von disruptiven Technologien wie Spotify, Uber oder Online Shopping und kann daher beurteilen, was die Digitalisierung für Geschäftsmodelle bedeuten kann. Auch nutzte ich ausschliesslich Mobile Banking und diverse Fintech-Tools. Einzig im Bereich Social Media bin ich zurückhaltend unterwegs. Ich beschränke mich eher auf den Konsum von Tweets – mein Kollege in der Geschäftsleitung Luc Schuurmans ist da bedeutend aktiver.

«Mittelfristig dürfte der Personalbestand eher wieder steigen.»

Seit Sie im Sommer 2012 CEO der Bank Linth LLB geworden sind, haben Sie die Belegschaft um fast einen Viertel reduziert und das Filialnetz von 25 auf 19 Geschäftsstellen verkleinert. Folgen noch weitere Schliessungen?

Nein, das ist nicht in Planung. Ich erwähnte vorher, dass die Bank physisch Präsenz markieren muss – aus Marketing-Gründen. Die Filiale ist unser wichtigster Vertriebskanal. Mittelfristig dürfte der Personalbestand eher wieder steigen, vor allem im Vertrieb.

Mit der LLB als Hauptaktionärin haben Sie ein grösseres Bankhaus im Rücken. Glauben Sie, dass dieses Modell Zukunft hat?

Der Wettbewerb unter den Banken wird sich noch verstärken. Der Kostendruck und die regulatorischen Anforderungen nehmen gleichzeitig zu. Daher kann ich mir gut vorstellen, dass diverse Schweizer Banken eine Kooperation mit anderen, ähnlich ausgerichteten oder komplementär tätigen Instituten eingehen werden. Der Integrationsgrad kann dabei sehr unterschiedlich sein.

Die LLB kam als weisser Ritter zur Bank Linth. Eine glückliche Fügung aus heutiger Sicht? 

Die Bank Linth führte seit Mai 2006 Gespräche mit der LLB über eine Zusammenarbeit. Diese beschleunigten sich Ende 2006 auf Grund eines unfreundlichen Übernahmeangebotes der Glarner Kantonalbank. Anfang 2007 entschieden sich dann die Aktionäre für die LLB, weil deren Offerte besser war. Die Geschäftsfelder beider Banken ergänzten sich von Anfang an optimal, was wiederum der Gruppe interessante Wachstumsmöglichkeiten und Synergien eröffnete. Zudem blieb die Bank Linth LLB als eigenständige regional tätige Vertriebsbank bestehen.


Der 48-jährige David B. Sarasin trat im April 2002 in die Geschäftsleitung der Bank Linth LLB ein und ist seither für das Ressort Privat- und Firmenkunden verantworlich. Vor gut drei Jahren wurde er zum CEO der Bank ernannt. Zuvor war er im Firmenkundengeschäft bei einer Grossbank sowie in der Unternehmensberatung tätig. David Sarasin studierte und promovierte an der Universität St. Gallen. 

 

 

 

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