An den Aktienmärkten ist der Teufel los: Bankaktien in Europa fallen ins Bodenlose – scheinbar ohne handfeste Gründe. Was zurzeit geschieht, hat der Papst in einem Sinnbild festgehalten.

Eine Geschichte, die eigentlich gar keine ist, erhitzt derzeit die Gemüter in Deutschland: Papst Franziskus hat Europa mit einer alten Frau verglichen, die keine Kinder mehr bekommen könne. Bundeskanzlerin Angela Merkel solle das Pontifex daraufhin erzürnt angerufen haben.

Daran kann sie sich nun aber nicht mehr erinnern.

Eine andere Geschichte erhitzt zurzeit die internationalen Märkte: Investoren werfen ihre Bankaktien auf den Markt, als gäbe es kein morgen mehr. Europas führende internationale Institute, die UBS und ihre Lokalkonkurrentin Credit Suisse sowie die Deutsche Bank, führen an den Börsen den Ausverkauf an.

Vertrauensverlust in Europa

Wie die beiden Geschichten zusammenhängen? Aus beiden spricht ein Vertrauensverlust in die Zukunft Europas.

Natürlich ist der Ausverkauf an den Aktienmärkten in diesem Ausmass psychologisch bedingt und übertrieben. Natürlich sind die Grossbanken «rock solid» und verfügen über genügend Kapitalreserven.

Jeder Totalausverkauf folgt aber einer Angst, in der immer auch ein Funken Vernunft und Berechnung steckt: Investoren sehen die Banken als das verletzlichste Glied in einer Kette, deren Zusammenhalt rostig ist und verschiedene Sollbruchstellen aufweist.

Europas Banken sind noch immer geschwächt

Europa spielt die Schlüsselrolle. Der «alte» Kontinent ist gelähmt durch seinen Reformstau. Am europäischen Bankensystem lässt sich dies klar ablesen: Anders als die USA hat es Europa nicht zustande gebracht, seine Banken wieder gesunden zu lassen.

Noch Jahre nach der Finanzkrise herrscht in Europa ein Kredit- und Investitionsmangel und noch immer sind vereinzelt Banken unterkapitalisiert und ächzen unter Altlasten.

Experiment gescheitert

Trotz aller Bazookas und Kanonen von EZB-Präsident Mario Draghi kommt die Wirtschaft in der EU nicht richtig in Schwung. Die ultralockere Geldpolitik, die Flutung der Märkte mit immer neuen Milliarden zeigt kaum genügend Wirkung.

Stattdessen ist das Währungsgefüge vollkommen durcheinander geraten. Das gewagteste Wirtschaftsexperiment der Neuzeit scheint gescheitert.

SNB hat die Zeichen schon 2015 erkannt

Die Aufgabe des Euro-Mindestkurses zum Franken durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) im vergangenen Jahr war eine wichtige Einsicht (zumindest bei den Schweizer Währungshütern), dass mit ständig neuer Geldschöpfung nichts mehr erreicht werden kann. Diese Einsicht hat nun auch Europa erreicht – insbesondere die Anleger.

Die Flüchtlingswelle verschärft die wirtschaftlichen Probleme in Europa noch zusätzlich und verstärkt den psychologischen Effekt des Scheiterns. Auch die Flüchtlingsproblematik ist, wie der mangelnde Reformwille, letztlich eine Folge des Versagens der Politik in der EU.

Globaler Währungskrieg

Zur Angst über die Verletzlichkeit des europäischen Bankensystems tragen weitere bestimmende Faktoren bei: China, Japan und die USA befinden sich in einem Währungskrieg, dessen Ausgang völlig ungewiss ist. Die Öl- und Rohstoffmärkte sind am Boden, was die Furcht vor einer globalen Wachstumsverlangsamung noch intensiviert.

Dass UBS, CS und Deutsche Bank milliardenhohe Ausstände im Öl- und Gassektor haben, erhöht in der Wahrnehmung der Märkte ihre Verletzlichkeit.

Papst Franziskus hat mit seinem Satz über ein Europa, das alt und unfruchtbar geworden ist, eine seiner Wahrheiten ausgesprochen, die eine Bundeskanzlerin Merkel so nicht akzeptieren möchte. An den Börsen ist die Resignation hingegen allgegenwärtig.

Und haben die Märkte nicht immer recht?

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
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  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
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  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
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  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
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