Bisher hüteten sich die meisten Schweizer Banken davor, auf Sparkonti Negativzinsen zu verrechnen. Doch nun bröckelt die Phalanx, wie das Beispiel der Migros Bank zeigt.

Als einzige Schweizer Retailbank hat die Alternative Bank Schweiz im Oktober vergangenen Jahres Negativzinsen für gewöhnliche Kunden eingeführt – und löste damit weltweit Schlagzeilen aus.

Nun spielt ein viel grössere Player, die Migros Bank, ebenfalls mit diesem Gedanken. Zwar sei die unmittelbare Einführung von Negativzinsen auf Sparkonten nicht vorgesehen, «ausgeschlossen sei ein solcher Schritt allerdings nicht», sagte Harald Nedwed, Chef der Migros Bank, letzten Sonntag im Interview mit der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps».

Eine solche Massnahme ziehe die Bank dann in Erwägung, falls die Negativzinspolitik noch länger andauern oder die Schweizerische Nationalbank (SNB) eine weitere Senkung der Zinsen beschliessen würde, erklärte Nedwed weiter.

Die Angst vor dem «Bank-Run»

Trotz der markigen Worte: Ein Alleingang käme für die Migros-Tochter wohl kaum infrage. Denn CEO Nedwed müsste zumindest damit rechnen, dass zahlreiche Kunden dann umgehend ihre Vermögen zu anderen Banken transferieren würden.

Genau aus diesem Grund wagt etwa Valiant-Chef Markus Gygax nicht, den ersten Schritt zu machen. Würde seine Bank als erste Negativzinsen auf Sparguthaben einführen, könnten die Kunden über Nacht bis zu 6 Milliarden Franken auf andere Banken verschieben, erklärte Gygax unlängst im Interview mit finews.ch.

Um einen «Bank-Run» zu vermeiden, ist die Einführung von Negativzinsen somit nur als konzentrierte, branchenweite Aktion denkbar.

Branche erwartet noch tiefere Zinsen

Die Alternative Bank bildet die Ausnahme von der Regel, weil sie in einer Nische wirtschaftet und über eine sehr starke Kundenbindung verfügt. Das damalige Vorpreschen des Instituts war quasi als interne Bereinigungsaktion gedacht. Man wolle Kunden nicht wegen des Zinses ansprechen, sondern weil ihnen die soziale und ökologische Bank sympathisch ist, begründete das Geldhaus damals.

Wahrscheinlicher wird eine solche orchestrierte Aktion, wenn die SNB die Negativzinsen auf Giroguthaben noch weiter nach unten drückt. Derzeit liegen sie bei -0,75 Prozent. Die Branche rechnet mit einer weiteren Senkungsrunde auf -1 Prozent.

Schon bei den Hypozinsen geübt

Sollte es zu einer Weitergabe von Negativzinsen kommen, werde diese in moderaten Schritten erfolgen und ab einem bestimmten Guthaben – etwa ab 100'000 Franken – ansetzen, sagte Nedwed gegenüber «Le Temps» weiter. 

Die Schweizer Banken haben sich bereits einmal zusammengerauft, und zwar nach der überraschenden Aufhebung der Kursuntergrenze zum Euro Mitte Januar 2015. Danach sackten Hypothekarsätze kurzzeitig auf Rekordtiefe, die Zinsmarge ging empfindlich zurück. 

Um diesen Effekt teilweise zu kompensieren, haben Banken ihre Hypothekarzinsen damals branchenweit erhöht – teils sogar verdoppelt. Entsprechend gut konnten sich die Institute im schwierigen Umfeld halten. Das könnte nun nach einer Zugabe schreien.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.8%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.31%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    15.46%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.65%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.78%
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