Brady Dougan meldet sich zurück – und will einem sterbenden Wall-Street-Geschäftsmodell neues Leben einhauchen.

Brady Dougan ist ein in der Wolle gefärbter Investmentbanker. 25 Jahre arbeitete er in diesem Metier für die Credit Suisse First Boston und später bei der Credit Suisse (CS), von 2007 an als CEO der zweitgrössten Schweizer Bank. Mit dem Institut verband ihn viel – der für sein «Pokerface» bekannte Amerikaner liess einmal so etwas wie Emotionen aufkommen, als er die CS als seine «Heimat» bezeichnete.

Umso mehr dürfte ihm der Abgang bei der Bank nahe gegangen sein. Eine ihm nahestehende Person berichtete, dass er von seiner Ablösung durch Tidjane Thiam im letzten Juli völlig überrumpelt worden sei. Insofern ist nun seine Rückkehr an die «gewohnte» Wall Street wenig überraschend – ähnlich machten es vor ihm der ehemalige Barclays-Chef Bob Diamond oder Huw Jenkins, der frühere Leiter der UBS-Investmentbank.

Kein Mann für eine Boutique

Interessanterweise ging dem im Mittleren Westen der USA aufgewachsene Dougan nicht den Weg anderer Investmentbank-Schwergewichte vor ihm, die eigene Beratungs-Boutiquen gründeten. So der ehemalige UBS-Mann Ken Moelis, der 2007 die gleichnamige Firma eröffnete, oder die Boutique Centreview, hinter der ehemalige «Regenmacher» UBS und DrKW stehen – und nicht zuletzt die Gebrüder Zaoui, die in der Schweiz etwa die Holcim-Lafarge-Fusion mit einfädelten.

Dougan macht es anders. Mit Millarden aus dem Nahen Osten will er einem sterbenden Wall-Street-Geschäftsmodell wieder neues Leben einhauchen: Im Frühling 2017 plant er offenbar den Start einer eigenen Handelsbank, wie auch finews.ch berichtete.

Intakter Ruf

Dass Vorhaben ist durchaus ernst zu nehmen. Denn Dougan war schon bei der CS ein «Konzentrierer», der voll in seiner Aufgabe aufging. Das machte den persönlichen Umgang nicht immer einfach, wie berichtet wird. Ausserhalb der Bank schien er wenig Interessen und Verpflichtungen zu haben – abgesehen von einem Verwaltungsrats-Sitz in einer Biotech-Firma, die er mit seiner Frau Laura Niklason gegründet hatte.

Und: Trotz der Schwierigkeiten, in der die CS jetzt steckt, geniesst Dougan weiterhin den Ruf eines mächtigen «Wall Streeter» mit internationalem Netzwerk und viel Geld in seinem Rücken.

Netz in Nahost

Wie gut das Netzwerk immer noch ist, und wie viel Geld Dougan immer noch aufbieten kann, zeigt sich jetzt an den Milliarden, die ihm das Syndikat Scepter zur Verfügung stellen will. Schon auf der Höhe der Finanzkrise hatte sich als Chef der CS nach Katar und Saudiarabien gewandt, um die Kapitalisierung der Grossbank zu stärken. Mit dem Geld der Olayan Gruppe und der katarischen Herrscherfamilie konnte er damals eine Staatsrettung wie bei der UBS vermeiden – sein grösster Erfolg an der Spitze der CS.

Dennoch – manch einer reibt sich wohl die Augen über die Rückkehr Dougans ins kapitalintensive Investmentbanking-Geschäft. Denn dieses machte ihn schon bei der CS schwer zu schaffen. Immer schärfere Vorgaben seitens der Regulatoren und höhere Kapitalvorschriften verteuerten das Business – insbesondere den Handel und das Finanzierungsgeschäft. Sein Nachfolger Thiam sieht sich denn auch gezwungen, diese Sparten stark zurückzustutzen.

Ein Klacks fürs Syndikat

Unter diesen Umständen stellt sich die Frage: Weshalb Dougan nun wieder zurück zum alten «Tatort» strebt. Ein Grund sind die eingesammelten Milliarden aus dem Mittleren Osten – ein Betrag, der andere Finanz-Boutiquen in den Schatten stellt. Nichtsdestoweniger ist diese Ankerinvestition ein Klacks für das Syndikat Scepter, bestehend aus reichen Familien und Staatsfonds.

Die Investoren setzen auf den smarten Amerikaner, wohl in der Hoffnung, dass er ihnen die Türen zur Wall Street öffnet. Und das zu besseren Konditionen als die etablierten Grossbanken in New York.

Der Ex-CS-CEO ist seinerseits wohl davon überzeugt, dass er die etablierten Wall-Street-Banken bei den Preisen unterbieten kann. Denn die systemrelevanten amerikanischen Grossbanken unterliegen ebenfalls strengen Kapitalvorschriften, die sie peinlich genau einhalten müssen. Das schmälert ihre Konkurrenzfähigkeit.

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