Nicht nur droht der Credit Suisse ein grosser internationaler Steuerstreit. Die Grossbank steht auch vor einem Konflikt mit ihren Aktionären. Grund sind die überzogenen Boni des Managements.

Es sind Schlagzeilen, welche die Credit Suisse (CS) nicht gebrauchen kann. Steuerfahnder durchsuchten Räumlichkeiten der Grossbank in zwei europäischen Metropolen. Sie weckten in der internationalen Presse schlafende Hunde über das Gebaren von Schweizer Banken mit unversteuerten Geldern.

Der CS droht nun, nachdem sie die Steuerfälle in verschiedenen Ländern mit Zahlungen von annähernd 3 Milliarden Franken gelöst hat, ein weiteres juristisches Hickhack.

Das Fass ist übergelaufen

Derweil verliert die CS nach und nach auch den Rückhalt im Aktionariat. Der Grund dafür sind nicht allein die niederschmetternden Milliardenverluste in den letzten beiden Jahren. Das Fass zum Überlaufen bringen die Salär- und Bonuszahlungen an das Management und den Verwaltungsrat.

Der mächtige US-Stimmrechtsberater Glass Lewis hat darum die CS-Aktionäre angewiesen, an der kommenden Generalversammlung vom 28. April Teile der Vergütungen für 2016 abzulehnen, wie dem finews.ch vorliegenden Bericht des Beraters zu entnehmen ist.

Ganzes Kompensationskomitee abwählen

Namentlich sollen die Aktionäre die Zahlung von Boni an CEO Tidjane Thiam und das Management in der Höhe von 26 Millionen Franken ablehnen. Zudem seien die für den CS-Verwaltungsrat vorgeschlagenen Löhne «exzessiv» hoch. Glass Lewis empfiehlt den Aktionären kurzerhand, das gesamte Kompensationskomitee abzuwählen, nämlich Andreas Koopmann, Iris Bohnet und Kaikhushru Nargolwala.

Glass Lewis ist nicht irgendwer: Zusammen mit ISS ist das Unternehmen der weltweit wichtigste Stimmrechtsberater und kann mit seinen Empfehlungen erheblichen Einfluss ausüben. Er gehört zur Mehrheit der kanadischen Lehrerpensionskasse, die in der Vergangenheit schon als Aktionärsaktivistin aufgefallen ist.

Namentlich angelsächsische institutionelle Investoren orientieren sich vielfach an den Berichten der beiden Stimmrechtsberater. Sowohl Glass Lewis als auch ISS haben sich in den letzten Jahren vermehrt auch in Schweizer Aktionärsversammlungen eingebracht. Dass sie allerdings Vergütungsberichte ablehnen, war bislang eher die Ausnahme gewesen.

Bei UBS und CS den Aufstand geprobt

ISS hatte sich im Jahr 2010 gegen die Entlöhnung des Managements der UBS gestellt und wollte dem Verwaltungsrat auch die Décharge für das Jahr 2007 verweigern. Auch beim Industrieunternehmen Sulzer und beim Reisekonzern Kuoni hatten ISS und Glass Lewis schon Traktanden zu Fall gebracht. Allerdings hatten die beiden US-Stimmrechsberater jeweils die Schweizer Stiftung Ethos an der Seite.

ISS hatte im Jahr 2014 auch gegen die von der CS beantragte Kapitalerhöhung für Mitarbeiter votiert. Die Abstimmung ging damals knapp zugunsten der Grossbank aus.

Heikel, wenn ISS und Ethos gleich empfehlen

Untersuchungen haben gezeigt, dass an Schweizer Aktionärsversammlungen ISS bis zu 20 Prozent der vertretenen Stimmen bewegen kann, Glass Lewis bis 10 Prozent. Heikel wird es für Unternehmen, wenn mit ISS und Glass Lewis auch der Schweizer Stimmrechtsberater Ethos in einem Boot sitzt.

Das war in der Vergangenheit nicht oft der Fall. Welche Empfehlungen ISS und Ethos in Bezug auf die CS-Generalversammlung haben, ist nicht bekannt.

«Völlig unangemessen»

Glass Lewis hielt nun fest, die Boni für das CS-Management seien «völlig unangemessen angesichts der Verluste, welche Aktionäre in den vergangenen beiden Geschäftsjahren erdulden mussten».

Insbesondere der Bonus von 4,2 Millionen Franken für CEO Thiam ist Glass Lewis ein Dorn im Auge. Es gäbe sicher eine grosse Anzahl Investoren, welche die erbrachten Leistungen Thiams für die langfristige Erholung der Bank positiv beurteilten. Doch sollte sein Bonus mehr im Einklang mit den Interessen der Aktionäre stehen, so Glass Lewis.

Nahe an der zulässigen Höchstgrenze

«Die Aktionäre sollten sich ernsthafte Sorgen machen, dass das Unternehmen anhaltend hohe Boni bezahlt, die nahe an der zulässigen Höchstgrenze sind, obwohl das zweite aufeinanderfolgende Jahr ein materieller Verlust angefallen ist», so Glass Lewis.

Thiam soll für 2016 eine Gesamtvergütung von 11,9 Millionen Franken erhalten. Die Vergütung des gesamten CS-Topmanagements stieg von 64,2 Millionen Franken im Vorjahr auf 82 Millionen Franken, eine Erhöhung von 28 Prozent. Verwaltungsratspräsident Urs Rohner soll 4 Millionen Franken erhalten, nach 3,2 Millionen Franken im Vorjahr.

Glass Lewis ging auch auf die gestarteten Steueruntersuchungen gegen die CS ein. Diese sollten Aktionären als Mahnung dienen, dass immer wieder neue Fälle auftauchen, welche die früheren oder derzeitigen Aktivitäten der Bank betreffen.

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