Das Investmentbanking fristet auf dem Schweizer Finanzplatz ein Schattendasein. Dabei ist der hiesige Markt attraktiv. Die beiden Platzhirsche Credit Suisse und UBS müssen ihn mittlerweile hart verteidigen.

Die Credit Suisse und mit einigem Abstand die UBS sind die Marktführer im hiesigen Investmentbanking. Doch den Gebühren-Topf aus Beratungen für Fusionen und Übernahmen (M&A) müssen sich die beiden Platzhirsche immer häufiger mit ausländischen Konkurrenten teilen.

Denn diese entdecken in Zeiten, da das Handelsgeschäft für Investmentbanken immer weniger lukrativ wird, die Schweiz als äusserst interessanten Markt – für das Beratungsgeschäft, auf Englisch Mergers & Acquisitions oder kurz M&A genannt.

Kleines Land, kleiner Gebührentopf? Falsch!

Was das Investmentbanking angeht, so ist die Schweiz ein Kuriosum: Ein kleines Land bedeutet im harten Geschäft mit Fusionen, Übernahmen, Kapitalmarkttransaktionen und -emissionen grundsätzlich einen kleinen Topf an potenziellen Einnahmen für Investmentbanken.

Doch die Schweiz ist ein Champion, was die Konzentration globaler Konzerne und Marktführer betrifft. Und darum ist der hiesige Markt auch deutlich attraktiver als es manch Top-Manager in den Investmentbanking-Zentralen Londons oder New Yorks vermutet.

Grosse Deals auf Schweizer Boden

Praktisch jedes Jahr findet eine der weltweit grössten Transaktionen entweder ganz oder teilweise auf Schweizer Boden statt: Die Übernahme von Syngenta durch Chemchina mit einem Volumen von 43 Milliarden Dollar etwa oder der Kauf von Actelion durch Johnson & Johnson für 30 Milliarden Dollar oder 2014 die Fusion von Lafarge und Holcim für 41 Milliarden Franken.

Ausländische Investmentbanken wie Bank of America, J.P. Morgan, Goldman Sachs, Deutsche Bank und auch M&A-Boutiquen wie Lazard kämpfen mit den Platzhirschen CS und UBS um diesen Schweizer Gebührentopf, wie unlängst auch die Finanznachrichtenseite «Global Capital» (Artikel bezahlpflichtig) festgestellt hat.

UBS will zur CS aufschliessen

Dabei findet der Kampf gleich auf mehreren Ebenen statt. Denn die UBS will ihre Rolle als ewige Nummer 2 hinter der CS nicht mehr einfach hinnehmen. Martin Kesselring, Chef Corporate Client Solutions UBS Schweiz, sagte kürzlich: «Wir haben die Marktabdeckung hierzulande deutlich verstärkt. Das Schweizer Geschäft ist nun besser in unser globales Angebot integriert, so dass wir unsere Kunden beständiger bedienen können.»

Unter anderem hat die UBS vor drei Jahren ein Team zusammengestellt, das sich spezifisch um den Small- und Midcap-Markt, also um kleine und mittelgrosse Firmen, kümmert und das Daniel Wüest leitet.

Noch ist die CS besser aufgestellt: Gemäss Dealogic holte sie sich im vergangenen Jahr 21 Prozent der Erträge aus dem Geschäft mit Kapitalmarktzeichnungen und Beratungen. Die UBS kam auf 15 Prozent.

Ertragsquelle Syngenta

Zu einem Schlüsselkunden für die UBS in der Schweiz ist der Agrochemiekonzern Syngenta geworden, was unter anderem den hervorragenden Beziehungen von Piero Novelli zu verdanken ist. Er stiess 2013 als Chairman of Global Mergers & Acquisitions zur UBS und ist in Zürich stationiert. Die UBS beriet Syngenta zunächst bei ihrer Abwehr des Übernahmeversuchs durch den amerikanischen Konkurrenten Monsanto. Dann übernahm sie eine führende Rolle als Beraterin beim Verkauf an Chemchina, der nun fast alle notwendigen Bewilligungen erhalten hat.

Auf der anderen Seite steht die CS: Sie berät Chemchina.

Actelion-Deal in ausländischer Hand

Während diese Grossübernahme sozusagen ein Heimspiel für die beiden Schweizer Grossbanken war, schnappen sich ausländische Investmentbanken die Beratungsgebühren bei der Übernahme des Biotech-Konzerns Actelion durch den US-Riesen Johnson & Johnson.

Dabei beriet Lazard die amerikanische Käuferin, während Bank of America/Merrill Lynch (BAML) zunächst alleinige Beraterin von Actelion war, später aber noch die CS wegen ihrer lokalen Expertise hinzu kam.

Gemeinsam bei Lonza

Schweiz-Chef von BAML ist Manuel Ebner, der das Geschäft ausbauen möchte. Im Jahr 2015 erlangte das Unternehmen eine Lizenz für Corporate Banking in der Schweiz.

Auch bei der Übernahme von Capsugel durch den Chemiekonzern Lonza für 5,5 Milliarden Franken hat BAML die Finger im Spiel. Zusammen mit der UBS führt das Unternehmen die Kapitalerhöhung durch, die Lonza die notwendigen Mittel in die Kasse spülen soll.

Vielsprechendes Mittelstands-Segment

Ein weiterer ausländischer Investmentbanking-Player im Schweizer Markt ist die französische BNP Paribas, die vor allem im Bereich von Anleihenemissionen in Franken eine starke Marktstellung besitzt.

Vor 18 Monaten begann die Bank mit dem Aufbau eines sechsköpfigen Teams, das sich seither auf das Segment mittelgrosser heimischer Firmen mit einem Umsatz von mehr als 200 Millionen Franken konzentriert.

Hoffen auf die M&A-Welle

Die Strategie: Unternehmensfinanzierungen anbieten und Beziehung aufbauen, die später dazu verhelfen sollen, weitere Transaktionen für diese Kunden zu tätigen. Beim Airline-Caterer Gategroup funktionierte dieses Vorgehen: BNP Paribas beriet vergangenes Jahr den Air-France-Caterer Servair beim Verkauf an die Schweizer Gategroup.  

Gategroup und Lonza sind gute Beispiele für eine Entwicklung in der Schweizer Unternehmenslandschaft, die Investmentbanken lukrative Geschäfte in Aussicht stellt.

Der Zyklus hat gedreht

Viele sogenannte Mittelstandsunternehmen sind bereits international ausgerichtet und streben den nächsten Wachstumssprung an. Für eine entsprechende Übernahme benötigen sie die Expertise von Investmentbankern.

Während solche Schweizer Mittelstands-Deals nach der Finanzkrise noch vielfach unter dem Radar der ausländischen Investmentbanken abliefen, hat der Zyklus nun gedreht, wie die Initiative von BNB Paribas zeigt. Die ausländischen Investmentbanken sind wieder vermehrt in Transaktionen involviert, die früher eine rein schweizerische Angelegenheit waren.

Jede Gelegenheit nützen

So beriet unlängst die New Yorker M&A-Boutique Centerview Partners das Schweizer Pharmaunternehmen Galenica bei der Auftrennung von Galenica Santé und Vifor Pharma. Zu den weiteren beteiligten Banken gehörte – neben der CS und der UBS – auch die Citigroup.

Es ist klar: In Zeiten, da Investoren verzweifelt nach Rendite Ausschau halten, stürzen sich die Investmentbanken auf jede Gelegenheit, die ihnen einen Börsengang oder eine Aktienemission in Aussicht stellt. Die CS und die UBS wissen um ihren Heimvorteil. Aber darauf ausruhen können sie sich nicht.

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