Zu Wochenbeginn die «Neue Zürcher Zeitung», jetzt die Fernsehsendung «10 vor 10»: Das neue Beurteilungssystem der UBS wird zuehmend öffentlich diskutiert.

Das Prinzip ist einfach: 5 bis 10 Prozent der Mitarbeiter in einem Team erhalten Spitzennoten («hervorragende Leistung»), 5 bis 10 Prozent werden abgekanzelt («ungenügende Leistung»), und die anderen werden auf drei weitere Stufen in der Mitte aufgeteilt.

Die UBS hat ein neues Mitarbeiter-Qualifikationssystem eingeführt, und bereits als die Idee Ende November bekannt wurde, gab sie in der Branche viel zu reden (auch bei finews.ch trafen sehr viele aufgebrachte Kommentare ein).

Die Debatte um Sinn und Unsinn der Notengebung hält offenbar an. Wie die «Neue Zürcher Zeitung» zu Wochenbeginn berichtete, sei der Unmut in der UBS-Belegschaft «mit Händen zu greifen». Auf Kritik stosse vor allem die Idee, «dass für jede der fünf Stufen in Anlehnung an das statistische Konzept der Normalverteilung Soll-Prozentanteile definiert wurden.»

Oder anders gesagt: Die UBS-Chefs müssen die vorgegebenen Noten («hervorragend», «aussergewöhnlich», «gut», «verbesserungsbedürftig», «ungenügend») einem genau bestimmten Prozentsatz ihrer Untergebenen geben.

Das heisst: Selbst in einem durchwegs hochklassigen Spitzenteam – so die Idee – wären einige als ungenügend abzuurteilen.

Was ist Kollege, was Konkurrent?

Die UBS erhofft sich davon offenbar eine leistungsbezogenere Unternehmenskultur. Die NZZ wies allerdings auf erhebliche Risiken hin: «Die Gefahr besteht, dass das Gegenteil eintritt: Ein schlecht eingestufter Mitarbeiter, der sich als "Quotenopfer" fühlt und Bonus und Karriere in Gefahr sieht, wird nicht unbedingt geneigt sein, härter zu arbeiten. Zudem wird er in besser bewerteten Teammitgliedern womöglich nicht mehr Kollegen, sondern nur noch Konkurrenten sehen.»

Das UBS-System wurde nun auch am Dienstagabend in der Fernsehsendung «10 vor 10» aufgegriffen. Im TV-Beitrag sagte Denise Chervet vom Bankpersonalverband, durch die neue Methode würden «Kollegen zu Konkurrenten» – und dies sei letztlich auch für die UBS negativ.

Für die Human Resources von UBS sprach Gery Brüderlin: Man habe ein System gesucht, das einfacher und transparenter sei. Die Tatsache, dass 5 bis 10 Prozent eines Teams als «ungenügend» beurteilt würden, sei lediglich im Verhältnis zu verstehen – die Leistungen dieser Personen könnten durchaus gut sein, aber die Notengebung erfolge einfach relativ zu den anderen im Team. Dass sich daraus eine negative Gruppendynamik ergebe, sei keineswegs zu erwarten: So etwas hänge davon ab, wie die Beurteilungen kommuniziert würden.

Kommt es zu Anpassungen?

Der in Bern lehrende BWL-Professor Norbert Thom, ein HR-Spezialist, nannte das UBS-System «entmotivierend». UBS-Personalvertreter Dieter Biegger berichtete, viele als «ungenügend» beurteilte Mitarbeiter seien nun verunsichert.

Laut Gery Brüderlin werde die UBS nötigenfalls «Anpassungen vornehmen». Dies führte im «10 vor 10»-Beitrag dann zur Schlusspointe: «So ganz überzeugt ist die UBS von ihrem neuen Beurteilungssystem offenbar nicht.»

Chefs vermieden Qualifikationsgespräche vor Weihnachten

Inzwischen wurde das Thema auch im «Newsnetz» aufgegriffen. Laut Dieter Biegger habe die Personalvertretung früh auf heikle Punkte verwiesen: «Wir haben kritisiert, dass von einer absoluten zu einer relativen Bewertung gewechselt wird. Das heisst, dass die Leistung eines Mitarbeiters mit Mitarbeitern einer Vergleichsgruppe verglichen wird und eine Bewertung aufgrund dieser Resultate zustande kommt», so Biegger.

Inzwischen zeige sich, dass das neue System bei den Angestellten «nicht gut ankommt».

Auch die Chefs waren offenbar zurückhaltend, viele Vorgesetzte hätten die abschliessenden Bewertungsgespräche – die eigentlich vor den Weihnachtstagen beginnen sollten – aufgeschoben. Sie «sind vor Weihnachten diesbezüglich nicht mehr aktiv geworden», so Biegger in «Tages-Anzeiger Online»: «Warum, versteht sich von selber.»

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