An der Präsentation der Halbjahreszahlen versuchte die Grossbank, über ihr eher schlechtes als rechtes Resultat hinwegzutäuschen.

Hörte man CEO Brady Dougan und dessen Finanzchef David Mathers an der Präsentation der Halbjahreszahlen vom Dienstag zu, so schien bei der Schweizer Grossbank Credit Suisse alles im Lot zu sein.

Betrachtet man hingegen die blanken Zahlen, so ergibt sich ein durchzogenes Bild. Der den Aktionären zurechenbare Reingewinn ist im Vergleich zum Vorjahr um sage und schreibe 52 Prozent auf 768 Millionen Franken eingebrochen.

Die Ursache liegt im Wechselkurs

Wie die gesamte Bankenbrache hatte auch der Geschäftsgang der Credit Suisse in den letzten Monaten unter dem schwierigen Marktumfeld, besonders dem starken Franken, zu leiden. So versucht die Bank auch ihr Resultat zu rechtfertigen. Wechselkursbereinigt hätte das Resultat viel besser ausgesehen, bezeugte Mathers in diversen Präsentationsfolien.

Doch eigentlich hatte die ganze Branche unter denselben Bedingungen zu kämpfen. In diesem Licht ist der Gewinn im 2. Quartal 2011 im Investmentbanking mit 231 Millionen Franken besonders tief ausgefallen. Im 1. Quartal 2011 lag er noch bei 1,34 Milliarden Franken, und im 2. Quartal 2010 betrug er 784 Millionen Franken. 

Auf tieferem Niveau

Die Credit Suisse versucht das Resultat in ein positives Licht zu bringen, indem sie erwähnt, dass sämtliche Abteilungen im Investmentbanking positiv gewirtschaftet hätten.

Dies mag zwar stimmen, doch scheinen sie dies auf tiefem Niveau gemacht zu haben. Da hilft es der Bank auch nicht, wenn sie beispielsweise im M&A-Bereich zur weltweiten Nummer 2 aufgestiegen ist.

Druck auf das Private Banking

Das Private Banking steht noch unter einem besseren Stern. In diesem Bereich sind die Erträge im Vorjahresvergleich «nur» um vier Prozent auf 842 Millionen Franken gesunken.

Auffallend ist, dass die Kundenneugelder im Vergleich zum Vorquartal von 15,7 Milliarden Franken auf 11,5 Milliarden Franken gesunken sind. Besonders stark sind hierbei die Neugelder aus den Wachstumsregionen Asien-Pazifik und Americas eingebrochen.

Der Kampf gegen den Gegenwind

CEO Dougan sprach von diversen «Headwinds» (Gegenwinden), mit denen das Unternehmen zu kämpfen hätte. Der starke Franken sowie ein schwieriges politisches Umfeld und regulatorische Anforderungen nannte er in diesem Zusammenhang.

Bewusst wurde dabei der Steuerstreit mit den USA nicht erwähnt. Mit diesem droht der Credit Suisse ein kostspieliges Verfahren. Zumal die Schweizer Politik dieses Mal keine Schützenhilfe leisten will.

Arbeit an einer Lösung

Erfahrungsgemäss setzten die USA alles daran, um mit ihrer Rechtsauffassung ausländische Banken nach Belieben zu schröpfen. Ohne politische Hilfe steht die Credit Suisse hier auf verlorenem Posten, was beträchtliche Auswirkungen auf das Private Banking haben dürfte.

Die Credit Suisse nehme die Angelegenheit sehr Ernst und arbeite intensiv an einer Lösung, sagt Brady Dougan. Über die Details einer Einigung wollte er sich allerdings nicht auslassen, zeigte sich aber zuversichtlich, dass man sich mit den US-Behörden finden werde.

Drohender Gegenwind

Zur Erinnerung: Die UBS zahlte im Steuerstreit mit den USA eine Busse von 760 Millionen Dollar und musste Tausende von vertraulichen Kundendaten in die Vereinigten Staaten liefern. Der damit verbundene Reputationsverlust war enorm. Ein solcher «Gegenwind» könnte nun auch der CS drohen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.53%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.25%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.11%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel