Julius-Bär-CEO Boris Collardi bezeichnet sich selber als Optimist. Dennoch sehen seine kurzfristigen Prognosen alles andere als rosig aus.

«Wir müssen der unangenehmen Wahrheit in die Augen schauen und realisieren, dass wir den Gürtel in den nächsten Jahren enger schnallen müssen», sagt Collardi im Interview mit «Finance Asia». Jetzt müssten Opfer erbracht werden und man muss eingestehen, dass man mancherorts wohl ein zu gutes Leben geführt hat, fügt Collardi an.

Besonders enttäuscht äussert sich der Julius-Bär-CEO über die Geschehnisse in den USA der letzten Woche. «Die Art und Weise, wie die USA mit ihrer Schuldengrenze umgegangen sind, war schwach, beinahe schon verantwortungslos», so Collardi. Jedermann habe gewusst, dass es zu einem Kompromiss kommen werde. Der Prozess hingegen habe den Markt destabilisiert.

Anspruchsvolles Umfeld für die Schweiz

Besonders für Schweizer Banken sei das jetzige Marktumfeld schwierig, sagt Collardi. Die Stärke des Schweizer Frankens trübe das Resultat der Banken. «Das Leben im Wealth Management wird schwer gemacht, wenn man berücksichtigt, dass 80 Prozent unserer Einnahmen nicht in Schweizer Franken erzielt werden, während 80 Prozent der Kosten in Schweizer Franken anfallen», kommentiert der CEO.

In Zukunft werde es wohl eher weiter bergab gehe, ehe das Marktumfeld wieder zum Besseren kehrt, meint Collardi. Dennoch sieht Collardi positive Aspekte in der jetzigen Krise. Durch den Prozess, den der Bankensektor derzeit durchgemacht, werde man sämtliche Exzesse, Ungleichgewichte und fragilen Konstrukte los.

Lichtblick am Horizont

Zudem gebe es trotz aller negativen Meldungen immer mehr reiche Leute. Allein in Asien rechnet man 2011 mit einem Zuwachs von 14 Prozent an High-Net-Worth-Individuals – sprich 600'000 neue Wohlhabende, die mehr als eine Million Dollar an Vermögen zum Investieren zur Verfügung haben. In diesem Lichte steht es um die Zukunft im Wealth Management doch nicht zu schwarz, zumal Julius Bär stark auf Wachstum in Asien setzt.

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