Vehement wird nun die Absetzung des Investmentbanking-Chefs Carsten Kengerter gefordert. Man kann es auch anders sehen.

Dass die UBS den Handelsverlust von rund 2 Milliarden Dollar rein finanziell verkraften kann, ist stark das Verdienst von Carsten Kengeter. Denn ihm ist es ab 2009 gelungen, das am Boden liegende Investmentbanking der UBS wieder auf Kurs zu bringen.

Dass sich die positive Entwicklung im Jahr 2010 dann massiv abschwächte, war ein branchenweites Phänomen und nicht unbeedingt der Fehler des ehemaligen Goldman-Sachs-Mannes.

Anders als die andern

In dieser Zeit indessen machte die UBS eine andere Entwicklung als ihre Konkurrenten. Die Schweizer Grossbank baute ihr Investmentbanking nochmals zünftig aus und erhoffte sich so eine noch raschere Rückkehr in die Gewinnzone.

Das war möglicherweise nicht (nur) Kengeters Plan, sondern auch das Ansinnen von CEO Oswald Grübel, der wiederholt seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass in erster Linie die Investmentbanker für rasche Profite sorgen würden.

Nicht Kengeters Nachlässigkeit

Zudem erhoffte man sich dank einer engen Zusammenarbeit zwischen dem Wealth Management und der Investmentbank zusätzliche Erträge bei der Betreuung sehr reicher Kunden mit investierbaren Vermögen ab 50 Millionen Franken.

Dass offenbar ein Trader im Alleingang einen Verlust von 2 Milliarden Dollar einbrocken konnte, ist nicht primär Kengeters Nachlässigkeit zuzuschreiben, sondern eher jener des Risk Managements bei der UBS-Investmentbank.

Drei Top-Experten an Bord

Dem 20-köpfigen Executive Committee der Investment Bank gehören nicht weniger als drei Risikospezialisten an: Der aktuelle Risk Officer Mark Sanborn sowie zwei frühere Risk-Chefs, Tom Daula und Philip Lofts. Die erste Frage lautet: Warum hat keiner von ihnen die drohende Gefahr frühzeitig erkannt?

Fest steht, dass das Kundenvertrauen erschüttert ist, was den Bestrebungen im Rahmen der «integrierten Bank» einen massiven Rückschlag verleiht. Es ist verständlich, dass sehr wohlhabende Kunden künftig nicht mehr so selbstverständlich mit dem Investmentbanking der UBS werden arbeiten wollen. Das stellt das Konzept der Einheitsbank, das ohnehin schon von vielen Seiten angegriffen wurde, nun vollends in Frage.

Restrukturierung «unvermeidlich»

Die Analysten von J.P. Morgan Cazenove interpretieren den jüngsten Vorfall als den Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat und folgern, dass eine tiefgreifende Restrukturierung der UBS-Investmentbank «unvermeidlich» sei. Die Schweizer Behörden dürften noch massgeblich dazu beitragen, dass daraus volle Realität wird.

Bestenfalls wird die UBS-Investmentbank in Zukunft ein Zulieferbetrieb für die Vermögensverwaltung der grössten Schweizer Bank sein. Mehr kaum. Ob das in die Karrierepläne von Carsten Kengeter passt, wird sich bald weisen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.3%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.72%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.95%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.27%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.77%
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