Weitere Personal-Rochaden, neuer Stolz fürs Personal, eine andere Werbung, vernünftige Lohnstrukturen und ein Aktienkurs im Aufwind.

UBS.Aufraumen

Mit einem neuen Mann ist es bekanntlich nie getan – gerade nach so heftigen Turbulenzen wie bei der UBS. Die (interimistische) Ernennung von Sergio Ermotti ist lediglich ein neuer Akzent in einer grösseren, sehr langen Geschichte. Allenfalls werden mit diesem Akzent weitere Entwicklungen lanciert und beschleunigt. 

Was geschieht also demnächst im Hause UBS? Wie geht es nun weiter? Hier zehn wahrscheinliche Entwicklungen:

 

1. Sie können nicht ruhen: Es wird weitere UBS-Skandale geben

Ospel.klein.querSchon als Oswald Grübel und Kaspar Villiger antraten, hofften sie auf einen Neustart. Vergebens: Die alten Probleme hallten weiter nach.

Und  mehrere Faktoren sorgen auch jetzt dafür, dass die UBS nicht einfach einen Schlusstrich ziehen kann. 

  • Zum einen sind die juristischen Altlasten bei weitem nicht bewältigt; die Bereinigung wird Jahre dauern – samt neuen, peinlichen Enthüllungen für die Marke UBS.
  • Weil die Bank in zahllosen Märkten und Geschäftsfeldern derzeit in einer Aufholposition ist, dürfte dies immer wieder einzelne Angestellte und Teams anstacheln, Warnsignale zu überhören sowie Regeln und Kunden «sportlich» zu behandeln. 
  • Ohnehin lässt sich eine Unternehmenskultur nur sehr langsam ändern. Oswald Grübel musste selber erfahren, wie sich waghalsige Marotten aus der Ära von Marcel Ospel bis heute halten konnten. Das bleibt eine Hypothek.
  • Die UBS muss auf dem internationalen Personalmarkt wegen des lädierten Rufes oft eher höhere Löhne bezahlen. Das schafft Interessenskonflikte.
  • Besonders ausländische Kommentatoren werden nicht müde, zu betonen, dass die UBS vom Staat gerettet werden musste – und der Skandal von London wird nach Grübels Abgang nicht einfach vergessen.

Fazit: Es wird weitere Skandale geben, mit denen Sergio Ermotti fertig werden muss. 

 

2. Sie werden ruhen: Es gibt eine neue Werbekampagne

werdennichtruhnDie UBS-Dachmarkenwerbung ist derzeit gestoppt. Und auch zuvor hatte die Kampagne «Wir werden nicht ruhen» ein Problem: Die Bank war noch nicht weit genug, um die verkündeten hohen Ansprüche vollends erfüllen.

Obendrein verfolgte die UBS die schweizerischen Werte, welche sie via Werbung plötzlich propagierte, keineswegs konsequent.

Der Werbeauftritt war also ohnehin angekratzt – und nun, nach den jüngsten Turbulenzen, ist er vollends im Eimer.

Fazit: Es wäre ein logischer Schritt, wenn die UBS ihren Neustart nach einer Anstandsfrist auch mit einer frischen Imagekampagne signalisieren würde.

 

3. Einige werden gehen: Es wird einige Rochaden im Group Executive Board geben

Es ist eine Binsenwahrheit: Wenn ein neuer Chef kommt, bringt er auch neue Leute mit. Zumal wenn der Neue, wie Sergio Ermotti, erst seit wenigen Monaten im Haus ist und zuvor seine Karriere bei anderen Institutionen durchlief.

Klar also, dass einige Mitglieder der Konzernleitung demnächst ihr Pult räumen werden. Als «Wackelkandidaten» gelten:

  • Carsten Kengeter, Chef der Investmentbank. Dass ihm der Verwaltungsrat das Vertrauen aussprach und Präsident Kaspar Villiger ihn nach Oswald Grübels Abgang explizit lobte, bedeutet wenig. Letztlich hielt Villiger nur den Dienstweg ein: Es liegt primär am neuen CEO, über Kengeters Schicksal zu entscheiden. Sicher ist, dass der hochbezahlte Chef der Investmentbank nach dem Londoner Skandal einen schweren Stand hat.
  • Ulrich Körner, Chief Operating Officer. Er war der engste Vertraute von Oswald Grübel in der Konzernleitung, kam mit ihm von Credit Suisse und spielte quasi die Rolle des «Feldwebels» bei den harten Aufräumarbeiten. Deshalb hält sich sein Rückhalt im Hause UBS in Grenzen; verstärkt wohl unter einem neuen Chef, der nicht von der Credit Suisse kommt.
  • Maureen Miscovic, Chief Risk Officer. Sie ist einerseits erst seit kurzem im Hause, was ihre Position kaum untermauert. Andererseits fällt natürlich das Risk-Management-Versagen im Fall Adoboli auf sie zurück. Dies sind gleich zwei Gründe, weshalb die UBS gewillt sein könnte, mit einem einen Wechsel auf dieser Position einen Neustart zu signalisieren.
  • Jürg Zeltner, Chef des Wealth Management und Co-Chef von Wealth Management & Swiss Bank. Sein Nachteil ist, dass er eine Schlüsselrolle hat – immerhin leitet er jenen Bereich, das jetzt definitiv wieder zum Königsgeschäft der UBS wird. Und diese Funktionen sind bekanntlich am ehesten für Neubesetzungen anfällig. Als Kritikpunkt erscheint die – intern wie branchenweit rege diskutierte – Frage, ob sich das UBS Wealth Management unter Zeltner von den alten, kundenunfreundlichen Unsitten entschlossen genug abgewendet hat.

Fazit: Man darf gespannt sein, wie sich das Group Executive Board in einem halben Jahr präsentiert.


4. Schluss mit der CS-Unterwanderung: Die neuen Top-Leute kommen nicht mehr zwangsläufig der anderen Strassenseite

Im Schlepptau von Oswald Grübel kamen Ulrich Körner, Schweiz-Chef Lukas Gähwiler und jede Menge anderer CS-Leute zur UBS. Das sorgte für allerhand Unruhe und Unmut in den Reihen der Bank. Damit dürfte nun Schluss sein. Jetzt sind einfach die besten Leute gefragt.

Der heisseste Anwärter für einen Top-Job bei der UBS ist der Schweizer Hugo Bänziger, der im Augenblick noch als Chief Risk Officer bei der Deutschen Bank amtet. Es ist ein offenes Geheimnis, dass er mit dem Abgang von Josef Ackermann eine neue Herausforderung sucht.

Fazit: Neue Top-Leute von ganz anderen Häusern könnten frischen Wind bringen

 

5. Der Graben wird kleiner: Das Lohngefälle zwischen Investmentbank und der übrigen  UBS sinkt

investmentbankerIm letzten Jahr gab die UBS für jeden Angestellten im Bereich Wealth Management & Swiss Bank 176'000 Franken an personnel expenses aus. In der UBS Investmentbank lag die Pro-Kopf-Summe bei 400'000 Franken – rechne.

Schon damals war dieses Verhältnis von 1 zu 2,26 ökonomisch nicht zu rechtfertigen. Inzwischen ist der Trend international klar: Bei gewissen (meist hochbezahlten) Feldern des Investmentbanking wird abgebaut; die Löhne werden entsprechend sinken.

Obendrein war die Botschaft des UBS-Verwaltungsrates an diesem Wochenende eindeutig: Die Investmentbank soll fortan Zuträgerin fürs Wealth Management und Asset Management sein.

Fazit: Vorbei sind die Zeiten, wo die UBS – wie in der Ära Grübel – angelsächsische Spitzen-Banker mit exorbitanten Salären ködern konnte.

 

6. Bern darf aufatmen: Die UBS wird eine diskretere politische Rolle spielen

Es hatte auch mit der kantigen Figur von Oswald Grübel zu tun, dass die UBS eine eigene, teils ungemütliche Rolle in der wirtschaftspolitischen Diskussion spielte.

Spott gegen die Euro-Untergrenze, Kritik an der Too-Big-To-Fail-Vorlage, Abwanderungsdrohungen, Boni-Rechtfertigungen – die UBS trat unter Oswald Grübel selbstbewusst (für viele: arrogant) auf und hielt sich auch nicht an die helvetischen Einheitslinien der Finanzbranche.

Das dürfte ändern. Nicht nur, weil die starke Figur von Oswald Grübel weg ist. Nicht nur, weil der Londoner Skandal die UBS nochmals als politische Stimme geschwächt hat. Sondern auch, weil der neue UBS-Chef Sergio Ermotti bislang wenig involviert im Schweizer Politgeschehen war – und es vielleicht auch nicht so ernst nimmt.

Fazit: Unter ihrem Tessiner CEO wird die UBS in Bern eine ernst zu nehmende Partnerin auf Augenhöhe.

 

7. Neuer Stolz beim UBS-Personal: Niemand muss länger alles gefallen lassen

UBS_BahnhofstrasseKlar, dass es nach dem Steuerskandal und den Milliarden-Verlusten im US-Subprime-Sumpf nicht einfach war, für UBS zu arbeiten. Manch unflätiges Wort mussten sich die Beschäftigten im Kundenkontakt gefallen lassen. Vor allem, nachdem die grösste und einstmals granitsolide Bank in Bundesbern um Rettungsgelder flehen musste.

Die UBS erhält nun die Chance zu signalisieren, dass sie wirklich neu ist. Marcel Ospel, Peter Wuffli, Peter Kurer, auch Oswald Grübel: Ihnen hing stets der Verdacht an, dass sie aus einer fatalen Bankerschule kamen – einer Schule, die Gewinne für wenige zu ermöglichen wollte und Verluste lieber sozialisierte (oder von Aktionären und Kunden ausbaden liess).

Mit dem Tessiner Ermotti kommt nun ein Banker auf die Kommandobrücke, dem man per se nicht unterstellen kann, Teil des alten, angelsächsische geprägten Establishments zu sein.

Fazit: Es besteht eine Chance, dass mit Ermotti ein Ruck durch die UBS geht, der Wunder bewirken könnte.

 

8. Krise als Chance: Das Modell der integrierten Bank ist definitiv überholt

Es hat erst angefangen. Das integrierte Modell mag zwar vordergründig noch eine Weile fortbestehen, weil es dem Management und den Verwaltungsräten asymmetrische Kompensation bringt, aber auf Dauer geht das nicht mehr.

Die UBS blieb sowohl den Kunden wie auch den Aktionären den Beweis schuldig, dass die grosse OneBank-Kiste tatsächlichen Mehrwert abwirft. Eher litt die ganze Schweiz darunter, und an den Finanzmärkten kam es deswegen zu enormen Instabilitäten.

Sergio Ermotti hat gar keine andere Wahl, als das intergrierte Modell langfristig zu beerdigen und eine Strategie zu entwerfen, die dem Swiss Banking wieder gerecht wird.

Fazit: Der Argumentationsnotstand ist vorüber. Das ganze Geschwafel über die integrierte Bank gehört der Vergangenheit an. Konkret: Die UBS ist eine Vermögensverwalterin.

 

9. Die UBS-Aktie muss wieder steigen: Das Vertrauen setzt zuerst bei den Investoren ein

Vor einiger Zeit gab es den Mühlemann-Effekt, später den Marchionne-Effekt. In beiden Fällen hiess dies, dass die Aktie des jeweiligen Unternehmens auf Grund eines CEO-Wechsels massiv stimuliert wurde. Das könnte auch diesemal der Fall sein, wenn der Sergio-Effekt greift.

Die Voraussetzungen sind gegeben. Ermotti ist eine unverbrauchte Kraft, die nichts mit den Altlasten der UBS zu tun hat. Und wenn es ihm möglichst rasch gelingt, die Stärke der UBS im Wealth Management nach vorne zu kehren und die Investmentbankg auf die Bedürfnisse der Vermögensverwaltung zurecht zu stutzen, dann dürften auch die Börsianer dies honorieren.

Fazit: Nach dem Trauerspiel der letzten zwölf Monate dürften die UBS-Papiere endlich in Richtung 20 Franken durchstarten, selbst wenn dies noch weit unter dem Allzeithöchst liegt.

 

10. Bernie Ecclestone braucht einen neuen Partner:  Die UBS steigt als Formel-1-Sponsor aus

UBSF1Seit letztem Jahr ist die UBS «globaler Sponsor» des Formel-1-Zirkus. Die Kooperation wurde ironischerweise just beim Grand Prix von Singapur im September 2010 bekanntgegeben.

Dass dieses Engagement durch den Motorenfimmel des CEO gefördert wurde, ist ein offenes Geheimnis. Oswald Grübel hatte bereits zu seiner CS-Zeit dem Formel-1-Sponsoring gefrönt. Viele Stimmen befanden denn auch, dass die lärmige Formel 1 denkbar schlecht zum bescheideneren und helvetischen Image passt, das die UBS offiziell zu verfolgen gedachte.

Jetzt trägt nur schon das unglückliche Zusammentreffen der Adaboli-Kastatrophe mit dem Grand-Prix von Singapur dazu bei, dass ein Neustart nötig wird.

Fazit: Offen, da nie kommuniziert, ist freilich, wie lange die UBS vertraglich an Bernie Ecclestone gebunden ist.  Es dürfte schneller enden als ursprünglich angenommen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.8%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.46%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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