Mit der Integration der Bank Clariden Leu in die Credit Suisse geht ein weiteres Kapitel Schweizer Bankengeschichte zu Ende. Warum kam es so?

Die Formalitäten sind dabei bloss noch Nebensache. Tatsache ist, dass eine weitere Marke, die es seit 1755 gab – wie dem Logo von Clariden Leu noch heute zu entnehmen ist – verschwindet.

Es ist müssig, nun die Schuldigen in dieser bedenklichen Saga zu benennen. Vielmehr ist die Geschichte von Clariden Leu in den letzten paar Jahren symptomatisch für das Verhalten im Schweizer Private Banking: stets reaktiv und mit Verlust statt proaktiv und mit Gewinn.

Fusion als Rohrkrepierer

Bereits die Fusion der CS-Privatbanken per Anfang 2007 war ein Rohrkrepierer, weil es eine reine Selbstüberschätzung war, die höchst individuellen Firmenkulturen verschmelzen zu wollen. Dass dann die Finanzkrise wenig förderlich war für das Gedeihen der neuen Clariden Leu, ist klar. Doch auch in solchen Situationen hätte sich ein durchdachtes Konstrukt, sofern es dies gegeben hätte, bewähren können. Das Gegenteil war der Fall.

Dabei hat die Credit Suisse als Mutterkonzern viel zu lange zugewartet und sich mit wegweisenden Entscheiden geradezu verantwortungslos zurückgehalten. Und das in einer Zeit, in der es längst klar war, dass Clariden Leu keine Überlebenschance mehr hatte.

Prinzip Hoffnung

Doch offensichtlich dominierte das Prinzip Hoffnung bei den CS-Oberen – oder die Verantwortlichen waren ganz einfach nicht mutig genug, frühzeitig das Steuer herum zu reissen. So machte sich innerhalb von Clariden Leu immer mehr eine defätistische und hilflose Stimmung breit, die in keiner Weise noch dazu beitragen konnte, die Bank irgendwie auf Kurs zu bringen.

Die guten Leute verliessen das sinkende Schiff, und das Unternehmen war statt an der Kundenfront viel eher in den Medien präsent. Als es dann Anfang dieses Jahres selbst bei der Credit Suisse dämmerte, dass die Situation auswegslos war, hätte ein letztes Mal die Chance bestanden, das Kapitel Clariden Leu elegant abzuwickeln, indem man bereits damals die Bank in die CS integriert hätte. Doch erneut geschah dies nicht.

Mitarbeiter verheizt

Stattdessen bot man nochmals eine ganze Crew sozusagen zum letzten Gefecht auf und profilierte sich mit vollmundigen Versprechen. Gerade diese Situation grenzt an Realitätsverlust und hatte zur Folge, dass man nochmals eine ganze Menge Leute verheizt hat. Was bleibt, sind Trümmer, ein weiteres unrühmliches Kapital Schweizer Bankengeschichte, der Verlust einer einst hochkarätigen Bankenmarke und eine Vielzahl enttäuschter und desillusionierter Mitarbeiter.

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