Der neue Clariden-Leu-Präsident Hans-Ulrich Meister erklärte am Dienstagmorgen dem Personal, warum die Bank in die CS integriert wird.

Angesichts der jüngsten Veränderungen im wirtschaftlichen Umfeld wäre ein Alleingang der Bank Clariden Leu nicht zukunftsgerichtet gewesen, sagte Hans-Ulrich Meister an der Mitarbeiterinformation im Zürcher Metropol-Gebäude am Dienstagmorgen. Nachstehend seine Ansprache:

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Die Credit Suisse hat heute Morgen informiert, dass sie Clariden Leu vollumfänglich in ihre eigene Organisation integrieren wird. Diesen strategisch bedeutenden Entscheid möchte ich Ihnen als neu gewählter Präsident des Verwaltungsrats der Clariden Leu im Folgenden näher erläutern.

Clariden Leu hat sich in den letzten Jahren als profitable, international tätige Privatbank mit hoher Anlagekompetenz gut positioniert und ist in wichtigen Märkten erfolgreich gewachsen. Darauf können Sie stolz sein. Das Umfeld in der gesamten Finanzbranche hat sich seit der Finanzkrise tiefgreifend gewandelt und ist in den letzten Monaten nochmals anspruchsvoller geworden. Zunehmende Marktunsicherheiten und eine anhaltend schwache Wirtschaftsentwicklung führen zu tieferen Kundenaktivitäten und geringeren Erträgen.

Gleichzeitig steigen laufend die Kosten und Komplexität unter anderem durch höhere regulatorische Anforderungen vor allem für das grenzüberschreitende Geschäft. Das Umfeld wird auch in den nächsten Jahren anspruchsvoll bleiben. Wir rechnen nicht mit einer schnellen Verbesserung der Rahmenbedingungen.

Der Druck insbesondere auf international tätige mittelgrosse Privatbanken wie Clariden Leu wird sich künftig deutlich erhöhen und hätte zumindest mittelfristig eine massive Herausforderung auch für Clariden Leu werden können. Ein weiterer Alleingang der Clariden Leu erweist sich daher, trotz ihrer derzeit guten Entwicklung, als nicht zukunftsgerichtet.

Auch ein Verkauf ist angesichts der strategischen Bedeutung von Clariden Leu für die Credit Suisse bezüglich Kunden und verwalteten Vermögen in wichtigen Märkten und der sich durch die Integration eröffnenden Chancen keine Option.

Ich bin überzeugt, dass Clariden Leu durch den Zusammenschluss mit der Credit Suisse am besten dazu beitragen kann, die führende Stellung der Credit Suisse im weltweiten Private-Banking-Geschäft weiter zu stärken. Die erwarteten, jährlich wiederkehrenden Kosteneinsparungen in Höhe von rund  200 Millionen Franken sollten die Kostenbasis der Credit Suisse dauerhaft senken. Der Zusammenschluss eröffnet neue Chancen, gemeinsam das Wachstums- und Ertragspotenzial besser zu nutzen und so in wichtigen internationalen Märkten zuzulegen.

Zudem soll die Bündelung von Know-how und Geschäftsvolumen sicherstellen, dass Sie das bisher für Ihre Kundinnen und Kunden Erreichte langfristig sichern können. Die heutigen Kunden der Clariden Leu sollen dabei möglichst unter Aufrechterhaltung der bisherigen Betreuung zur Credit Suisse übertragen werden. In Zukunft können sie von der umfassenden Expertise der global tätigen Credit Suisse und von einem erweiterten Dienstleistungsangebot profitieren.

Angesichts der vorgesehenen Integration von Clariden Leu in die Credit Suisse hat sich Peter Eckert entschlossen, von seinem Amt als Präsident des Verwaltungsrats zurückzutreten und aus diesem Gremium auszuscheiden. In seinen gut drei Jahren als Präsident hat er wesentlich dazu beigetragen, Clariden Leu weiter zu entwickeln. Ich danke Peter Eckert herzlich für sein Engagement und wünsche ihm für die Zukunft alles Gute.

Auch Olivier Jaquet hat sich entschieden, von seiner Position als CEO der Clariden Leu Gruppe zurückzutreten und sich einer neuen Herausforderung zu stellen. Ich danke Olivier Jaquet für die geleistete Arbeit und seinen grossen Einsatz in den vergangenen Monaten. Der Verwaltungsrat hat per sofort Hanspeter Kurzmeyer zu seinem Nachfolger ernannt.

Hanspeter Kurzmeyer ist ein ausgewiesener Kenner des Bankgeschäfts und seit über 30 Jahren für die Credit Suisse in wichtigen Führungspositionen tätig, bis vor kurzem als Leiter Privatkundengeschäft Schweiz. Mit seiner langjährigen Erfahrung ist Hanspeter Kurzmeyer prädestiniert, die Integration von Clariden Leu erfolgreich umzusetzen und sicherzustellen, dass der Prozess für alle Beteiligten, insbesondere für Sie als betroffene Mitarbeitende, fair, transparent und nach klaren Richtlinien erfolgt.

Eine erfolgreiche Integration ist leider ohne einen weiteren Stellenabbau nicht zu erreichen. Diese Stellen sind Teil der am 1. November bekannt gegebenen Stellenreduktion der Credit Suisse Group um 3% über die nächsten beiden Jahre. Für alle Betroffenen – bei Clariden Leu wie bei Credit Suisse – gilt ein mit den Arbeitnehmervertretungen abgestimmter Massnahmenplan, unter anderem mit aktiver Unterstützung bei der internen oder externen Stellensuche.

Zudem gelten beim Integrationsprozess und der individuellen Stellenbesetzung einheitliche Fairplay-Regeln. Hanspeter Kurzmeyer als neuer CEO wird diesen Prozess führen und sich dafür stark machen, dass sich jedem Betroffenen eine faire Chance eröffnet. Ich selbst werde diesen Prozess eng begleiten.

Trotz der für einige schwierigen persönlichen Situation und vielleicht auch Enttäuschung: Ein ganz wesentliches Ziel während der nächsten Monate muss sein, den Kunden den bestmöglichen Service zu bieten und ihnen die Chancen der Integration zu vermitteln. Ich zähle auf Ihre Professionalität und Ihren Einsatz für die Credit Suisse. Nur so können wir unsere Ziele erreichen und zusammen unser ganzes Potenzial ausschöpfen.

Es ist mir ein Anliegen, mit Ihnen die nächsten Schritte persönlich zu besprechen. Ich lade Sie daher heute um 9.30 Uhr an ein Town Hall ein, das im Metropol in Zürich stattfinden wird (weitere Informationen siehe rechts oben). Für diejenigen Mitarbeitenden, die nicht persönlich vor Ort sein können, findet eine Webcast-Übertragung statt.

Freundliche Grüsse

Hans-Ulrich Meister

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.17%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.6%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.39%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.29%
pixel