Die Beschäftigten der Credit Suisse müssen sich auf tiefere Gehälter einstellen. Der Wandel in der Branche wirke sich auch auf die Saläre aus, sagt CS-Präsident Urs Rohner.

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Da sich die ganze Bankbranche fundamental wandle, müsse sich dies zwangsläufig auch auf die Löhne auswirken, erklärte Credit-Suisse-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner (Bild) in einem Interview in der morgigen Ausgabe der «Handelszeitung».

Rohner weist im Gespräch weiter darauf hin, dass Konzernchef Brady Dougan bereits im Jahr 2008, als die Credit Suisse einen Verlust erlitt, einen Bonus von null gehabt habe. Dass die Boni heuer deutlich tiefer sein werden, gelte für alle Mitarbeiter.

Klare Regeln im US-Geschäft

Der Credit-Suisse-Präsident bestreitet, dass es im Nachgang zur UBS-Affäre in den USA systematische Verschiebungen von amerikanischen Kunden zu Kantonal- und anderen Banken gegeben habe. «Bei uns gab es ab 2008 klare Regeln, dass im grenzüberschreitenden Geschäft keine US-Kunden von der UBS übernommen werden», sagt Rohner.

Für den Finanzplatz wäre eine Globallösung, die alle Banken mit einschliesst, ideal, so Rohner weiter. Von einer Ablasszahlung von insgesamt 8 Milliarden Dollar habe er allerdings nie gehört, so der CS-Präsident weiter. Aus seiner Sicht sei die Höhe dieser Zahl nicht plausibel.

Erträge aus Wachstumsmärkten sollen deutlich steigen

In Bezug auf Deutschland geht Rohner nicht davon aus, dass die Abgeltungssteuer scheitert: «Wenn die deutschen und die schweizerischen Behörden eine Vereinbarung abschliessen, gilt diese auch. Alles andere wäre politisch heikel.» Die jüngsten Verzögerungen führt er auf innenpolitische Auseinandersetzungen in Deutschland zurück.

Mit Blick auf die Credit Suisse rechnet Rohner damit, dass sich der Ertragsanteil aus den Wachstumsmärkten von derzeit 15 Prozent in den nächsten Jahren auf 25 Prozent erhöht. Als wichtigste Zielregionen gelten Asien, aber auch Lateinamerika, namentlich Brasilien und Mexiko, sowie der Nahe Osten.

Zu viele Produkte

Auch in Russland soll die CS wachsen, obwohl dort ein erhöhtes Reputationsrisiko für die Bank droht. Rohner meint dazu: «Heute muss man sich bewusst sein, dass alle Banken permanent einem Reputationsrisiko ausgesetzt sind.»

Handlungsbedarf sieht Rohner auch bei der Produktepalette der Credit Suisse. Er räumt ein, dass es bei der CS wie bei den meisten Banken zu viele Produkte gebe. Darum plädiert er im Interview mehrmals für Effizienzsteigerungen.

Hohe Kosten und Ineffizienzen

«Ich denke, dass die Branche vor allem bei den IT-Kosten noch optimieren muss sowie in den Abläufen. Der Finanzsektor hat lange den Hang gehabt, die Prozesse kompliziert und komplex zu gestalten. Das hat zu hohen Kosten und Ineffizienzen geführt», sagt Rohner.

Auf einen weiteren Stellenabbau angesprochen erklärt der CS-Präsident: «Wir können auch mit 50'000 Mitarbeitern das Geschäft ausweiten und so effzienter werden. Wir haben keinen Einstellungsstopp, aber selbstverständlich eine natürliche Fluktuation. Kurzum, die Credit Suisse wird in fünf Jahren nicht mit signifikant weniger Personal unterwegs sein.»

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