Der Anteil an alternativen Anlagen bei Schweizer Institutionellen könnte auf bis zu 10 Prozent steigen, sagt Georg Wessling von der Vontobel-Tochter Harcourt. 

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«Es gab tatsächlich viele Enttäuschungen», räumt Georg Wessling (Bild), Head of Advisory bei Harcourt Investment Consulting, im Gespräch mit finews.ch ein. Dass die Investoren, insbesondere auch institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder andere Vorsorgeeinrichtungen, negative Renditen mit alternativen Anlagen hinnehmen mussten, habe indessen verschiedene Gründe.

Erstens hätten viele Investoren ganz einfach falsche Erwartungen in Bezug auf Risko und Rendite gehabt, erklärt Wessling und weist damit auf die zunehmend kurzfristigen Anlagehorizonte vieler Investoren hin. Zweitens bestehe ein erstaunlich weit verbreitetes Wissensmanko bezüglich der Funktionsweise von Hedge Funds, gerade bei Pensionskassen und deren Beratern, die von falschen oder unzureichenden Vorstellungen ausgingen und die entsprechenden Produkte nur im Sinne einer Long-/Short-Strategie betrachteten, so der Harcourt-Experte weiter.

Marktumfeld entscheidend

Drittens hätten manche Anleger die verschiedenen Hedge-Fund-Strategien zu wenig differenziert. Schliesslich sei es je nach Marktumfeld ein Unterschied, ob man etwa eine Strategie mit «Distressed Securities» und Arbitrage-Zielen verfolge oder auf reines «Market-Timing» setze.

Vor diesem Hintergrund erstaunt es auch nicht, dass die Allokation von alternativen Anlagen in den letzten Jahren bei den Pensionskassen unter 3 Prozent des Vermögens gesunken ist, wie verschiedene Studien (unter anderem von Complementa) zum Ausdruck bringen. «Doch das könnte sich wieder ändern, angesichts des anhaltenden Tiefzinsumfelds», sagt Wessling. Er geht davon aus, dass der Anteil an alternativen Anlagen bei institutionellen Investoren in den nächsten paar Jahren auf bis zu 10 Prozent ansteigen dürfte.

Harcourt soll unabhängig bleiben

Der Hauptgrund für diese kühne Annahme: «Hedge Funds sind eine gute Alternative zu aktiv verwalteten Mandaten und zugleich eine Möglichkeit, angesichts der noch lange tiefen Zinsen «Alpha» zu generieren», sagt Georg Wessling. Denn irgendwie müssten die Pensionskassen auch auf ihre Renditen kommen, sagt der Experte von Harcourt.

Vor diesem Hintergrund nimmt Harcourt Investment Consulting innerhalb der Vontobel-Gruppe eine strategisch wichtige Position ein . «Harcourt soll jedoch als unabhängige Finanzboutique mit dem bewährten Namen im Markt bestehen bleiben», unterstreicht Jan Viebig, Head Alternative Investments, die Absicht.

Wachstum in Asien und London

Harcourt verwaltet derzeit rund 3,8 Milliarden Franken an Kundenvermögen, was 6,5 Prozent der gesamten Depots im Asset Management von Vontobel (50 Milliarden Franken ) ausmacht. Neue Wachstumsschübe verspricht man sich von der Expansion nach Asien (Hongkong, Singapur), wo das Beratungsgeschäft (Advisory) für Hedge Funds und andere alternative Anlagen offenbar sehr gefragt ist – bereits hat man dort auch personell ausgebaut. Ausserdem gilt London als ein lukrativer Markt, zumal sich im angelsächsischen Raum der Anteil an Hedge Funds in den Vermögen der Institutionellen auf 9 bis 15 Prozent beläuft.

Um sich als Anlaufstelle in der Hedge-Fund-Welt weiter zu profilieren, wird die Harcourt-Boutique ihre Unabhängigkeit künftig von externen Instanzen testieren lassen. So können wir glaubwürdig vermitteln, dass keine allzu grosse Nähe zum Mutterhaus respektive zu dessen Produkteeinheiten besteht», erklärt Georg Wessling und betont auch: «Bei den Prozessen zur Fondsauswahl bei Harcourt sind in den einzelnen Komitees auch nie Mitglieder des Asset Management von Vontobel vertreten.»

Differenzierung nötig

«Viele Anleger haben sich aus falschen Überlegungen aus dem Hedge-Fund-Universum verabschiedet», sagt Wessling. Denn gerade wer sich die Zeit nehme, die einzelnen Investitionsstrategien (etwa Alpha-Generierung, Downside-Protection, alternative Risikoprämien) zu prüfen und zu verstehen, könne durchaus eine zufriedenstellende Performance erzielen, ist Wessling überzeugt.

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