Noch nie war der Schweizer Finanzplatz so in Bedrängnis wie jetzt. Eine Rückkehr zum Courant normal ist undenkbar. Das sind die 10 Hot Spots 2013.

Dieser Beitrag von finews.ch-Mitgründer Claude Baumann erscheint auch im Geld-Magazin «PRIVATE»

1. Grossbanken auf getrennten Wegen

Früher machten die beiden Schweizer Grossbanken einander (fast) alles nach. Strategisch ging mal die UBS voraus, dann die Credit Suisse (CS). Nun ist es anders. Während die UBS ihren Fokus aufs Wealth Management gerichtet hat, laboriert die CS an einem Modell, das alle Optionen offen lässt – selbst eine neuerliche Expansion im Investmentbanking wäre denkbar. Dieses Jahr muss sich zeigen, welches Modell mehr Potenzial hat – auch für die Investoren.

2. Deutschland – das nächste Amerika?

Das Scheitern des Steuerabkommens mit Deutschland belastet das Verhältnis zum nördlichen Nachbarn. Tauchen bald neue Kundendaten-CDs auf? Kommt es zu weiteren Razzien in Bankfilialen oder bei deutschen Kunden von Schweizer Finanzinstituten? Eine Lösung mit Deutschland muss 2013 rasch her.

3. Hochriskante Euro-Untergrenze

Die Schweizerische Nationalbank riskiert alles, um den Kurs des Franken gegenüber dem Euro niedrig zu halten. Sie druckt Geld und kauft damit Devisen und Wertpapiere anderer Länder auf. Dadurch hat ihr Bestand an Währungsanlagen, Anleihen, Aktien und Gold mittlerweile den Wert des Bruttoinlandprodukts unseres Landes erreicht. Die Schweiz, einst ein Hort der Stabilität, wird so zum Risiko in der Welt. Der Euro-Anstieg in den letzten Wochen hat zwar eine gewisse Entspannung gebracht. Doch die Franken-Anbindung an den Euro ist keine Lösung. Auch eine weitere Anhebung der Untergrenze, wie das nun wieder gefordert wird, kann es nicht sein. Trotz Exporteuren-Gejammer muss der Franken in diesem Jahr zu den freien Kräften des Marktes zurückfinden.

4. Privatbanken in Auslösung

Die Profitabilität vieler Schweizer Privatbanken ist absolut ungenügend, wie eine Studie der Beratungsgesellschaft KPMG unlängst festgestellt hat. Kommt hinzu, dass es den Geldhäusern bisher nicht gelungen ist, ihre Kosten nachhaltig zu senken. Dadurch geraten immer mehr Institute in die Verlustzone. Die Zahl der Privatbanken in der Schweiz wird sich in diesem Jahr noch massiv verringern.

5. Vermögensverwalter unter Druck

In den guten alten Zeiten des Swiss Banking hatten die unabhängigen Vermögensverwalter einen Zuckerjob: Kunden in aller Welt, Retrozessionen à gogo, kaum Vorschriften und haussierende Märkte. Nun hat sich alles zum Gegenteil gewendet: Es braucht Lizenzen und mehr Eigenkapital, neue Restriktionen lauern überall, die Börsen sind volatil, und die Kunden «wollen einfach nicht mehr». Ein- bis Fünf-Mann-Betriebe sind dem Untergang geweiht – ausser sie schliessen sich einer Dachorganisation an.

6. Asset Management die neue Wunderwaffe?

Weil die Erträge im Private Banking bröckeln, sind neue Einnahmequellen gefragt. Das Asset Management soll eine solche werden, wenn es nach den Vorstellungen der Schweizerischen Bankiervereinigung dem Schweizerischen Fonds-Verband geht. Sie haben zu diesem Thema unlängst auch ein Strategiepapier erstellt. Mit guten Absichten und der Forderung nach besseren Rahmenbedigungen allein ist es aber noch nicht getan. Um im Asset Management führend zu sein, braucht es Innovation und Performance. Bisher waren das nicht die Stärken der hiesigen Finanzinstitute. Vielleicht ändert sich das 2013.

7. Die USA zu allem fähig

Die einst von vielen Bankern bewunderten Amerikaner haben sich zu den grössten Feinden des Schweizer Finanzplatzes gewandelt. Schweizer Banken müssen den US-Behörden hohe Bussen bezahlen, sich auf dubiose Rechtsvergleiche einlassen; Mitarbeiter werden erpresst und Kunden unter Druck gesetzt. Die Zerschlagung der Bank Wegelin ist der beste Beweis dafür, wozu die Amerikaner fähig sind. Weitere Institute befinden sich auf dem Radar der US-Justiz, und von einer Globallösung ist man noch meilenweit entfernt. Heuer könnten die letzten Dämme brechen.

8. Was macht die Postfinance?

Die Post-Tochter hat nun eine Banklizenz und wird im Juni zur Aktiengesellschaft mutieren. Bislang waren «Sparen» und «Zahlen» ihre Kernkompetenzen. Besonders attraktiv wäre in Zukunft jedoch das Hypothekargeschäft. Das darf die Postfinance in Eigenregie jedoch nicht ausüben. Mittels Teilprivatisierung liesse sich das umgehen. Noch will niemand etwas davon wissen. Umso mehr darf man gespannt sein, wie sich die Postfinance im Umfeld 2013 positionieren wird.

9. Der Stellenabbau wird permanent

Der Job-Abbau im letzten Jahr war bestenfalls ein Vorgeschmack darauf, was 2013 zum Dauerzustand werden dürfte. Denn der «perfect storm», also die Kollision diverser «Tiefdruckzonen» (tiefere Erträge, paralysierte Kunden, Rechtsunsicherheit, Ausstieg aus dem Investmentbanking, schärfere Regeln), hält an. Matt Spick, Analyst bei der Deutschen Bank, rechnet allein bei der UBS mit dem Abbau von weiteren 3'000 Jobs.

10. Schwere Zeiten für Abzocker

Gelegentlich üben sich selbst abgebrühte Banker in Selbstkritik, wenn es darum geht, ihre Haut zu retten. Doch echte Einsicht ist das nicht. Auch 2013 werden die viele Top-Banker stolze Boni nach Hause tragen. Das ebnet den Erfolg für allerlei Gesetzesvorlagen zur Begrenzung hoher Löhne. Mit freiem Unternehmertum haben diese wenig zu tun. Doch dass es solche Vorhaben überhaupt gibt, daran sind die Banker selber schuld.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.23%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.95%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.62%
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