Die Eurokrise ist nicht gelöst, sie macht nur Pause: So deutet der bekannte Ökonom die Lage. Ein Fazit: Ohne Inflation geht es nicht, und viel Vermögen geht noch verloren.

Seit dem neuen Jahr feiern immer mehr Experten immer eifriger das Ende der Eurokrise. Doch Hans-Werner Sinn, einer von Deutschlands prominentesten Ökonomen, warnt: Die Party sei verfrüht.

Zum einen schwele die Wettbewerbskrise weiter, schreibt der Direktor des Ifo-Instituts in einem Gastbeitrag in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Zum anderen blühe eine gesellschaftliche Zerreissprobe.

1. Die Preise müssen im Süden runter und im Norden hoch

«Spanien, Griechenland und Portugal müssen längerfristig im Vergleich zum Durchschnitt der Eurozone um etwa 30 Prozent billiger werden, um wieder wettbewerbsfähig zu werden, und selbst Frankreichs Preise müssen um 20 Prozent gegenüber dem Durchschnitt fallen», so Sinn in seinem Text.

Deutschlands Preise müssten folglich umgekehrt um etwa 20 Prozent gegenüber dem Durchschnitt steigen. Das geht laut Sinn aber nur, wenn Deutschland beispielsweise ein Jahrzehnt um 5,5 Prozent jährlich inflationiere, womit das durchschnittliche Preisniveau der Euroländer um 3,6 Prozent steige, so der Ifo-Präsident.

2. Kleinsparer finanzieren Grossinvestoren 

Zum anderen bedeuten die benötigten politischen Massnahmen eine gewaltige Lastenverschiebung von den Investoren, die ihr Geld in Südeuropa angelegt haben, zu den Steuerzahlern und Rentnern der noch gesunden Länder im Norden.

«Die Beruhigung der Investoren kommt ja nur dadurch zustande, dass die Politik Wege gefunden hat, sich den Zugang zu den Portemonnaies der Bürger ohne viel öffentlichen Wirbel zu sichern», so Ökonom Sinn.

Das Vermögen der Deutschen steht auf dem Spiel

Deutschlands Rentner und Steuerzahler sind also laut Sinns Berechnungen zu mindestens 27 Prozent, möglicherweise aber zur Hälfte bei der Unterstützung der Krisenländer dabei. «Es gibt für sie keinen Anlass, sich beruhigt zu fühlen, wenn die Kapitalmärkte mit ihrem Geld beruhigt wurden, ohne dass man sie gefragt hat.»

Deutschland werde zwar Arbeit haben und die Wirtschaft wird sich gut entwickeln, doch steht mehr und mehr Vermögen der Deutschen auf dem Spiel. Und viel Vermögen wird im Endeffekt auch verloren gehen.