Die Enthüllungen zum Steuerflucht-Netzwerk drehen sich nicht primär um die Schweiz. Allerdings: Die Grossbanken sollen intensiv mit Geldtarn-Firmen gearbeitet haben.

Die gute Nachricht aus Schweizer Sicht: Bei den internationalen Enthüllungen über Offshore-Konstrukte taucht die Schweiz offenbar eher am Rande auf. Ans Licht kommt tatsächlich eine weltumspannede Industrie mit einem Hauptzentrum in der Karibik und Unternehmen aus Europa, Amerika und Asien.

Die eher ungute Nachricht: UBS und Credit Suisse (respektive deren Tochter Clariden beziehungsweise dann Clariden Leu) spielen wieder mal eine recht prominente Rolle in diesen Geschichten. Die Veröffentlichung des International Consortium of Investigative Journalists ICIJ zeigt auf, dass beide Banken intensiv mit einem weitverzweigten Trust-Spezialisten zusammenarbeiteten, der Portcullis TrustNet; das Unternehmen hat neben dem Hauptsitz in Singapur auch Niederlassungen auf den Cook-Inseln, den British Virgin Islands, Hong Kong, Kuala Lumpur, Labuan, Mauritius, Samoa und auf den Seychellen.

Das ist an sich noch nichts Anrüchiges. Doch die Dokumente belegen offenbar, dass TrustNet alleine bei 30 Fällen von US-Bürgern, die der Steuerhinterziehung, der Geldwäscherei oder des Betrugs angeklagt waren, involviert war – vom 1989 wegen Steuerbetrugs verurteilten Raider Paul Bilzerian bis zum 2011 verurteilten Hedge-Fund-Insider Raj Rajaratnam.

Gesucht: Der «Heilige Gral»

TrustNet soll mitgeholfen haben, äusserst diskrete Tarnkonstruktionen zu errichten, wobei es auch die zuständigen Schein-Direktoren stellte – ein «One-Stop-Shop» für Trust-Anliegen aller Art nennt sich das Unternehmen selber. Und sowohl UBS wie Clariden sollen intensiv mit TrustNet gearbeitet haben.

Laut dem Bericht des ICIJ suchte Clariden dabei explizit nach äusserster Diskretion für ihre Kunden – einen «Holy Grail» der Offshore-Einheiten. Oder anders: Eine Gesellschaft, die so anonym ist, dass Polizei und Regulatoren «auf eine nackte Wand treffen», wenn sie den wahren Besitzer finden wollen.

Clariden-offshoreleaks

So formulierte es tatsächlich im Januar 2007 ein Anwalt in einem Mail an TrustNet; er tat dies in einem Mail, welches eine Anfrage von Clariden Leu an TrustNet beurteilte. Allerdings wird dabei nicht klar, ob Clariden am Ende solch eine «Holy Grail»-Konstruktion auch tatsächlich bekam – der Mailverkehr scheint nur das Interesse der Schweizer Bank daran zu bestätigen. Der Rechtsvertreter von TrustNet sprach sich gegen das Ansinnen aus.

Laut der «Sonntagszeitung» – die als Schweizer Medium Zugriff auf die ICIJ-Daten bekam – sei die UBS alleine via Portcullis Trustnet in über 2900 Gesellschaften in einem Dutzend Steueroasen involviert gewesen. Credit Suisse (respektive zuvor Clariden) in über 700.

Der Botschafter Singapurs in der Schweiz

UBS und Credit Suisse beantworteten keine Fragen zu ihrem Verhältnis mit TrustNet. Ein UBS-Sprecher sagte, die Bank halte sich an «die höchsten internatonalen Standards» im Kampf gegen die Geldwäscherei. TrustNet sei «einer von über 800 Dienstleistern, mit denen UBS-Kunden weltweit zusammenarbeiten bei ihrer Vermögens- und Nachfolgeplanung. Diese Dienstleister werden auch von den Kunden anderer Banken benutzt.»

Laut Daten der ICIJ, der BBC und des britischen «Guardian» führte TrustNet eine Gruppe von 28 Direktoren, die als Papier-Repräsentanten in gut 21'000 Gesellschaften dienten; einzelne «Direktoren» hätten bis zu 4'000 Firmen vertreten.

Übrigens: Der Chairman von Portcullis-TrustNet, H. E. Tee Tua-Ba, wurde soeben zum (nicht-residierenden) Botschafter Singapurs in der Schweiz ernannt

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