In den zwei nächsten Jahren dürften sehr viele Kundenportfolios die Bank wechseln, behauptet Ray Soudah. Steueroptimierung erhält dadurch einen neuen Stellenwert.

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Seit der Finanzkrise von 2007 ist in der Branche von einer grossen Konsolidierung die Rede. Bis auf wenige Übernahmen ist in den vergangenen Jahren das grosse Bankensterben aber ausgeblieben.

Und das werde noch ein bis zwei Jahre so weiter gehen, erklärt Ray Soudah, Gründer und CEO des M&A-Beratungsnunternehen Millenium Associates, im Gespräch mit finews.ch.

«Heute will niemand Banken übernehmen, bei denen man nicht zu 100 Prozent weiss, was sich genau in ihnen befindet», sagt Soudah. Die Gefahr, nicht steuerkonforme Kunden zu übernehmen, sei viel zu gross.

Schwieriges Umfeld

Derzeit würden verschiedene Kräfte wirken, die das Umfeld für Übernahmen schwierig machen würde, so der Experte weiter. «Im Private Wealth Management ist es in den letzten Monaten zu einem Umdenken bei europäischen und amerikanischen Kunden gekommen», sagt Soudah. Diese hätten realisiert, dass sie «auf irgendeine Weise» steuerkonform werden müssten. Diese Veränderung in der Kundenstruktur erschwere die Übernahme- und Fusionskaktivitäten in der Branche erheblich, so Soudah weiter.

Aber auch die Banken selber würden mittlerweile nur noch steuerkonforme Kunden akzeptieren. Dazu seien sie mehr oder weniger gezwungen, allein schon auf Grund der diversen Richtlinien, die von der Finma oder der OECD auferlegt wurden. Die Einführung des FATCA-Abkommens Anfang 2014 werde diesen Prozess noch verstärken.

«Ist dieser Schritt jedoch vollzogen, dürften zahlreiche Transaktionen im Private-Wealth-Management stattfinden», zeigt sich der Millenium-Associates-CEO überzeugt.

Nur noch Weissgeld erwünscht

Konkret: «In rund zwei Jahren werden wir viele M&A-Deals sehen. Allerdings werden wir uns wegbewegen von der klassischen Übernahme von Banken, hin zur Übernahme von einzelnen Kundenportfolios», erklärt Soudah.

Denn bei der Übernahme einer ganzen Bank könne sich der Käufer nicht sicher sein, dass alle Portfolios 'weiss' seien, sagt Soudah.

Globale Lösung anstreben

Soudah weisst auch darauf hin, dass es heute in der ganzen Steuerthematik stets um Kunden aus Europa oder den USA gehe. «Der Rest der Welt wird momentan nicht in diese Diskussion eingeschlossen», stellt der Fachmann fest. Doch in nicht allzu ferner Zukunft würden auch viele andere Staaten nachziehen und von ihren Bürgern Steuerkonformität verlangen.

Deshalb sollte die Schweiz globale Richtlinien für die Vermögensverwaltung initiieren und nicht bloss Lösungen mit Europa und den USA suchen, betont Soudah. 

Steueroptimierung als Option

Damit die Schweizer Geldinstitute auch in der Zukunft konkurrenzfähig blieben, müssten sie mehr als nur das Bankgeheimnis anbieten, sagt der Bankfachexperte weiter. «Sie müssen mehr auf die Kunden eingehen und ihnen massgeschneiderte Produkte und Lösungen anbieten. Steueroptimierung in legalem Rahmen ist dabei durchaus eine Option», rät Soudah.

Dies bedeutet aber auch, dass nicht jedes Produkt für jeden Kunden respektive für jede Nationalität gleich gut geeignet sei, unterstreicht Soudah. Vielmehr müssten die Produkte  den jeweils lokalen Steueranforderungen des Heimatlandes des Kunden genügen.

Dies wiederum fordere einen Mehraufwand und eine breitere Produkte-Palette von den Schweizer Anbietern, sagt Soudah.


Ray_Soudah_3Ray Soudah zählt zu den vielseitigsten Bankexperten, die aus der Schweiz heraus tätig sind. Der gebürtige Zypriote absolvierte die Harvard Business School sowie die französische Business-Schule Cedep, bevor er Anfang der siebziger Jahre eine steile Karriere in der Finanzwelt einschlug. Er hatte leitende Funktionen bei der Citigroup und Montagu inne.

Von 1998 bis 2000 arbeitete Soudah als Managing Director im UBS Private Banking. Dort gründete und leitete er das Team für strategische Unternehmensakquisitionen und war dabei Mitglied des Executive Board der Private-Banking-Sparte.

Im Mai 2000 machte sich Soudah selbständig und gründete die Millenium Associates, ein Beratungsunternehmen für M&A-Aktivitäten auf globaler Ebene.

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