Nach dem Gold-Crash und grossen Mittel-abflüssen bei Goldfonds verzeichnen diese erstmals wieder Zuflüsse. Gold-Kritiker warnen aber vor einem neuen Preissturz.

Seit dem Gold-Crash vom 19. März zogen Investoren stetig Gelder aus Gold-Fonds ab. In den letzten zwei Wochen bewegt sich der Goldpreis mehr oder weniger konstant um 1'460 Dollar pro Unze. Trotz der Preisstabilisierung verzeichneten Goldfonds Mittelabflüsse.

Nun scheint ein Wendepunkt erreicht zu sein. Erstmals seit dem 19. März fliessen wieder Mittel in den amerikanischen Gold-Fonds SPDR Gold Trust, der Goldbarren zur Besicherung der Kundeneinlagen verwahrt. Diese Hinterlegungen sind nun um 2,71 Tonnen auf 1054,18 Tonnen gewachsen, berichtet das Online-Portal «Wallstreet Online».

Unsichere Daten

Vor allem die Nachfrage nach physischem Gold in Indien habe den Goldpreis in den vergangenen Wochen getragen, wie finews.ch berichtet. Ähnliche Beobachtungen machen auch die Experten von «Wallstreet Online». Sie warnen aber davor, die veröffentlichen Gold-Umsatzzahlen voreilig zu interpretieren.

«Es drängt sich der Verdacht auf, dass weitaus mehr Münzen und Barren verkauft wurden als bisher vermutet. Es könnte aber auch weniger sein. Das erzeugt Unsicherheit am Goldmarkt», sagt Jochen Stanzl, Rohstoffanalyst beim Rohstoffblog Limitup.de gegenüber «Wallstreet Online».

Keine Gründe für Gold-Besitz

Manny Roman, der CEO des grössten kotierten europäischen Hedge-Fund-Managers, Man Group, warnt vor einer Gold-Euphorie. Es gebe sechs Gründe, Gold zu besitzen. Viereinhalb davon seien unberechtigt, ein halber sie halb-berechtigt, und einer sei ein guter Grund, sagt Roman an einer Verantsaltung in London gemäss dem News-Portal «eFinancialNews».

Gold sei kein Hedge gegen unerwartete Inflation, kein Hedge gegen Währungsschwankungen, kein sicherer Hafen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten oder Hyperinflation, und es gebe kein Ausgleich des Goldpreises, so Roman.

Nachfrage kann steigen

Ein Argument, das Roman halb akzeptiert, ist, dass Gold ein Hedge gegen tiefe Leitzinsen sei. Doch dafür gebe es zu wenig unterstützende Daten, fügt der Man-CEO gemäss «eFinancialNews» an.

Das einzige Argument, das Roman für den Goldpreis zulasse, sei, dass die Goldnachfrage noch stark steigen kann, weil der Gold-Besitz bei vielen Leuten noch sehr tief sei. So halte China beispielsweise nur ein Achtel der Reserven der USA, was den Goldpreis vorantreiben könnte.

Natürliche Untergrenze

Die einzige Sicherheit beim Goldpreis seien überdies die Produktionskosten. Diese stellen eine natürliche Untergrenze des Goldpreises dar. «Ich würde in einer Wette eher 1'000 als 1'900 Dollar dafür nehmen», sagt Roman dazu gemäss «eFinancialNews».