Der Börsen-Einbruch kommt. Und das Gold wird wieder nach oben streben: Felix Zulauf, der legendäre Geldmanager, äussert denkwürdige Warnungen.

Wohin weist der grosse Trend? Die optimistischen Stimmen haben momentan wieder Oberhand. Doch inmitten der Frühlingsstimmung bleibt sich Felix Zulauf treu – also skeptisch.  

Der Schweizer Hedge-Fund-Manager malt erneut ein düsteres Zukunftsszenario. In einem Text, den er für die brasilianische Grossbank Itaú BBA verfasst hat, äussert er grundsätzliche Zweifel am Tun der Notenbanker, der Politiker (zumal in Europa) – und auch der Anleger.

Gerade hier, an den Märkten, herrsche wieder einmal die Logik der Herde. «Ich höre, wie alle Strategen das gleiche Lied singen», berichtet Zulauf, «aber auch viele Anleger: 'Wir kaufen Aktien mit anständigen Dividenden und soliden Geschäftsmodellen, denn das ist besser als Obligationen oder Cash."»

Stimmung gut, Grundlagen egal

Das sei ja nicht unwahr, und es mache sogar Sinn – bis zum Punkt, wo es nicht mehr Sinn macht. Dabei zitiert Zulauf den legendären Marktstrategen Bob Farrell mit dem Satz: «Wenn alle Experten sich einig sind, wird etwas anderes passieren.»

Die Frage lautet nur: Wann?

Das Grundproblem dabei ist für Zulauf, dass man sich offenbar auf einen neuen Konsens geeinigt hat – die Zukunft bringt nun doch solides Wachstum, sie bringt allenfalls mehr Inflation sowie höhere Zinsen und bessere Unternehmensgewinne. So das vorherrschende Szenario.


ErdeDie 9 grossen Szenarien: So geht es weiter mit der Weltwirtschaft


Allein: Dieser Konsens werde von den Daten leider nicht erhärtet. Die Unternehmenszahlen? Waren in den letzten Monaten eher enttäuschend. Die weltwirtschaftliche Lage? Sei sehr fragil, zum Beispiel angesichts einer wachsenden Schuldenblase in China (bei sich abschwächendem Wachstum). 

«Es bringt nichts, diese Maschine zu stimulieren»

Ganz grundsätzlich bezweifelt Zulauf, dass die Industriestaaten auf den Wachstumspfad früherer Jahrzehnte zurückkehren können – die strukturellen Schulden und die demographischen Probleme stünden dem entgegen. In dieser Lage würden am Ende aber auch die ganzen Gelddruck-Bemühungen der Zentralbanken nichts mehr bringen. «Es ist sinnlos wenn nicht sogar schädlich, eine Maschine zu stimulieren, die nicht schneller laufen kann.»

Einziges politisches Mittel wäre eine massive Reform auf der Angebotsseite: weniger Steuern, weniger Ausgaben, weniger Regulierung. Aber der Wille zu solchen Massnahmen sei allenfalls in China spürbar. «Die Welt bewegt sich in all diesen Punkten in die falsche Richtung.»

In Europa aber wollen sich die verschuldeten Politiker wieder etwas mehr Grosszügigkeit leisten; Italien und Frankreich drängen ja offen auf eine Abkehr vom Austeritäts-Druck. Die Frage ist nur: Was bringt das im Grundsatz?

«Bis in den Sommer hinein aufwärts streben»

Zulaufs Antwort: «Die Pläne, die wir bislang (in Europa) gesehen haben, führen nicht zu einer ökonomischen Verbesserung. Aber die Märkte werden diese neue Melodie trotzdem lieben, und mittelfristig überverkaufte Segmente an den Finanzmärkten dürften bis in den Sommer hinein aufwärts streben – von Rohstoffen zu Schwellenländer- und europäischen Peripherie-Aktien.»

Noch sei das Momentum an den grossen Börsen überzeugend: Man könne sogar auf einen Klimax hoffen, also auf einen euphorischen Schwung. «Ähnlichkeiten zum Goldpreis im Frühjahr 2011 fallen einem ein», so Zulauf: «Damals war die Überzeugung, dass es mit dem Gold nur noch aufwärts gehen könnte, ebenso extrem wie heute bei den Aktien.»

Der lange Bullentrend des Goldes

Aber eben: Die fundamentalen Daten verbessern sich nicht so sehr, wie dies die Aktienkurse andeuten. Wenn die Menschen diese Diskrepanz einmal durchschauen, drohe wohl eine schnelle und schmerzhafte Anpassung.

Beim Gold deuten die mittelfristigen Indikatoren für Zulauf darauf hin, dass ein Boden gefunden ist, von dem ein neues Rally ausgehen kann. Die Rückkehr zum grossen, säkularen Aufwärtstrend wird aber erst möglich, wenn die Weltwirtschaft in ihre nächste grosse Krise eintritt – «irgendeinmal innerhalb der nächsten zwei Jahre.»

Man müsse sich also noch eine Weile darauf gefasst machen, dass das Gold im Rahmen der Hochs und Tiefs der letzten zwei Jahre weiterpendelt.