Eine bislang kaum beachtete Studie zeigt: Unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz müssen sich warm anziehen. Ein Grossteil sei zu klein, um zu überleben.

Es wirkt fast ein bisschen wie ein Scheuklappeneffekt. Die «NZZ» verweist auf brisante Daten, die in der Schweizer Finanzbranche noch kaum beachtet wurden. Es ist eine Studie der Aite Group, einer Beratungsfirma für die Finanzbranche mit Sitz in Boston, und diese Untersuchung befasst sich den unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz: «Switzerland's Independent Asset Management Sector: Do or Die?»

Und die Analysten aus Amerika malen ein ziemlich düsteres Bild. Von den 1980ern bis in die 2000er-Jahre hinein wuchs und wuchs der Markt stetig, so Stephen Wall, Senior-Analyst bei der Aite Group.

Um 36 Prozent jährlich vergrösserte sich der Markt. Doch genau aus den Gründen, die für dieses Wachstum sorgen, ergeben sich nun die grössten Herausforderungen. Denn die Kundenbasis besteht zu grossen Teilen aus Europäern, die vorher auch aus steuerlichen Gründen ihr Geld in die Schweiz brachten. Nun, so die Studie, überlegen sich diese, sich wieder zurückzuziehen.

Das härtere regulatorische Umfeld macht den Finanzplatz Schweiz weniger attraktiv für sie. «Vor allem die kleineren Vermögensverwalter haben sich so lange auf die falsche Kundenbasis gestützt», so Wall. «Nun gilt es, sich neu zu erfinden»,

76 Prozent gefährdet

Und diese kleineren Firmen machen den grössten Anteil am Markt aus. 76 Prozent aller Vermögensverwalter in der Schweiz managen laut den Aite-Daten weniger als 250 Millionen Franken. Und das ist für ihn die Grenze, ab der die Vermögensverwalter profitabel arbeiten können. Derselbe Anteil beschäftigt nur fünf Personen oder weniger – auch das, so Wall, sei ein negatives Zeichen.

Das alles führe nämlich dazu, dass es im Sektor keine wirklichen Strukturen gebe. Die Firmen seien isoliert, hätten keinen Zugang zu genug Innovationen, um so an nötige effizientere Technik und Geschäftsprozesse zu gelangen. Es sei daher nötig, die Kommunikation unter den unabhängigen Vermögensverwaltern zu fördern. Nur so lasse sich deren Aus verhindern.

Auf neue Werte besinnen

Einige Banken engagieren sich bereits in dem Feld. So haben etwa sowohl die Credit Suisse als auch die Bank Vontobel Plattformen für unabhängige Vermögensberater ins Leben gerufen. Auf diesen Social-Media-Portalen können sie sich austauschen und durch den Dialog die eigene Weiterentwicklung vorantreiben.

Neben der stärkeren Vernetzung sieht Wall es auch als unumgänglich an, dass die strauchelnden Firmen sich in anderen Regionen als bisher nach Kunden umschauen. Lateinamerika oder aufstrebende asiatische Länder bieten da Potenzial. Und statt sich auf die Sicherheit vor Steuerzahlungen zu fokussieren, müssten sie sich auf andere Werte besinnen. Sicherheit, Zuverlässigkeit, Professionalität und Diskretion seien uralte Schweizer Werte, die –Regulierung hin oder her – in der ganzen Welt geschätzt werden.

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