Nicht immer bekommen TV-Zuschauer die ganze Geschichte erzählt, wenn eine Story kontrovers daherkommen soll. Sindy Schmiegel von der Bankiervereinigung vervollständigt, was die «Rundschau» weggelassen hat.

Sindy Schmiegel 13Sindy Schmiegel ist Leiterin Kommunikation UK bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Im Rahmen der Bemühungen der Banken, den Steuerstreit mit den USA beizulegen, müssen sie Unterlagen zu ihrem US-Geschäft an die US-Behörden übermitteln. Darin werden auch Namen von Mitarbeitenden enthalten sein.

Die SRF-«Rundschau» sendete nun am 12. Juni 2013 einen Beitrag, dessen Ausgangsthese war: Den kleinen Bankangestellten geht es an den Kragen, die Bosse «laufen weiter frei herum».

Rundschau 1

Ein zentraler Baustein ist nicht zentral genug

Wovon aber die Zuschauer im ganzen Beitrag nichts erfuhren: Kommt ein entsprechendes Bundesgesetz zustande, werden die Banken weitreichende Schutzpflichten gegenüber ihren Mitarbeitenden übernehmen müssen, und zwar unabhängig von deren Hierarchiestufe.

Dieser Punkt im Bundesgesetz ist ein zentraler Baustein im US-Steuerstreit, aber offenbar nicht zentral genug, wenn eine Redaktion festlegt, in welche Richtung skandalisiert werden soll.

Anhören ja, senden nein

In den publizistischen Leitlinien des SRF heisst es: «Sachgerecht ist die Berichterstattung, wenn sie alle verfügbaren Fakten in Betracht zieht und nur darstellt, was nach bestem Wissen und Gewissen für wahr gehalten wird. (...) Sie erfordert Transparenz, welche die Quellen nach Möglichkeit offenlegt, und sie verlangt eine faire Darstellung der anderen Meinung (‹audiatur et altera pars›)».

Das SRF hat die Seite der Banken-Arbeitgeber, die sich zu den weitreichenden Schutzpflichten verpflichten mussten, selbstverständlich angehört, nämlich am vergangenen Montag fast eineinhalb Stunden lang. Der Zuschauer jedoch sieht im Beitrag davon genau null Minuten.

Der Bankberater verkauft – die TV-Redaktion auch

Liebe Fernsehkonsumentinnen und -konsumenten, bitte erinnern Sie sich stets daran: Was Sie zu sehen bekommen, sehen Sie durch die Brille einer Redaktion. Seien Sie sich bewusst, dass auch Medien etwas verkaufen wollen, nämlich eine Sendung, in der es möglichst hart zur Sache geht. Das bringt ordentlich Quote.

Denken Sie vor allem daran, wenn Sie den nächsten Bericht sehen, in dem Bankberater angeprangert werden, die Produkte verkaufen, die besonders einträglich sind.