Was sollen Finanzprofis oder solche, die es werden wollen, lesen? finews.ch präsentiert beliebte Bücher, die zu lesen sich offenbar lohnt. Nicht alle fallen in die «How-to»-Kategorie.

Als sich die Mediengesellschaft American Public Media bei US-Finanzpublizisten nach dessen Lieblingsbüchern über Geld erkundigte, nannte die Mehrheit der Experten das Buch «Debt, the First 5'000 Years» von David Graeber. In diesem Buch vertieft sich ein Anthropologe in die Ursprünge der Schulden-Systeme.

Ein anderer Tipp, der von CBS-Newsanalyst Jill Schlesinger stammt, ist «The Bankers' New Clothes: What's Wrong with Banking and What To Do About It». In diesem Werk zeigen die beiden Autoren Anat Admati und Martin Hellwig, wie eine Regierung in der Lage sein könnte, Finanzinstitute besser zu regulieren, ohne dabei das Wachstum der Branche zu verlangsamen (siehe weiter unten)

Trockene Ökonomie spannend gestaltet

Will man aber der Disziplin Ökonomie und Finance auf pragmatische Art und Weise näher kommen, dann gibt es einen Haufen anderer wertvoller Büchertipps. So wird zum Beispiel oftmals «The Undercover Economist» von Tim Harford genannt. Auf deutsch: Ökonomie, warum die Reichen reich sind und die Armen arm und Sie nie einen günstigen Gebrauchtwagen bekommen.

Dieses Buch gibt Einblicke in die Spielregeln der Wirtschaft. Mit einem Erzähltalent, das selbst die trockene Ökonomie zum spannenden Erlebnis macht, deckt der Autor die Gesetze des Marktes auf, die hinter alltäglichen Ereignissen lauern, steht im Klappentext.

Dem gleichen Genre zugeordnet ist das Werk «Freakonomics» von Steven Levitt & Stephen Dubner. In diesem Buch werden eine Vielzahl gesellschaftlicher Themen ökonomisch durchleuchtet. Es werden Fragen aus verschiedensten Gebieten beantwortet, Fehleinschätzungen korrigiert und Verbindungen hergestellt, an die man oft nicht einmal ansatzweise denkt.

In den USA beliebte Bücher

Auf US-amerikanischen Portalen wie «mainstreet.com» wird die Lektüre «How to Lie With Statistics» von Darrell Huff erwähnt. Obwohl das Buch aus den 1950ern stammt, sei es dennoch inhaltlich aktuell, heisst es. Die beschriebenen Fallstricke und Tricks rund um Statistiken und ihre Manipulation geben wertvolle Hinweise, wie man Zahlen und Statistiken werten sollte.

Aber auch die Schrift «Rich Dad, Poor Dad» zählt in den USA als Bestseller. Auf deutsch: Was die Reichen ihren Kindern über Geld beibringen. Robert T. Kiyosaki rät dabei den Kindern schon von klein auf beizubringen, wie unser Geldsystem funktioniert.

Darüber hinaus wird auch die Publikation «Tap Dancing to Work» von Carol Loomis genannt. Dieses Buch enthält praktisch alle Fortune-Magazin-Artikel zwischen 1966 und 2012 über den Grossinvestor Warren Buffett, zusammengefasst und kommentiert von Carol Loomis.

Bill Gates bloggt

Schliesslich kommt auch «Think and Grow Rich» von Napoleon Hill oftmals vor. Auf deutsch: Denke nach und werde reich. Ebenso ist die Veröffentlichung «Secrets of the Millionaire Mind» von T.Harv Eker oben auf der Liste der Lieblingsbücher. Auf deutsch: So denken Millionäre.

Auch erfolgreiche Manager teilen  mit der Öffentlichkeit ihre Lektürelisten. Zum Beispiel Bill Gates in seinem Blog. Er interessiert sich vor allem für ungewöhnliche Bücher. Etwa «The Box: How the Shipping Container Made the World Smaller and the World Economy Bigger». Die ganze Liste finden Sie hier.

Shortlist für den Wirtschaftsbuchpreis

Im deutschsprachigen Raum haben es aktuell zehn Bücher auf die Shortlist für den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis geschafft. Eines davon wird den mit 10'000 Euro dotierten Preis gewinnen, der im Oktober im Rahmen der Buchmesse in Frankfurt verliehen wird.

«Im Widerstand gegen den Neoliberalismus muss das soziale Denken und damit die Sozialdemokratie aus ihrer defensiven Haltung aufgerüttelt und durchsetzungsfähiger gemacht werden. Crouch argumentiert in diesem Buch, warum ausschliesslich die sozialdemokratische Bewegung in der Lage ist, die notwendigen Massnahmen einzufordern und durchzusetzen.»

«Lachende Unternehmen gehen unter», sagt Dueck und meint die höhnisch lachenden. Die Banken höhnten über die Internetbanken, Kodak über die Digitalkameras, Brockhaus über Wikipedia, der Buchhandel über das E-Book. Und wo stehen wir heute? Alle, die heute angesichts des radikalen digitalen Wandels abwinken oder lachen, sind morgen weg vom Fenster, lautet Gunter Duecks impulsgeladene Prognose.»

«Anat Admati und Martin Hellwig kommen eindeutig zu dem Schluss, dass es keineswegs notwendig ist, die Vorzüge des Systems zu opfern, um die Banken gesünder und sicherer zu machen. Damit die zu schwache Regulierung von Banken nicht zur nächsten Krise führt, setzen sich Admati und Hellwig für ambitionierte Reformen ein und schlagen eine Reihe von einfach umzusetzenden Schritten vor.»

«Die Welt der Wirtschaft ist eine Männerdomäne. Im mittleren Management ist es für Frauen oft unmöglich, Karriere und Familie zu verbinden, und keine Frau hat es an die Spitze eines deutschen Konzerns geschafft. Uwe Jean Heuser und Deborah Steinborn zeigen in ihrem Buch: Unser Wohlstand ist nur zu halten, wenn Frauen in der Wirtschaft vorankommen.» 

«Eindrucksvoll vermittelt John Lanchester den berühmten 99 Prozent die Hintergründe der Finanzkrise. Es sind jene, die alles zahlen dürfen, aber noch nie verstanden haben, wofür sie bezahlen und warum. Unterhaltsam und verständlich entwirrt der Autor jedem Laien, warum die Finanzwelt und die globale Welt seit Jahren erschüttert werden und die Ursachen noch immer nicht behoben sind.»

«Frank Riedel erklärt, wie es passieren konnte, dass eine einfache Risikoformel ein Auslöser für den Riesencrash werden konnte. Durch eine fehlerhafte Konstruktion beschwor sie genau die Risiken herauf, die sie eigentlich disziplinieren sollte. Kombiniert mit Marktmacht und falsch regulierten Märkten entwickelte eine in Banken alltäglich eingesetzte Formel die Kraft einer Atombombe.»

«Robert und Edward Skidelsky zeigen auf, wie führende Denker von der Antike bis ins 21. Jahrhundert über Entstehung und Gebrauch des Reichtums, aber auch über ein erfülltes Leben jenseits der Arbeit nachgedacht haben. Sie benennen sieben Basisgüter wie Sicherheit, Respekt, Musse und Harmonie mit der Natur, auf denen eine Ökonomie des guten Lebens aufbauen muss. Vor allem aber machen sie Mut, Wirtschaft wieder neu zu denken: als moralisches Handeln von Menschen, die in Gemeinschaften leben.»

«Taleb schickt Risikomanagement und Prognostik in die Wüste. Nicht indem wir Zufälle und Ungewissheit um jeden Preis abzuwehren versuchen, gewinnen wir, sondern indem wir sie zu Stärken ummünzen. Talebs Konzept der Antifragilität ist eine grosse, praktisch-philosophische Antwort auf die Herausforderungen unsicherer Zeiten.» 

«Georg von Wallwitz unternimmt einen Versuch, zu erklären, was wir für unerträglich kompliziert halten: wie unser Kapitalismus entstand; wer ihn sich ausgedacht hat; wofür er gut ist und wofür er überhaupt nichts taugt; wie man sein Land ruiniert und wie man es vermeiden kann; wie man der Armut entgeht; warum man Steuern zahlen sollte; Gerechtigkeit und Verteilung; Krisen und Wachstum; Gier und Banken; Real- und Finanzwirtschaft; und: Spielt Geld überhaupt eine Rolle? Voilà die gesamte Ökonomie auf kleinstem Raum.» 

«Der Autor konzipiert die Rechtsordnung als eine Infrastruktur zur Ausübung von Freiheiten. Richtschnur der Gesetzgebung sollte demnach sein, Menschen die Verwirklichung eigenverantwortlich gefasster Entschlüsse zu ermöglichen.»

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