Im 1. Halbjahr 2013 war Palladium das erfolgreichste aller Edelmetalle. Die Hintergründe von Stephan Müller, von Swiss & Global.

Von Stephan Müller, Product Management & Development, Swiss & Global Asset Management

Die Edelmetallmärkte wurden in den ersten beiden Quartalen 2013 heftig durchgeschüttelt. Analysiert man die möglichen Hintergründe für die grossen Preisbewegungen, klafft eine grosse Lücke zwischen der Verfassung der Realwirtschaft und der Entwicklung an den Finanzmärkten.

Weder ist die globale Schulden- und Wachstumskrise gelöst, noch sind elementare Grundvoraussetzungen für eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft in den USA, Japan und Europa in greifbarer Nähe.

Ein anschauliches Beispiel

Dennoch hat beispielsweise der Goldpreis zwischenzeitlich um über 25 Prozent korrigiert. Das gelbe Edelmetall ist auf Grund seiner Bedeutung ein anschauliches Beispiel wie kurzfristige Marktopportunitäten eine Preisentwicklung auslösen können, die von der Realität entkoppelt ist.

Weder hat sich ein stabiles Wirtschaftswachstum eingestellt, noch darf von einer materiellen Erholung des Arbeitsmarktes ausgegangen werden. Wäre dies gegeben, müsste der Goldpreis zu Recht korrigieren, da die Risikoprämie wegfiele.

Positives Engagement

Gleichzeitig müssten Edelmetalle wie Platin und Palladium, die vor allem in der Industrie Anwendung finden, deutlich an Fahrt gewinnen. Aber auch das geschah nicht. Alle Edelmetalle waren von massiven Preiskorrekturen betroffen, unbesehen von teilweise ermutigenden Autoabsatzzahlen, welche unter normalen Verhältnissen insbesondere für Palladium positiv wären.

Im Gegensatz zu Silber und Gold haben sich aber Investoren bei Palladium mit mehr positivem Engagement in Szene gesetzt und die Preiskorrekturen für Zukäufe genutzt. Dies lässt sich anhand der wachsenden Deckungsbestände der Palladium ETFs verfolgen.

Palladium als Lead-Indikator

Palladium konnte sich zwar dem Sog des Goldmarktes als Lead-Indikator für Edelmetalle nicht entziehen, aber im Unterschied dazu ganz klar positive Akzente setzen. Nach den signifikanten Korrekturen im Bereich der Edelmetalle konnte sich Palladium im April um rund 18 Prozent und im Juli um rund 11 Prozent erholen. Die Widerstandskraft des Palladiums lässt sich mit zwei Entwicklungen begründen.

Einerseits haben sich die weltweiten Autoabsatzzahlen – trotz Rezessionsängsten – besser als erwartet entwickelt und die verschärften Vorschriften betreffend Emissionsstandards in China mit der China-V-Norm und in Europa mit der EURO V resp. VI Norm beginnen zu greifen.

Wenig Attraktivität

Die Emissionsstandards bauen den nötigen Druck auf, um PKWs und Heavy-Duty-Dieselaggregate auf effizientere Verbrennungsprozesse umzustellen. Andererseits sorgt die limitierte Mienenförderung dafür, dass Angebot und Nachfrage nicht ausgeglichen sind, sondern der Palladiummarkt eine leichte Angebotsverknappung aufweist.

In der Kombination sind diese beiden Faktoren für den Zuspruch der Investoren wichtig. Die Investoren haben bei Gold und Silber auf fallende Preise gewettet, und auf Grund der damit verbundenen negativen Marktmeinung haben nur wenige Anleger die Preiskorrekturen als attraktiven Einstiegspunkt bewertet.

Das erfolgrreichste Edelmetall

Bei Palladium scheint hingegen ein Konsensus darüber zu bestehen, dass die Korrekturphasen keinen negativen Trend manifestieren, sondern einen willkommenen Einstiegspunkt darstellen. Vor diesem Hintergrund konnte sich Palladium dem negativen Trend der anderen Edelmetalle entziehen und hat sich seit Jahresbeginn in einer Bandreite von 10 Prozent bewegt.

Seit Jahresbeginn ist der Palladiumpreis um 5 Prozent gestiegen. Im 1. Halbjahr war Palladium demnach das erfolgreichste aller Edelmetalle und lässt dank seiner Qualitäten auf das 2. Halbjahr hoffen.

Die Aussichten auf weitere Kursavancen sind bei positiven Zahlen aus dem Automobilsektor durchaus intakt.